Sangesfreudige Männer
Erfolgreiche Gründung: Chor aus Ellern präsentiert sich
Musikdirektor Hans-Gunther Ackva leitet den Ellerner Männerchor DaChor, der sich in den vergangenen Jahren zu einem echten Konzertchor entwickelt hat.
Dieter Diether

In loser Folge stellen wir unter dem Motto „Do is Mussig drin“ Ensembles aus dem Rhein-Hunsrück Kreis vor: Männerchöre haben es nicht leicht. Die Zahl der Ensembles ist rückläufig. Doch aus Ellern kommt ein Beispiel für eine erfolgreiche Neugründung.

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Die Situation der Chöre im Rhein-Hunsrück-Kreis ist schwierig. Doch es gibt eine erfolgreiche Chor-Neugründung – den aus einem Projekt in Ellern hervorgegangenen gemischten Chor Taktvoll, der heute fester Bestandteil des örtlichen Vereinswesens ist. Der Männerchor heißt nunmehr DaChor und der Verein insgesamt „ellernKULTUR“. Jetzt zeigt der Chor an zwei Wochenenden im Mai sein Können.

Der 1863 gegründete Ellerner Männergesangverein ist das älteste weltliche Gesangsensemble im Altkreis Simmern und neben Chören aus Kirchberg und Nannhausen-Nickweiler der einzige noch verbliebene Männerchor. Insgesamt ist die quantitative Entwicklung der Chorgemeinschaften im Kreis-Chorverband Hunsrück sukzessive rückläufig, was der Erste Vorsitzende Norbert Winter aus Laubach auch auf Profil und Angebot der Chöre zurückführt, die vielfach überaltert und deswegen schwerlich in der Lage sind, ihr Repertoire für jüngere Generationen anzupassen. Diese Betrachtung ist jedoch ambivalent, denn sie trifft selten auf Jugendchöre und moderne A-cappella-Ensembles zu.

MGV war quasi nicht mehr singfähig

Anfang 2025 bestanden 28 Chöre innerhalb des Sängerkreises, im Jahr davor waren es derer noch 30. Winter sagt: „Das Bild wird etwas verfälscht, weil die zahlreichen Kirchenchöre nicht bei uns organisiert sind und zudem auch nicht alle weltlichen Chöre.“ 612 Männer und Frauen und weitere 145 Jugendliche sind als Aktive im Sängerkreis registriert.

Die Entwicklung im 950-Seelen-Dorf Ellern gestaltete sich über die Jahre ähnlich wie bei anderen Männerchören. Nach den Corona-Wellen (erst das Verbot des Singens, später verschärfte Abstandsregeln) hatten sich viele ältere Sänger verabschiedet – über die Jahre 2020 und 2021 halbierte sich die Chorstärke von 36 auf 18 Aktive, und damit war der Männergesangverein quasi nicht mehr singfähig.

Chor meldet sich zurück

Eine kleine Gruppe verbliebener Sangesfreunde traf sich im Dezember 2021 zu einer Klausurtagung, die man mit Zukunftsworkshop überschrieb. „Primär waren wir natürlich auf der Suche nach neuen Männern für den MGV“, erinnert sich Vorsitzender Norbert Wirtz an die Tagung. Ein gemischter Projektchor sollte deswegen 2022 ins Leben gerufen werden, um weitere aktive Sänger zu gewinnen. Dieses Konstrukt war denn auch nur für wenige Monate bis zum Herbstkonzert im September vorgesehen. Es fanden sich mehr als 20 neue gesangsaffine Menschen zur ersten Chorprobe ein.

Am 15. Mai 2022 meldete sich der Chor nach zweijähriger Pause mit einem Stundenkonzert wieder in die Öffentlichkeit zurück. Sichtlich froh gelaunte Sängerinnen und Sänger präsentierten alte und neue Lieder, die sie seit Ende Februar neu einstudiert hatten.

Auf dem Weg zum Konzertchor

Recht schnell kristallisierte sich heraus, dass die „Neuen“ ihr Hobby nicht wieder aufgeben wollten. Und so ergab sich die Gründung des gemischten Chores Taktvoll mit einer Altersspanne von 30 bis 70 Jahren. Der verfügt mit der Sängerin und Gesangspädagogin Sarah Hickethier über eine exzellente Dirigentin.

Der bisherige Männerchor sollte sich mehr zu einem Konzertchor entwickeln, mit weniger Teilnahmen an Freundschaftssingen. Die jahrelang üblichen Veranstaltungen hatten sich auch etwas totgelaufen: Anwesende Chöre mit ihrem Anhang füllten das Auditorium, ergänzt von wenigen normalen Besuchern. Die Durchführung eher vielseitiger Konzerte mit weniger Gästen schien das Maß der Dinge.

Handschrift des Dirigenten ist unverkennbar

Dazu gehörte als wichtiger Baustein eine attraktive Auswahl auch jüngerer Lieder, um als moderner Chor wahrgenommen zu werden. Um alle Aktiven auf dem neuen Weg mitzunehmen, hat der Verein jedoch keinen radikalen Wandel vollzogen, sondern sich zwischen 2022 und 2025 in kleinen Schritten verändert.

Das ist nicht zuletzt ein besonderer Dienst des Dirigenten Heinz-Gunther Ackva aus Waldlaubersheim, Musikdirektor des Fachverbandes Deutscher Berufschorleiter. Der 63-Jährige avancierte 1984 zum damals jüngsten deutschen Chordirektor. Fünf Jahre darauf wurde ihm die höchste Auszeichnung seines Fachverbandes zuerkannt: der Titel Musikdirektor. Ackvas Handschrift ist im Ellerner Chor unverkennbar und zieht auch ortsfremde Sänger an. Von den 21 Aktiven kommt ein Drittel nicht aus Ellern, sondern zum Beispiel aus Argenschwang, Kastellaun oder Bad Sobernheim.

Ensemble tritt viermal auf

Heute überzeugt das Ensemble DaChor durch seine hohe Qualität, die durch eine kontinuierliche Probenarbeit gewährleistet wird. Darauf können sich Liebhaber der Chormusik an zwei Mai-Wochenenden freuen und Konzerte unter dem Motto „Forever Young“ besuchen. Jeweils um 18 Uhr singen die Ellerner Männer am Samstag. 17. Mai, in der katholischen Kirche Rheinböllen, am Sonntag, 18. Mai, in der Stephanskirche Simmern, am Samstag, 24. Mai, im Hunsrückdom Ravengiersburg und am Sonntag, 25. Mai, in der evangelischen Kirche Genheim.

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