Gelobtes Land ist Veranstalter
Erste Jobmesse für Zugewanderte im Rhein-Hunsrück-Kreis
Hannah Wagner (Projektleiterin Gelobtes Land) und Achim Kistner (Geschäftsführer Regionalrat Wirtschaft Rhein-Hunsrück) stellen die Jobmesse für Zugewanderte in Simmern vor, die am Mittwoch, 2. April, in der Hunsrückhalle stattfindet.
Philipp Lauer

Eine Jobmesse für Zugewanderte findet am Mittwoch, 2. April, in der Hunsrückhalle in Simmern statt. Die Veranstalter, Gelobtes Land und der Regionalrat Wirtschaft, stellen das Angebot vor.

Gelobtes Land veranstaltet am Mittwoch, 2. April, von 15 bis 18 Uhr eine Jobmesse für Zugewanderte in der Hunsrückhalle in Simmern. Die Standortinitiative des Regionalrats Wirtschaft Rhein-Hunsrück richtet sich mit dem kostenlosen Angebot an Menschen allen Alters mit Migrationshintergrund und Geflüchtete. Achim Kistner, Geschäftsführer Regionalrat Wirtschaft, und Hannah Wagner, Projektleiterin Gelobtes Land, stellen die Messe im Gespräch mit unserer Zeitung vor.

„Die Menschen sind hier, und sie wollen arbeiten“, sagt Wagner. „Die Biografien und Kompetenzen, die sie in ihrer Heimat erworben haben, sind vielfältig und oft ein großer potenzieller Nutzen für unsere regionale Wirtschaft.“ Mit der Jobmesse wollen die Veranstalter sie gezielt ansprechen und unterstützen, in der Hunsrückhalle eine Atmosphäre zum Wohlfühlen schaffen. „Ein Job bedeutet auch Teilhabe und Integration. Der persönliche Austausch ist beim Besuch der Messe einfacher möglich, als im Unternehmen anzurufen oder sich formell zu bewerben. In der Begegnung von Mensch zu Mensch ist die Hemmschwelle nicht so groß“, sagt Kistner.

Veranstalter haben an alles gedacht: Experten, Lotsen, Dolmetscher, Kinderbetreuung und ein Fotograf

Auf der Messe werden neben Lotsen auch Dolmetscher bereitstehen, die vertieftere Gespräche in vielen Sprachen unterstützen können: zum Beispiel in Englisch, Spanisch, Arabisch, Dari/Farsi, Somali, Ukrainisch, Russisch, Türkisch und Tigrinya. Über Buttons werden Gesprächspartner signalisieren, welche Sprachen sie sprechen. Um auch Eltern mit Kindern die Teilnahme zu ermöglichen, gibt es eine Kinderbetreuung. Als besonderer Service wird ein Fotograf auf der Messe für die Teilnehmer kostenlos Bewerbungsfotos aufnehmen.

Die Messe wird sich grob in zwei Bereiche teilen: Auf der einen Seite stellen sich die Unternehmen mit Sitz oder Niederlassung im Rhein-Hunsrück-Kreis vor und können mit den Besuchern ins Gespräch kommen. Bislang haben sich rund 25 Unternehmen aus verschiedenen Branchen von Industrie, Elektro, Handwerk, Baugewerbe über Handel bis zum sozialen Bereich wie Altenpflege, Gesundheit und Erziehung angemeldet. Darunter auch Branchenverbände wie der des Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, der den Berufsstand vorstellen wird und an lokale Betriebe vermitteln kann. „Das sind alles Unternehmen, die klar sagen, wir stehen für Vielfalt und Toleranz, und die bereits die Erfahrung gemacht haben, wie bereichernd Vielfalt für das Unternehmen sein kann“, sagt Wagner. Noch bis 23. März können sich interessierte Unternehmen anmelden.

