Die Nachwuchsregisseurin Anna Hepp trifft in ihrem Langfilmdebüt auf den renommierten deutschen Regisseur Edgar Reitz, einen Vertreter des Neuen Deutschen Films – im Hunsrück natürlich bekannt durch „Heimat“. Und in der „Heimat der Heimat“, eine Bezeichnung, die Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck für die Stadt Simmern geprägt hat, freut man sich nun darüber, Requisiten aus dem Dokumentarfilm über Edgar Reitz präsentieren zu können.
Es sind knapp 200 Fotos. Porträts, die im Film von Anna Hepp vorkommen. Im Laufe des Filmes wird auch der Titel „800 mal einsam“ erklärt. Die beiden Filmschaffenden schauen von der Bühne aus in den leeren Kinosaal der Essener Lichtburg und sinnieren dabei gemeinsam über die Kinokultur und Situation des Zuschauers während einer Filmvorstellung. Reitz empfindet, dass in einem Kino durch die besprochene Vorführung 800 Einsame zu einer Gemeinschaft werden würden, also „800 mal einsam.“
Darsteller aus den Reitz-Filmen
Im Film werden die 200 Porträtfotos aber auch auf den Kinosesseln platziert. Sie zeigen Personen, die mit dem filmischen Schaffen von Edgar Reitz verknüpft sind, wie unter anderem die Schauspieler Marita Breuer (Maria), Jörg Hube (Otto Wohlleben), Rüdiger Weigang (Eduard Simon) oder Jan Schneider alias Jakob Simon, Hauptdarsteller in „Die Andere Heimat“. Reitz selbst ist auf einem der Bilder ebenso zu sehen wie seine Ehefrau Salome Kammer. „Es sind nahezu alle Darsteller, die Reitz vor der Kamera hatte“, sagt Anna Hepp.
Und diese Porträts sind nun im Besitz des Hunsrück-Museums beziehungsweise der Stadt Simmern. Sie werden das neue Edgar-Reitz-Filmhaus zieren, das derzeit in der Werkstatt des ehemaligen Raumausstatters Ziegelmayer entsteht. Die neue Leiterin des Hunsrück-Museums freute sich über die Exponate, die die Regisseurin am Mittwoch persönlich in Simmern überbrachte und die das Filmhaus bereichern werden: „Die Fotos sind für uns von unschätzbarem Wert, weil darauf die Darsteller aller Filme von Edgar Reitz abgebildet sind“, sagte Kristina Müller-Bongard. Mitgebracht hatte die Regisseurin auch das Filmplakat ihres Dokumentarfilms über Edgar Reitz, das ebenfalls einen Platz im Filmhaus bekommen wird. Über die endgültige Ausgestaltung des Edgar-Reitz-Filmhauses gibt es schon Vorstellungen. Immerhin verfügt das Hunsrück-Museum im Schloss über einen reichhaltigen Fundus aus dem filmischen Schaffen von Edgar Reitz. Sie haben alle in irgendeiner Form mit den „Heimat“-Filmen zu tun.
Krieger und Lenin
Im Edgar-Reitz-Filmhaus werden die Gäste beispielsweise direkt am Eingang mit dem Kriegerdenkmal aus „Heimat 1“ begrüßt. Auch die mehr als vier Meter hohe Lenin-Statue aus „Heimat 3“ wird ins Filmhaus einziehen. Nachdem sie vor dem Simmerner Schloss im Sommer 2004 werbewirksam auf die Reitz-Abteilung im Museum hinwies, war die Figur nach Alterkülz aufs Gelände eines Steinmetzbetriebs umgezogen. Dort war sie aber bei der Dorfbevölkerung nicht willkommen und fristete später ihr Dasein beim Simmerner Bauhof. Jetzt kommt der Revolutionsführer aus Plastik wieder zu Ehren.
Das Edgar-Reitz-Filmhaus mit Leben füllen wird außerdem die letzte Filmklappe der „Heimat“-Dreharbeiten oder der Regiestuhl von Edgar Reitz. „Wir haben viele Exponate im Hunsrück-Museum und können immer mal tauschen, sodass die Exponate wechselseitig im Filmhaus oder im Schloss zu sehen sein werden“, erklärt Kristina Müller-Bongard. „Das Haus soll auch interaktiv genutzt werden“, erklärt Stadtbürgermeister Andreas Nikolay, „als Projektwerkstatt“. Eröffnet wird das Edgar-Reitz-Filmhaus am dritten November-Wochenende. Edgar Reitz wird in Simmern dabei sein.