Mehr als 700 Karten waren für die vier Vorstellungen bereits verkauft. „Die Karten behalten aber ihre Gültigkeit und gelten für die alternativen Termine am 11. und 12. November 2022 sowie für den 18. oder 19. November 2022“, verspricht der Regisseur.
Damit sind auch alle anderen Planungen, die mit so einer Aufführung verbunden sind, durcheinandergeraten. Laufende Kosten des Vereins müssen bezahlt werden, etwa der Unterhalt des Proberaums, die Kosten für Bühnenbau, Requisiten und Kostüme. „Das Bühnenbild für das geplante Stück Scrooge war fertig“, erzählt Hübschen, „da haben wir vieles selbst gemacht. Die Kostüme waren schon genäht. Das werden wir alles wohl im nächsten Jahr wieder verwenden können.“ Aber zu den Kosten gehören auch die Mieten für die Stadthalle, in der die Aufführungen stattfinden sollten und die Rechte, die man für ein Theaterstück bezahlen muss, um es überhaupt spielen zu dürfen. Die liegen zwischen 1800 und 2000 Euro.
„Insgesamt kann man mit Kosten zwischen 5000 und 15.000 Euro für die Produktion eines Theaterstückes rechnen“, meint Hübschen. „Es waren ja auch schon alle Plakate, Getränkekarten und Programmhefte gedruckt, die Pressetexte schon vorbereitet. Alles hat Kosten verursacht, die wir jetzt leider nicht einnehmen können.“ Besonders dankbar ist man da den Sponsoren, die den Verein nicht hängen lassen und gerade jetzt in der Pandemie weiter unterstützen. Wegen der finanziellen Einbußen macht dem Ensemble die Absage besonders schwer zu schaffen.
Aber es sind nicht nur die fehlenden Einnahmen, die hier eine Rolle spielen. Denn alle Akteure sind mit viel Leidenschaft und Engagement bei den Vorbereitungen dabei gewesen. Wie Philip Bösand, ein aktives Mitglied des Vereins berichtet, sind die Proben lang und sehr zeitaufwendig: „Wir haben seit August dreimal die Woche von 20 Uhr bis 22.30 geübt, und dann kommt die Absage. Das ist echt hart.“
Bereits seit 1985 gibt es das Bopparder Burgtheater, das als eingetragener Verein derzeit 40 Mitglieder hat. Nicht alle sind auf der Bühne mit dabei, es gibt auch Mitglieder, die nur den jährlichen Beitrag in Höhe von 18 Euro bezahlen. Acht Mitglieder sind in der Gruppe besonders aktiv, sie kümmern sich um die ganze Organisation und helfen bei allen möglichen Aktionen. Vor Corona gab es zweimal im Jahr eine Aufführung. Einige Stücke wurden wegen großer Nachfrage mehrmals gespielt. So sind den Boppardern die beiden Revueshows „Die Bar zum Krokodil“ und „Bombenstimmung“ immer noch in guter Erinnerung. Insgesamt 92 Mal kam „Die Bar zum Krokodil“ zur Aufführung.
Obwohl einige Stücke wiederholt gespielt werden, hat es doch jedes Mal einen neuen Akzent, denn die Rollen sind anders besetzt und werden immer wieder anders ausgelegt. So wurde auch „Scrooge“ schon zwei Mal gespielt. „Aber es ist niemals eine 1:1-Kopie des Stückes“, betont der Regisseur. Wichtig ist es allen, dabei Spaß zu haben und sich auf der Bühne und in ihren Rollen wohlzufühlen. „Die Truppe hier ist einfach toll. Hier treffen verrückte und spezielle Charaktere zusammen, und wir wollen einfach ein gutes Stück auf die Bühne zu bringen.“ Der Verein freut sich auch über neue Leute, die gern Theater spielen und mitmachen wollen.
Dabei ist man froh, dass man mit der Stadthalle Boppard einen tollen Spielort für die Aufführungen hat. Da stimme die Bühne, es gebe genügend Platz und eine gute technische Ausstattung.
Für die Zukunft wünscht sich der Verein aber mehr Unterstützung von der Stadt. „Generell wäre es schön, wenn die Stadt uns mehr entgegenkommen könnte“, sagt Moma Sorko, die für die allgemeine Organisation mitverantwortlich ist. Für viele kleine Anfragen müsse man oft große Hürden überwinden. Einfache organisatorische Dinge könnte man besser lösen, denn bisher ist es so, dass nach jeder Aufführung das komplette Bühnenbild abgebaut und für die nächste wieder aufgebaut werden muss. Das ist sehr aufwendig für alle, die hier mithelfen.
Obwohl in diesem Jahr die Enttäuschung groß war, gestaltete sich die Stimmung aber nicht nachhaltig schlecht. Eine tolle Abschiedsfeier ließ man sich nicht nehmen und hatte bei einem lustigen Abend noch viel Spaß. Optimistisch blickt man beim Bopparder Burgtheater in die Zukunft und freut sich auf die Spielsaison 2022 und darauf, den „Scrooge“ im November dann endlich wieder auf die Bühne bringen zu können.