Das lag zum einen an dem umfangreichen Programm, das einen ganzen Tag der Feier des fünfjährigen Bestehens der Städtepartnerschaft und dem Jubiläum 200 Jahre Auswanderung nach Brasilien widmete.
Los ging es am Sonntag mit einem ökumenischen Gottesdienst im Festzelt mit Timo Friedrich, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Emmelshausen, Pastor Christian Adams von der katholischen Kirche und Jörg Manderbach von der Freien Evangelischen Gemeinde. Manderbachs Frau konnte seine Predigt in brasilianisches Portugiesisch übersetzen, berichtet Alfred Muders. Der Emmelshausener ist treibende Kraft bei den Brasilienfreunden im Ort und war maßgeblich in die Organisation eingebunden. Nach einem Frühschoppen mit der Liesenfelder Dorfmusik Liedo wurde der neu gestaltete Partnerschaftskreisel am Ortsausgang in Richtung Halsenbach feierlich eingeweiht (wir berichteten).
Emmelshausen. Feierlich haben die Emmelshausener gemeinsam mit ihren Freunden aus der Partnerstadt Nova Petrópolis im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul den neuen Kreisel am Ortsausgang in Richtung Halsenbach eingeweiht.Wanderschuh erinnert an Auswanderung nach Brasilien: Kreisel verbindet Emmelshausen und Nova Petrópolis
Nach Auftritten der Kindertanzgruppen der Emmelshausener Karnevalsvereine ECV und FKK und des Musikvereins Emmelshausen spielte am Abend das Orquestra Municipal de Westfalia unter der Leitung von Lucas Eduardo Grave auf und bot den Gästen im voll besetzten Festzelt klassische und moderne Musik, Trachtentanz und ein Theaterstück zum Thema Auswanderung.
Bevor er für den Auftritt am Abend ein Trachtenhemd überstreifte, fiel Lucas Eduardo Grave tagsüber noch mit einem T-Shirt auf, das er sich eigens hatte anfertigen lassen, wie er berichtet. „Eisch sinn en Hunsricker“ steht auf einem gelben Ortschild darauf geschrieben. Unsere Zeitung berichtete bereits über den Musiker und seinen besonderen Draht in den Hunsrück, in Emmelshausen gab es nun die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch. „Ich habe mittlerweile viele Freunde hier. Seit einer ersten Tournee im Jahr 2015 komme ich eigentlich jedes Jahr mit einem der sechs Orchester, die ich leite, nach Europa“, berichtet Grave. In den neun Jahren seien nunmehr schon rund 400 Musiker unter seiner Leitung nach Deutschland gereist. Die gastgebenden Musikgruppen seien stets zu einem Gegenbesuch eingeladen worden, sagt er.
In Emmelshausen ist Grave nun bereits zum vierten Mal zu Gast, diesmal mit dem Orchester aus der Stadt Westfalia, einer Stadt ein gutes Stück von Nova Petrópolis entfernt, aber auch in Rio Grande do Sul gelegen. Während viele mit Brasilien hauptsächlich Samba und Bossa Nova verbinden, so sei für ihre Region eben die Musik der deutschen Einwanderer typisch.
„Beim Orquestra Municipal de Westfalia spielen Blasinstrumente die Hauptrolle, E-Gitarre, Bass und Schlagzeug sorgen für ein bisschen Big-Band-Charakter“, beschreibt er ihren Musikstil. Er nutzt die Reisen gern, um neue Kontakte zu knüpfen. „Es ist schön, so viele Freunde auch so weit von der Heimat entfernt zu haben“, sagt Grave. In den vergangenen fünf Jahren seien viele neue Städtepartnerschaften geknüpft worden, der Besuch aus Deutschland in Rio Grande do Sul habe stark zugenommen. „Dieses Jahr ist natürlich mit dem Jubiläumsjahr ein ganz besonderes. Ich hoffe, dass dieser Schwung erhalten bleibt“, sagt er. „Ich sage gern, wir wohnen nicht weit weg, nur zwölf Stunden weit.“
Bevor der Tag mit einem großen Zapfenstreich endete, gestaltet vom Musikverein für Heimatpflege Dörth, der Feuerwehr Emmelshausen und den Fahnenträgern des Schützenvereins Emmelshausen, zelebrierten die Vertreter der Partnerstädte die Freundschaft noch offiziell. Präsente wurden ausgetauscht, unter anderem überreichte Ute Klinkner-Ludwiczak ein Gemälde mit einer Ansicht aus dem Park an Darlei Wolf, den Bürgermeister aus Nova Petrópolis, das nun einen Platz im Rathaus der Stadt finden soll. Die Brasilienfreunde Emmelshausen nutzten die Gelegenheit zudem, um einen symbolischen Spendenscheck über 10.000 Euro zur Bewältigung der Folgen der Flutkatastrophe, die die Region im Süden Brasiliens im Frühjahr schwer getroffen hat, zu überreichen.
Während der eine oder andere Gast im Festzelt die typisch gemütliche Atmosphäre des Weinmarkts mit seinen Holzbuden vermisste, erwies sich die Entscheidung für diese Veränderung als eine richtige. „Wir wollten wegen des besonderen Programms die Sicherheit haben, dass wir auch bei schlechtem Wetter feiern können“, erklärt Alfred Muders den Schritt. „Angesichts des ergiebigen Gewitters am Samstagabend war das auch gut so.“
Brasilianer mixen Caipirinha
So blieben die Gäste auch am Samstagabend weitgehend trocken, und zwischen zwei Regengüssen konnte sogar das Feuerwerk gestartet werden und den Himmel über dem Park erleuchten. Insgesamt ziehen die Emmelshausener ein zufriedenes Fazit zum Weinmarkt, besonders der Sonntag sei von der Festmesse an bis in den späten Abend gut besucht gewesen.
Eine weitere Neuerung, die möglicherweise im nächsten Jahr beibehalten wird, betrifft das Getränkeangebot. Neben Wein von Rhein, Mosel und Nahe gab es auch Caipirinha, von den brasilianischen Gästen mitgebracht und gemixt. Das hochprozentige Getränk habe geradezu reißenden Absatz gefunden.