„Wir wollen, dass Leute zu uns kommen, nicht nur aus anderen Orten in Deutschland. Hier ist man willkommen, egal woher man kommt. Das versuchen wir zu leben, auch wenn es nicht jedem passt.“
Achim Kistner, Geschäftsführer Regionalrat Wirtschaft

Auf der anderen Seite stehen Partner der Veranstalter bereit, wie die Kreisverwaltung, das Jobcenter, die Arbeitsagentur, IHK Koblenz und Handwerkskammer mit der Kausa-Landesstelle Ausbildung und Migration sowie die Kreishandwerkerschaft und die Vhs. Sie können mit ihrer Expertise und Erfahrung bei Fragen zu Fördermöglichkeiten und dem Anerkennungsprozess von Qualifikationen aus dem Ausland zur Seite stehen. „So sind für viele Fragen direkt Experten da. Wenn sich im Gespräch etwa herausstellt, dass nur eine Teilqualifikation oder Weiterqualifizierung nötig ist, kann zum Beispiel die Arbeitsagentur beraten, wie diese gefördert werden kann“, beschreibt es Kistner. Nach dem Aufbau der Messe ist für die Unternehmen und Institutionen auch ein Block von anderthalb Stunden Zeit zum Netzwerken und zum Austausch eingeplant.

Für die Region soll die Jobmesse auch ein Statement setzen, dass man im Rhein-Hunsrück-Kreis willkommen ist und auch die Unternehmen hier Offenheit leben. „Wir haben uns bewusst entschieden, Gelobtes Land als Veranstalter zu setzen. Die Inititative hat zum Ziel, einen Sehnsuchtsort zu schaffen. Wir wollen, dass Leute zu uns kommen, nicht nur aus anderen Orten in Deutschland. Hier ist man willkommen, egal woher man kommt. Das versuchen wir zu leben, auch wenn es nicht jedem passt“, sagt Kistner. Von den menschlichen Aspekten ganz abgesehen, könne es zunehmend zu einem Standortfaktor für eine Region werden, wie offen ihre Bewohner sind, berichtet Wagner. Das sei zuletzt etwa bei einer Tagung in Cottbus thematisiert worden. „Es gibt Regionen in Deutschland, die sind wegen ihrer ablehnenden Haltung schon heute No-Go-Areas für qualifizierte Mitarbeiter aus dem Ausland“, sagt Kistner.

Fach- und Arbeitskräftemangel schon heute dramatisch

Dabei würde ohne zugewanderte Menschen schon heute vieles nicht mehr laufen im Land. Als ein Beispiel, an dem dies deutlich wird, nennt Wagner Fotoaktionen aus Krankenhäusern, die kürzlich in den sozialen Netzwerken viral gingen. Dafür stellte sich die Belegschaft zuerst komplett für ein Gruppenfoto auf und im Vergleich für ein Foto ohne die Mitarbeiter mit Migrationshintergrund: Kaum vorstellbar, dass das Gesundheitssystem so aufrechtzuerhalten wäre. Bei dem zunehmenden Fach- und Arbeitskräftemangel durch alle Branchen hinweg könne eine Jobmesse für Zugewanderte ein Mosaikstein sein, um dem entgegenzuwirken. „Wenn man sieht, wie viele Menschen fehlen, kann einem angst und bange werden“, sagt Wagner. „Wir machen seit Jahren darauf aufmerksam, und dennoch ist es bei vielen immer noch nicht angekommen. Dabei wird es jetzt schon teils dramatisch“, sagt Kistner.

Infos auf einen Blick: Jobmesse für Zugewanderte

Termin: Mittwoch, 2. April, 15 bis 18 Uhr

Ort: Hunsrückhalle Simmern, gut erreichbar mit dem ÖPNV

Teilnahme: Kostenlos und ohne Anmeldung

Weitere Infos unter www.gelobtesland.de/jobmesse

Interessierte Aussteller können sich beim Regionalrat Wirtschaft oder bei Gelobtes Land melden.

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