Vielversprechend klingt die Idee, die Rick Vogel und Sandra Linz von der Bugagesellschaft dem Stadtrat St. Goar vorstellen: Ein naturnaher Bildungs- und Erlebnisraum soll auf der Fläche des jetzigen Welterbespielplatzes und des Bolzplatzes am Rhein in St. Goar entstehen. Zum Konzept für diese Spielplätze gehöre es, dass nicht alles fix vorgegeben wird. Mit Raum für individuelles, kreatives und freies Spiel soll der Ort die motorische, soziale und kognitive Entwicklung der Kinder ebenso fördern wie ihr Naturbewusstsein und zugleich die Biodiversität und Klimaresilienz in der Umgebung erhöhen.
Linz ist als Projektmanagerin bei der Buga für Bildung zuständig. Mit einem Naturerlebnisraum könne man Umweltbewusstsein und Bildung für nachhaltige Entwicklung in die Gesellschaft tragen, berichtet sie. Ziel sei es, einen generationenübergreifenden Treffpunkt zu schaffen. „Naturnahe Erlebnis-Lernräume sind auch vor dem Hintergrund des bevorstehenden Ausbaus der Ganztagsbetreuung in Rheinland-Pfalz ein interessanter Ansatz“, sagt Linz.
Beteiligungsprojekt in Kooperation mit Hochschulen
Der baulichen Umsetzung soll ein Beteiligungsprojekt vorgeschaltet werden, in Kooperation mit den Hochschulen Koblenz (Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit (IBEB))und Geisenheim. Dabei sollen die Kindertagesstätte und die Grundschule St. Goar eingebunden werden. Deshalb fiel die Wahl des Ortes auch auf den nahe gelegenen bestehenden Welterbespielplatz und den angrenzenden Bolzplatz. „Die Flächen sollen in ihren Funktionen erhalten bleiben, aber attraktiviert werden“, sagt Vogel, Leiter Planen und Bauen. Zudem habe die Bahnanbindung eine Rolle gespielt, Schulklassen sollen zur Buga vorwiegend mit dem Zug anreisen.
Die Buga entwickele mit dem Lahnsteiner Planungsbüro Geskes Hack ein übergeordnetes Spielplatzkonzept, eine Gesamtvision und einen „Storytelling-Ansatz“, den man auf die Spielplätze im ganzen Tal ausrollen könne. Dabei soll ein Aspekt auch die Geschichte des Ortes in der Gestaltung des Spielplatzes aufgreifen, wovon man sich auch eine stärkere Bindung der Anwohner erhofft. Die Spielplätze sollen einen langfristigen Mehrwert für die touristische Attraktivierung der Region bringen. Das Planungsbüro hat in einem ersten Vorschlag Spielplätze im Tal an folgenden Orten vorgesehen: in Lahnstein, St. Goar, Oberwesel, Bacharach und Rüdesheim.
Kosten auf 250.000 bis 500.000 Euro geschätzt
Stefan Krick, Ortsvorsteher der Kernstadt, berichtet von der Vorstellung des Konzepts im Ortsbeirat, bei der auch Vertreter der Hochschulen beteiligt waren. Man sei der Vorstellung grundsätzlich offen gegenüber. Die Kosten wurden demnach auf 250.000 bis 500.000 Euro geschätzt, mit einem gewissen Optimismus könne man mit Zuschüssen von 70 bis 80 Prozent rechnen, so Krick. Das gelte es als Nächstes abzuklopfen, sagt Vogel. Die Hochschulen suchen demnach auch nach Fördermöglichkeiten für die Beteiligungsprojekte. Für die Realisierung dieser Ergebnisse müsse man mit einem Planungsbüro zusammenarbeiten, das die Ideen kanalisiert und in eine Gestaltung bringt.
Den zeitlichen Ablauf könne man bei diesem partizipativen Prozess und dem Projekt nicht mit einem klassischen Bauvorhaben, mit einem Baubeginn und einem Ende, vergleichen, erklärt Vogel auf die Nachfrage aus dem Rat hin. „Der Naturerlebnisraum wird immer in Bewegung sein“, sagt er. Der Raum sei sehr frei für die Mitgestaltung und auch Weiterentwicklung, auch nach der Buga. Die Herrichtung müsse jedoch 2028 abgeschlossen sein, die Planung sollte also im nächsten Jahr abgeschlossen werden. Das Ziel sei, die Bauphase zu minimieren, damit die Familien nicht zu lange auf einen Spielplatz in der Kernstadt verzichten müssen. Vor dieser Herausforderung stehe man jedoch bei vielen Projekten, genauso wie vor den Anforderungen, die der Hochwasserschutz mit sich bringt, so Vogel.