Gewerbetreibende beklagen massive Umsatzeinbrüche - "Kauf lokal" ist in der Corona-Krise wichtiger denn je
Einzelhandel: Fehlende Touristen in Boppard haben gravierende Folgen
Nicole Weißer, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Boppard, setzt gemeinsam mit dem Bopparder Einzelhandel auf Serviceleistungen und persönliche Beratung. Der Einpackservice gehört unter anderem dazu. Foto: Suzanne Breitbach
Suzanne Breitbach

Boppard. Wegen der Corona-Beschränkungen gibt es seit dem 2. November keine touristischen Reisen mehr. Das hat in der Stadt Boppard gravierende Folgen für den Einzelhandel. Massive Umsatzeinbrüche beklagen die Gewerbetreibenden in der Bopparder Fußgängerzone. „Kauf lokal“ ist in der Corona-Krise wichtiger denn je.

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„Die Fußgängerzone ist seit dem 2. November nachmittags wie tot. Seit dem ersten Adventswochenende ist ein kleiner Aufwärtstrend erkennbar. Viele Kunden sind dabei, ihre Weihnachtsgeschenke einzukaufen“, sagt die Vorsitzende der Werbegemeinschaft Boppard Nicole Weißer.

Dabei hat der Einkauf in Boppard viele Vorteile: keine langen Warteschlangen in und vor den Geschäften, Einpack- und Bringservice und persönliche Beratung. „Wir merken, dass der Kundschaft, die zu uns kommt, das Einkaufsklima gefällt, das vielfältige Angebot in Boppard schätzt und gern in Boppard einkauft.

Besonderen Wert legt der Bopparder Einzelhandel auf persönliche Beratung, die beim Kunden gut ankommt. „Wir Einzelhändler freuen uns über jeden Euro, der in Boppard ausgegeben wird. Beim ersten Lockdown im Frühjahr sind viele Kunden zum Einkauf ins Internet abgewandert. Diese Kunden versuchen wir mit unseren Serviceleistungen wieder vom stationären Einzelhandel zu überzeugen. So langsam habe ich das Gefühl, dass es bei den Konsumenten ankommt, damit wir zeigen können, was wir zu leisten bereit sind“, ergänzt Weißer.

Minus im Weihnachtsgeschäft nicht vermeidbar

Fest steht bereits zu Beginn der Adventszeit, dass sich ein Minus im Einzelhandel in diesem Weihnachtsgeschäft nicht vermeiden lässt. Die Großveranstaltung Bopparder Winterzauber am ersten Adventswochenende wurde ersatzlos gestrichen. Viele Menschen hat die Werbegemeinschaft mit dieser vorweihnachtlichen Veranstaltung in die Einkaufsstadt Boppard gelockt. Die Touristen fehlen, egal ob als Tages- oder Mehrtagestouristen, die das adventliche Rheintal besuchen, Station in Boppard machen, sich in der Gastronomie stärken, das vielfältige Hotel- und Wellnessangebot nutzen sowie durch die Innenstadt bummeln und einkaufen.

Anis Ghafury ist in der Bopparder Fußgängerzone kein Unbekannter. Seit mehr als 15 Jahren steht er täglich hinter der Ladentheke im Ein-Euro-Shop in der Bopparder Fußgängerzone. Sein Geschäft ist besonders bei Einheimischen und Touristen beliebt. Stöbern und nützliche Dinge zum kleinen Preis bietet er dort an. Mit seinem Warenangebot ergänzt er den Einzelhandel in der Bopparder Innenstadt. Besonders beliebt sind Haushaltswaren und Reiseaccessoires. Die Stammkundschaft kommt in Corona-Zeiten am Vormittag und mittags, nachmittags ist das Ladenlokal nahezu verwaist. „Das schmerzt. Wir leben vom Tourismus, wie viele andere Geschäftsinhaber in der Fußgängerzone auch. Jede Stunde, die mein Geschäft geöffnet ist, hoffe ich, dass ich noch ein paar Euro zusätzlich einnehmen kann“, sagt Geschäftsmann Ghafury, der seit 1988 in Deutschland lebt.

Großer Konkurrent für Wolfgang Hermanspahn, der Schreibwaren, Bürobedarf und Zeitschriften verkauft, ist während des „Lockdowns“ light das Internet. „Immer mehr Kundschaft bedient sich im Internet. Paketdienste florieren, die Fahrer leiden. Lieferdienste haben Hochkonjunktur, während wir hinter der Ladentheke stehen und auf Kundschaft warten, um unser breites Sortiment anzubieten“, beklagt der 53-Jährige.

Fußgängerzone zeitweise menschenleer

Weniger Kundenkontakte als gewöhnlich hat auch Silvia Happ von der Parfümerie Heimes. Sie beobachtet, dass morgens die Fußgängerzone gut gefüllt ist und die Menschen ihre Besorgungen machen. „Am Nachmittag ist die Fußgängerzone zum Teil menschenleer. Ich kann glücklicherweise auf meine Stammkundschaft zählen. Das macht bei mir rund 70 Prozent vom Umsatz aus“, sagt die engagierte Einzelhändlerin. Beim ersten Lockdown im Frühjahr hat sie Kundenbestellungen per Post ausgeliefert. Ungewöhnlich früh ist das Weihnachtsgeschäft bei ihr gestartet. Gern genutzt wird bei ihr der Einpackservice sowie die persönliche Beratung. „Riechen, fühlen und anfassen wollen die Kunden. Das funktioniert nicht im Internet“, sagt Silvia Happ.

Der lahmgelegte Tourismus und die fehlenden Umsätze im Einzelhandel haben auch Folgen für die Einnahmensituation der Stadt Boppard. Gewerbesteuer, Zweitwohnungssteuer, Gästebeitrag und Tourismusabgabe werden durch die Zwangspause deutlich schmaler ausfallen.

Von unserer Reporterin Suzanne Breitbach

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