In der folgenden Serie werden wir unsere Ergebnisse vorstellen. Doch wir haben auch die Gelegenheit genutzt, mit den Eisdielenbesitzern ins Gespräch zu kommen, haben ihnen bei der Eisproduktion über die Schultern geschaut, dabei erfahren, dass Lebensmittelchemie oft eine genauso große Rolle spielt wie die Wahl der richtigen Zutaten und dass die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise im Prinzip alle dazu gezwungen haben, die Preise für eine Kugel Eis sowie einen Becher anzuheben.
1,30 und 1,50 Euro pro Kugel
Die Preisspanne im Kreis liegt aktuell zwischen 1,30 und 1,50 Euro pro Kugel, wobei die Preise in den Rheinorten etwas höher sind als auf den Hunsrückhöhen. Dennoch fiel die Anhebung moderat aus. „Wir können und wollen das gar nicht eins zu eins an unsere Kunden weitergeben“, sagt beispielsweise Roberto Ianitelli, der zusammen mit seiner Frau Conni das Eiscafé Torino am Marktplatz in Kirchberg betreibt.
Um seine Kunden dennoch für die gestiegenen Preise zu sensibilisieren, hat er an der Ladentheke einen Ausdruck hängen, auf dem zu sehen ist, wie die Lebensmittelpreise in den vergangenen Monaten angezogen haben. „Bei Zucker sind wir aktuell bei einer Verdopplung“, sagt Conni Ianitelli.
Auch Milch, Sahne sowie sämtliche Obstsorten seien deutlich teurer als noch in den Vorjahren. Hinzu kommt die Mehrbelastung durch die gestiegenen Stromkosten. Wie nahezu alle Eisdielen im Kreis stellen die Ianitellis ihr komplettes Eis selbst her, haben hierzu extra ein Labor eingerichtet. Alle Produktionsmaschinen laufen mit Starkstrom, zudem darf die Kühlkette nicht unterbrochen werden, wodurch auch die Gefrierschränke immer bereitstehen müssen, damit das Eis, das bei etwa minus 10 Grad aus den Maschinen kommt, anschließend auf minus 18 Grad heruntergekühlt wird, bevor es in die ebenfalls gekühlte Verkaufstheke kommt.
Preise knallhart kalkuliert
In allen Eisdielen wird mehrmals wöchentlich Eis hergestellt, in Kirchberg wird zu Hochzeiten täglich neues Eis produziert. Dadurch schnellt auch der Energieverbrauch in die Höhe. Dennoch ist es Roberto Ianitelli ein Anliegen, das Eisvergnügen auch für Familien bezahlbar zu lassen. Er würde es beispielsweise auch nicht übers Herz bringen, ein Kind wegzuschicken, das ihm nur einen Euro für eine Kugel auf die Theke legt. „Das Lächeln, mit dem das Kind unsere Eisdiele verlässt, ist ohnehin unbezahlbar“, sagt er mit einem Lachen.
Allerdings sind die Preise knallhart kalkuliert, lassen wenig Spielraum. Um diese halten zu können, verzichtet er auch auf „Chichi“, wie er es nennt. Das bedeutet, sein Obst wird nicht zu Figuren geschnitten, es gibt keine opulenten Becher. „Der Hunsrücker steht auf echtes, ehrliches Eis zu bezahlbaren Preisen. Und das wollen wir ihm hier bieten.“
Beim Eis kommt's auf die richtige Zusammensetzung an
Allerdings sind auch er und vor allem seine Frau Conni, die im Hause Ianitelli vorwiegend für die Eisproduktion zuständig ist, auch neuen Kreationen gegenüber offen. Als Inspirationsquelle dient dabei unter anderem das Feedback der Kunden, aber auch das ihrer Tochter. Die brachte sie beispielsweise auf die Idee, ein Anna-und-Elsa-Eis zu kreieren. Ein Eis in Anlehnung an die beliebten Figuren aus der Eiskönigin, das Conni Ianitelli aus Zuckerwatte herstellte.
