Heimat Europa Filmfestival bietet nicht nur Kino
Ein pralles Programm für jeden Geschmack – Simmerner Autokino-Festival bietet auch viel Musik
Festspielleiter Urs Spörri stellte im Simmerner Pro-Winzkino die Filme vor, die im Rahmen des Heimat-Europa-Filmfestivals vom 9. August bis 6. September im Autokino auf dem Rathausplatz zu sehen sein werden.
Werner Dupuis

Simmern. Umfangreich und vielfältig ist das Filmprogramm, das die Organisatoren um Festspielleiter Urs Spörri für die „Heimat Europa Filmfestspiele“ zusammengestellt haben. Inhaltlich ist es in mehrere Blöcke unterteilt.

Einen wichtigen Teil der Festspiele nehmen die acht Produktionen ein, die am Wettbewerb um den „Edgar“, den von Regisseur Edgar Reitz gestifteten Filmpreis, teilnehmen. „Live“, der Film der bei seiner Premiere im Januar noch Sience Fiction war und nun wie eine Vorwegnahme von Corona wirkt (wir berichteten), ist der Premierenfilm am 9. August.

„Kahlschlag“, Regie Max Gleschinski, ist ein Thriller, der sich wie eine Reise mitten ins Herz der deutschen Provinz anfühlt. Der Film läuft am Mittwoch, 12. August. „Es gilt das gesprochene Wort“ von Îlker Çatak erzählt am Montag, 17. August, eine Geschichte zwischen Urlaub und Heimat, zwischen Scheinehe und liebevoller Annäherung.

Von einem Orchester, das ein Dirigent aus Musikern aus Israel und Palästina formen will, erzählt „Crescendo #makemusicnotwar“. In dem von Regisseur Dror Zahavi gedrehten Film spielt Peter Simonischek, bekannt aus „Toni Erdmann“, die Hauptrolle. Der Streifen läuft am Mittwoch, 19. August.

In „Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter“ spielt Nina Hoss die Hauptrolle und verkörpert eine alleinerziehende Mutter, die zwischen erfolgreicher Pferdetrainerin und ihren zwei adoptierten Töchtern behaupten muss. Regisseurin Katrin Gebbe wird in Simmern anwesend sein.

In „Im Niemandsland“ beleuchtet Regisseur Florian Aigner eine Romeo-und-Julia-Geschichte, die in der Zeit der Wende spielt. Zwei Familien streiten um den Besitz eines Hauses, und die Kinder verlieben sich. Der Film läuft am Mittwoch, 26. August.

Um Heimatverlust und Sehnsucht nach der Heimat geht es am Montag, 31. August, in dem Film „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“. Der Film für die ganze Familie wurde mit dem Deutschen Filmpreis als bester Kinderfilm ausgezeichnet. Regisseurin Caronline Link gewann 2003 den Oscar für „Nirgendwo in Afrika“.

Die Reihe der Wettbewerbsfilme komplettiert „All I never wanted“ am Mittwoch, 2. September. Eine 17-Jährige will aus der Provinz nach Mailand, um Model zu werden. Regie führten Leonie Stade und Annika Blendl.

Edgar und der Pro-Winzling

Damit nicht genug. Neben dem „Edgar“, den Schauspielerin Katja Riemann am Samstag, 5. September, verleihen wird, gibt es noch einen „Pro-Winzling“ zu gewinnen. Den Preis erhält der beste Kurzfilm und wird übergeben von Schauspielerin Luise Befort, bekannt aus „Club der Roten Bänder“ und der Netflix-Serie „Wir sind die Welle“. Mitmachen kann jeder, der ein Smartphone hat und damit einen 7-minütigen Kurzfilm dreht, in dem die Begriffe „Oorlab dehääm“, „Corona“, „Hunsrück“, „Familie“ und „Klöße“ vorkommen müssen.

Das Filmgenre ist freigestellt. Teams, die sich beteiligen wollen, melden sich bis 30. Juli per E-Mail an: kurzfilmwettbewerb@heimat-europa.com

Und da die Filmfestspiele durch Corona als Autokino-Reihe veranstaltet wird, lag es nahe, das Thema „Auto“ ebenfalls inhaltlich im Programm zu würdigen. Gezeigt werden unter anderem bekannte Klassiker wie „Zurück in die Zukunft“ (16. August), „Bullitt“ (28. August), „Manta, Manta“ (23. August), „American Graffiti“ (30. August) und nicht zuletzt „The Blues Brothers“ (4. September).

