Margret Drees aus Rheinböllen arbeitet in ihrem neusten Werk "Das Schwarz im Regenbogen" einen Kriminalfall aus dem 16. Jahrhundert auf
Ein Mord, der sie nicht mehr losgelassen hat: Margret Drees aus Rheinböllen legt neues Werk vor
Margret Drees schreibt in ihrem 13. Buch „Das Schwarz im Regenbogen“ über einen authentischen Mordfall, der sich 1590 in Kellenbach abgespielt haben soll. Wer wen und wieso ermordet hat, und warum es bis nach Boppard ging, ist ab sofort beim Rhein-Mosel-Verlag nachzulesen. Foto: Monika Pradelok
Monika Pradelok

Es gibt Geschichten, die einen packen und nicht mehr los lassen – vor allem wenn sie „verstörend, grausam und übel“ sind, wie Margret Drees aus Rheinböllen weiß. Und was tut Mann beziehungsweise Frau am besten, um das Ganze zu verarbeiten? Richtig, sich alles von der Seele schreiben.

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Dabei liegen die ersten 30 Seiten des neusten Werkes der 85-Jährigen, „Das Schwarz im Regenbogen“, eine ziemliche Weile unbearbeitet auf ihrem Schreibtisch, wie sie verrät. „Ich habe damals 1992/93 zu meinem zweiten Buch , Sagenwelt des Hunsrückraumes’ recherchiert und bin in der Limburger Chronik auf einen Kriminalfall aus dem Jahr 1590 gestoßen“, erinnert sich Drees.

Fall geht ihr nicht aus dem Kopf

Es sei ein außergewöhnlicher und grausamer Fall gewesen, sagt sie. Da aber zu jener Zeit ihr anderes Werk Vorrang hat, verfolgt sie die Geschichte nicht weiter. Aus dem Kopf ging sie der Hunsrückerin jedoch nicht. Als sie sich einem Bekannten anvertraut, rät er ihr, alles runterzuschreiben – dabei kommen 30 Seiten heraus. „Danach ging es mir besser“, so Drees. Doch erst während des Corona-Lockdowns findet sie die Zeit, sich dem Mord eines Pfarrers an seiner Frau gänzlich zu widmen.

„Ich habe mir gedacht: Komm, schreib’s zu Ende. Also tat ich es. Denn ich konnte nicht begreifen, wie ein Pfarrer so etwas begehen kann.“ Die Arbeit an dem Buch habe ihr ungeachtet des Themas viel Spaß bereitet. Und das, obwohl ihre Recherchen „alle ins Leere liefen“. Sie hätte lediglich den Auszug aus der Limburger Chronik gehabt – mehr nicht. Also paart sie die wenigen Fakten, die sie hat, mit einer Prise Fiktion sowie der genauen Wegstrecke, die der Pfarrer damals gelaufen sein soll. „Dazu bin ich die Strecke von Kellenbach, wo die Tat passiert sein soll, bis nach Boppard, wo er gefasst worden ist, bis hin nach Bad Kreuznach, wo er im Butterfass saß, abgefahren.“ Dabei habe sie sich jeden Hügel und jedes Städtchen angeschaut, um in ihren Ausführungen möglichst genau zu sein.

Von Sagen bis hin zum Krieg

Auf Fakten legt Drees großen Wert. Bereits bei ihren anderen zwölf Büchern leistet sie intensive Recherchearbeit. So verbringt sie mit den Sagenwelten am Mittelrhein und im Hunsrück viel Zeit, schmökert in Büchern, trifft sich mit Heimatforschern. Alles, um die Überlieferungen gewissenhaft wiederzugeben.

In ihren leichten Werken wie „Der Hunsrück, wie er lebt, liebt und lacht“ oder „Darüber lacht man auf dem Hunsrück“ trägt sie indes Sammlungen von heiteren „Stickelchern“ über Missverständnisse, Missgeschicke, Aussprüche mit unfreiwilliger Komik sowie nüchterne Feststellungen zusammen. „Diese haben sich bei Geburtstagen oder Festen ergeben. Natürlich habe ich vorher gefragt, ob ich diese aufschreiben darf“, sagt die Autorin und schmunzelt.

Schreiben und zuhören – das hätte ihr schon immer Freude bereitet. Ihrer Leidenschaft soll sie aber erst spät nachgehen – und zwar nach dem Tod ihres Mannes, als ihr in einem Buch auffällt, dass der geschichtliche Hintergrund nicht stimmt. Im Jahr 1987 nimmt ihr Autorenleben mit „Sagen am Mittelrhein“ schließlich seinen Anfang. 1998 – drei Werke später – arbeitet sie in „Im Krieg gibt’s keinen Sonntag“ ihre Kindheit durch die Augen der jungen Protagonistin Edith auf. „Das war mir aber erst möglich, nachdem ich Alice Müllers Buch ,Du sollst nicht merken – Die Realität der Kindheit und die Dogmen der Psychoanalyse’ gelesen habe.“

“Herz in die Schuhe gerutscht"

Mit ihren ersten 50 Seiten wendet sich Drees an den S. Fischer Verlag. „Große Hoffnungen habe ich mir nicht gemacht. Denn es war ja schließlich der S. Fischer Verlag“, so die 85-Jährige. Nur paar Tage später erhält sie einen Anruf vom Verlag. Dabei sei ihr „das Herz in die Schuhe gerutscht“, erzählt Drees und erinnert sich, dass sie mit einer Abfuhr à la „Wie können Sie es nur wagen, sich an uns zu wenden?!“ gerechnet hatte. Der Schreibstil habe der Verantwortlichen jedoch gefallen. Unter der Bedingung, dass dieser so bleibt, sagt sie der überraschten Margret Drees zu, das Buch zu veröffentlichen. „Ich konnte mein Glück nicht fassen“, so die Autorin, die sich nach dem Telefonat direkt ans Werk macht und ihr fertiges Manuskript einreicht. Lange hört sie vom Verlag nichts.

Dann, eines Tages, kommt der ersehnte Anruf, „an den ich nicht mehr geglaubt habe“: „Das Buch ist fertig.“ In der SWF-Sendung Literatur auf dem Prüfstand – laut Drees eine knallharte Sendung, in der Leute weinend herauskamen – loben die Verantwortlichen die Veröffentlichung „über den grünen Klee“. Eine tolle Bestätigung für Drees, die danach noch etliche Bücher herausbringt.

Mit der Publikation ihres jüngsten kriminalistischen Werkes „Das Schwarz im Regenbogen“ gönnt sich Drees allerdings keine Pause. „Ich habe schon etwas Neues in der Mache“, sagt sie. „Ich wäre krank, wenn ich nicht schreiben könnte.“

„Das Schwarz im Regenbogen“, 186 Seiten, ist im Rhein-Mosel-Verlag erschienen (ISBN 978-3-89801-462-5) und kostet 12 Euro.

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