Während viele Eisdielenbesitzer gerade bei den Klassikern auf alte Familienrezepte schwören, die oft seit vielen Jahrzehnten nie verändert wurden, sind die beiden Kirchberger Inhaber da ein wenig anders eingestellt. „Wir versuchen ständig, unser Eis zu verbessern, die perfekte Mischung aus Cremigkeit und einem angenehmen Geschmack hinzubekommen“, sagt Conni Ianitelli. Hierzu hat sie in der Vergangenheit auch immer mal zum Hörer gegriffen und sich Rat bei einem Lebensmittelchemiker geholt.
Nicht etwa, weil sie chemische oder Fertigprodukte in ihren Eiscremes verarbeiten möchte, sondern vielmehr, weil sie herausfinden will, wie das Zusammenspiel der einzelnen Inhaltsstoffe – dazu zählen Milch, Sahne, Butter, verschiedene Zuckersorten – zum für sie perfekten Eis führt. „Er hat das eingegeben und uns den Vorschlag gemacht, an dieser oder jener Stellschraube zu drehen“, berichtet die gelernte Hotelfachfrau.
Und auf diese Weise hat sie getüftelt, probiert, verworfen, bis sie das für sie perfekte Eis hatte. Im Laufe der Zeit hat sie ein Gefühl dafür entwickelt, wie die Zusammensetzung sein muss, um die gewünschte Konsistenz zu erhalten. Und so probiert sie, genau wie viele ihrer Kollegen, immer wieder neue Dinge aus, hat mittlerweile auch viele milchfreie und sogar vegane Sorten in der Auslage. So sind beispielsweise die Fruchteissorten aus natürlichen Früchten hergestellt. Teilweise aus TK-Produkten, teilweise aus frischen Produkten. Letztere haben aber laut Conni Ianitelli den Nachteil, dass der Geschmack unterschiedlich ist, dass sich das unmittelbar auf den Geschmack des Eises auswirkt, der – so das Bestreben – gleich bleiben soll.
Erinnerung an das Jahr, als das Kilo Vanille 500 Euro kostete
Das Mandel-Pistazie-Eis ist eins der wenigen, das eine Ausnahme bildet. Hier wird eine Paste in die Grundsubstanz eingerührt. „Das können wir auch nur deswegen anbieten, weil wir eine Mischung aus Mandeln und Pistazien anbieten, sonst könnten wir die Kugeln nicht für 1,30 Euro verkaufen“, sagt Roberto Ianitelli. Das bestätigen auch andere Eisdielenbesitzer.
Es klingt nicht nur nach dem Traum eines jeden Kindes, sondern sicherlich auch jedes Redakteurs: Lasst uns doch mal die Eisdielen im Kreis testen! Eine Idee war geboren – und wer sie in die Welt hinaus posaunt, der muss sie natürlich auch umsetzen.Kommentar zum Eisdielentest: Vanilleeisexperte in nur wenigen Tagen geworden
Im Eiscafé Toscani in Boppard erinnert man sich noch gut an das Jahr 2007, als es in Madagaskar, im Zentrum des Vanilleanbaus, ein Unwetter gab. In dem Jahr sei der Preis für ein Kilo Vanille auf 500 Euro angestiegen. Zum Vergleich: Aktuell liegt der Kilopreis bei rund 50 Euro. „Da mussten wir uns auch anders behelfen und konnten nicht mit Vanille arbeiten“, erzählt Ianitelli. Doch Improvisieren und vor allem Experimentieren gehört zum Berufsbild der Eismacher.
Der erste Teil unseres Eisdielentests hat uns nach Simmern geführt - und zwar zur Gelateria Venezia.Teil eins im Eisdielentest: In der Gelateria Venezia in Simmern gibt es jede Woche eine neue Sorte
Das zeigt sich auch am Rhein, wo die Inhaber einerseits Traditionen zu schätzen wissen, andererseits aber auch Neuerungen gegenüber aufgeschlossen sind. Im Eiscafé De Lorenzi, ganz in der Nähe des Marktplatzes, schwört Inhaber Fabio De Lorenzi beispielsweise beim Vanilleeis auf ein altes Familienrezept, das er nie verändert hat. Allerdings hat er – in Anlehnung an die Weinbauregion Mittelrhein – mittlerweile drei verschiedene Weineis-Sorten auf seiner Karte stehen, die sich nicht nur bei Touristen großer Beliebtheit erfreuen.