Der Begriff auf Hunsrücker Platt, „Oorlab Dehääm“, der schon Kriterium im Kurzfilmwettbewerb ist, nimmt auch im Filmprogramm von „Heimtat Europa“ breiten Raum ein. „Mit dem Kino um die Welt“ lautet das Motto, das im Zuge der Urlaubseinschränkungen durch die Corona-Krise ein wenig Feriengefühl auf die Kinoleinwand bringen soll. Beliebte Urlaubsziele flimmern in 13 Filmen über die Autokino-Leinwand, darunter am Freitag, 14. August, Kuba mit „Buena Vista Social Club und Livemusik, oder am Samstag, 15. August, Griechenland/Schweden mit „Mamma Mia!“ und ABBA-Coverband sowie mit dem Film „Kreuzfahrt nach New York“, der am Freitag, 28. August, als Heimat-Begegnung mit der Stadt Kirchberg präsentiert wird und von der Tributeband Viva Udo Jürgens („Ich war noch niemals in New York“) musikalisch begleitet wird.

Und ein Filmfestival, dessen Schirmherr Edgar Reitz ist, würdigt natürlich auch das Schaffen des 87-jährigen Filmemachers. Vier Reitz-Filme sind vorgesehen, darunter die Doku „800 mal einsam – Ein Tag mit dem Filmemacher Edgar Reitz“ von Anna Hepp, die am Montag, 10. August, am Tag nach der Premiere läuft. „Der Schneider von Ulm“ wird am Dienstag, 18. August ausgestrahlt. Filmwissenschaftler Urs Spörri erklärte bei der Programmpräsentation, dass dieser Film den Regisseur finanziell praktisch ruiniert habe. Im Anschluss an den Misserfolg sei dann „Heimat“ im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Nichts entstanden.

Die „Geschichten aus den Hunsrückdörfern“ gilt als Vorstudie von Edgar Reitz und wurde noch vor „Heimat 1“ 1980/1981 gedreht. Zu sehen ist der Film am Dienstag, 25. August. Und eine Dokumentation über die Dreharbeiten zu „Die andere Heimat“ ist dann am Dienstag, 1. September, zu sehen. Wer schon immer daran interessiert war, wie Edgar Reitz seine Filme macht, erhält Einblicke in die Arbeiten am Drehort Gehlweiler.

Beginn bei Dunkelheit

Sämtliche Filme sind nach Sonnenuntergang, wenn es dunkel genug für eine Freiluftvorführung ist, zu sehen. Die Anfangszeiten variieren also.

Zum Rahmenprogramm gehören außerdem die „Hunsrück Classic“, das bekannte Hunsrücker Oldtimertreffen, das dieses Jahr im Rahmen des Autokinos stattfindet. Am Dienstag, 11. August, werden Fahrzeuge mit Baujahr 1990 und älter passend zum Film „Grand Prix“ ausgestellt.

Der Simmerner Kulturverein „Culturissimo präsentiert zwölf Bands aus der Region und verkürzt mit Livemusik die Wartezeit bis zum jeweiligen Filmbeginn. Mit dabei sind unter anderem die New Orleans Dudes, Bojangles, Schokoladensaite, Ausonius Brass, Christina und JAM, Solo Due, No Limits und Stadtkapelle Simmern.

Die zweite Ausgabe des Simmerner Jugendfestivals #hunsrückvibez gehören ebenfalls zum Rahmenprogramm der Filmfestspiele wie ein ökumenischer Gottesdienst mit Überraschungsfilm zum Abschluss.

Karten kosten für normale Filmvorführungen 10 Euro; 15 Euro kostet der Abend, wenn eine Liveband vor dem Film ca. 40 Minuten spielt, und 20 Euro kostet die Karte, wenn zum Filmabend ein komplettes Konzert geboten wird, wie beispielsweise zur Premiere.

Tickets gibt's im Pro-Winzkino; bei der Tourist-Info im Simmerner Schloss, beim Wochenspiegel und auf www.filmfest-simmern.de; Infos und Trailer zum Festival unter www.heimat-europa.com

Von unserem Redaktionsleiter Thomas Torkler

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