Folk-Open-Air verzaubert
Ein Hauch von Woodstock auf Burg Waldeck
In der Sonne auf Decken chillen und den Klängen der Liedermacher lauschen: Ein Hauch von Woodstock wehte am Wochenende über die Burg Waldeck.
Marc Schenten

Der Duft von Freiheit, Lachen, Gitarrenklänge: Das Waldeck Open Air zeigte mal wieder, dass Folk nichts an Strahlkraft eingebüßt hat. Das vielfältige Programm bot dabei eine Reise bis zu den Wurzeln der Szene. 

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Die Sonne brannte nicht, sie wärmte – und über der ehrwürdigen Burg Waldeck bei Dorweiler lag an diesem Wochenende wieder dieser ganz besondere Zauber. Das Waldeck Open Air 2025 hat gezeigt, dass die Keimzelle der deutschen Folk- und Liedermacherszene auch mehr als 60 Jahre nach ihren Anfängen nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt hat.

Schon beim Ankommen spürt man: Hier gilt das Du. Hier sind alle willkommen, ob jung oder alt, ob mit Kind und Kegel oder mit Klappstuhl und Gitarrenkoffer. Über den Burghof ziehen der Duft von Freiheit, Lachen und Gitarrenklänge. Kinder spielen Fangen, während Eltern auf Decken chillen. Ein Hauch von Woodstock – nur eben mitten im Hunsrück, friedlich, alternativ und mit viel Herz.

Ein Fest, das Raum gibt für Generationen: Beim Waldeck Open Air kamen große und kleine Besucher auf ihre Kosten.
Marc Schenten

Musikalisch zeigte sich die Bühne so vielfältig wie das Publikum. Gleich zum Auftakt am Freitagabend riss Johanna Zeul mit ihrer wilden Authentizität alle mit. Die Grenzgänger bewiesen, dass alte Lieder immer noch Geschichten erzählen, die ins Heute passen. Anna Depenbusch wiederum verwandelte ihre poetischen Songs in kleine Filme für die Ohren, bevor RasgaRasga die Menge zum Tanzen und Träumen brachte.

Am Samstag starteten die ersten schon mit Kaffee am Lagerfeuer, während drinnen Michael Zachcial beim Workshop die Geschichte des „Großen Steinitz“ lebendig machte – ein Blick zurück auf die Wurzeln, die hier immer mitschwingen. Und spätestens beim Kinderprogramm mit den Grenzgängern hieß es: Folk ist für alle Generationen da.

Dann ging es wieder auf der Hauptbühne weiter. Adax Dörsam, der sich im vergangenen Jahr bereitwillig in die zweite Reihe begeben hat, brillierte in diesem Jahr selbst mit seinem virtuosen Streifzug durch die Welt der Gitarren. Hotel Rimini klangen nach Sommer auf staubigen Straßen, Lina Bó versprühten mit ihrer kölschen Kubanerin und ihrem Flensburger Jungen pure Lebensfreude – tanzbar, ehrlich, politisch. Ihr Straßenmusik-Stil, der irgendwo zwischen südamerikanischer Exotik und deutschem Folk-Pop changiert, sorgte für ordentlich Stimmung.

Lina Bó versprühten mit ihrer kölschen Kubanerin pure Lebensfreude – tanzbar, ehrlich, politisch.
Marc Schenten

Am Abend, setzte Cynthia Nickschas mit ihrer unbändigen Energie einen lauten, klaren Kontrapunkt. Eine, die nichts beschönigt – und genau dafür gefeiert wird. Danach ließ uns Alin Coen noch einmal tief in Gefühlswelten eintauchen, bevor Golden Kanine aus Malmö und Engin mit Indie-Folk und Anatolien-Pop für ein schillerndes Finale sorgten.

Abseits der Hauptbühne blieb Raum für Erinnerungen. Gerd Schinkel und Klaus Grabenhorst ließen Walter Mossmanns Stimme weiterleben, Hotte Schneider entführte Interessierte bei seiner Führung in die Geschichte der Burg. Und wer sich zwischendurch verlor, fand sich schnell bei Gesprächen mit Fremden wieder, die nach ein paar Sätzen wie Freunde wirkten. Was bleibt? Ein Festival, das zeigt, wie lebendig die Szene ist. Friedlich, bunt, nahbar. Ein Wochenende, an dem alle spüren, Musik kann mehr als nur unterhalten – sie verbindet. Folk ist nicht gestern, Folk ist jetzt.

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