Kronjuwelen sind Insignien königlicher Regentschaft und Macht, Symbol eines ungeheuren Wertes, der weit über das Materielle hinausgeht. Dementsprechend betrachten auch die beiden Jubilare ihre Kronjuwelenhochzeit als ein Ereignis von unschätzbarem Wert, für das sie dankbar sind. Im wahrsten Sinn des Wortes schlossen sie vor 75 Jahren den ewigen Bund des Lebens. Mit großer Zufriedenheit schauen sie zurück auf diese lange, gemeinsame Zeit.
Tiefes Vertrauen war Konstante
Viel ist passiert in einem Dreivierteljahrhundert. Innerhalb der vergangenen 75 Jahre änderte sich die Welt radikal, es fanden in dieser Zeit gravierende technische und gesellschaftliche Umbrüche statt. Die große Welt mit ihren zum Teil schon revolutionären Veränderungen, erreichte auch die bis dahin beschaulichen und abgelegenen Hunsrückdörfer. Doch bei aller Turbulenz, eine Konstante blieb während dieser Zeit bei Ingeburg und Erich Franz bestehen: ihre Liebe und ihr tiefes Vertrauen zueinander. Das half dem Paar, eine Vielzahl der gemeinsam gesteckten Ziele zu erreichen.
In Hundheim sei sie geboren und nach eigenem Bekenntnis „nie herausgekommen“, resümiert die resolute (Noch-)93-Jährige. Am kommenden Dienstag, 12. Dezember, dem Tag ihrer kirchlichen Trauung, feiert sie ihren 94. Geburtstag. Denn an ihrem 19. Geburtstag fand auch die kirchliche Hochzeit statt.
Beim Tanz im Winter 1945 kennengelernt
Kennengelernt hatte sich das Paar beim Tanz im Winter 1945 auf dem alten Rathaus in Wohnroth, dem Geburtsort von Erich Franz. Er war kurz zuvor verwundet aus dem Krieg zurückgekehrt. Die Jugend dürstete nach Vergnügung, wollte so schnell wie möglich das Elend des Krieges vergessen. Wegen seiner schweren Verletzung am Fuß kam er in Pantoffeln zum Tanz, was aber fürs Vergnügen kein Hindernis war. „An so einem Abend lernte ich beim Tanzen ein nettes Mädchen kennen. Das war das Schönste und Beste, was ich seit langem erlebt hatte“, schreibt er in seinen Lebenserinnerungen.
Im Oktober 1948 verlobte sich das Paar, zwei Monate später wurde geheiratet. Die standesamtliche Trauung fand in Kastellaun statt, die kirchliche Trauung zwei Tage später, am 12. Dezember 1948, im Konfirmandensaal in Bell. Zu Fuß ging es von Wohnroth nach Bell und nach der Trauung zurück zur Feier im Wohnzimmer der Familie Franz. Natürlich wieder zu Fuß und ganz unromantisch so kurz nach der Währungsreform, ohne Auto oder Kutsche, und ohne ein Erinnerungsfoto, wie Erich Franz es in seinen Erinnerungen beschreibt.
Hausstand in Hundheim gegründet
Gemeinsam gründete das Paar nach der Hochzeit seinen Hausstand in Hundheim. Erich Franz, der bei seinem Vater Stellmacher gelernt hatte, erhielt eine Stelle in einem Holz verarbeitenden Betrieb in Wüschheim. 35 Jahre war er hier tätig. Seine Frau kümmerte sich um die Familie und betrieb eine kleine Landwirtschaft. Mit einer Hühnerzucht gab es eine Erweiterung des Betriebs. Ingeburg Franz verkaufte die Eier und das Fleisch im Direktvertrieb. Die meisten Kunden hatte sie in Kastellaun. Anfänglich reiste sie mit dem Postauto, die Eier wurden für den Transport in speziellen Pappkartons verstaut. Danach kam ein Motorrad zum Einsatz und ab 1956 als erstes Auto ein 600er Lloyd.
Das Ehepaar Ingeburg und Erich Franz aus Hundheim feiern am Sonntag, 10. Dezember, ihre Kronjuwelenhochzeit. Sie blicken zurück auf 75 gemeinsame Jahre voller Liebe und Glück.Kommentar zu besonderem Ehejubiläum in Hundheim: Eine Portion Desillusionierung gehört wohl dazu
Parallel zur bundesdeutschen Wirtschaft in den Nachkriegsjahren, wuchs auch die Familie Franz. Vier Kinder, drei Jungs und ein Mädchen, kamen zur Welt. Ein neues, viel größeres Haus wurde an der Peripherie von Hundheim gebaut, die Hühnerfarm wurde erweitert. Gemeinsamer Fleiß und der enge Zusammenhalt innerhalb der Familie waren immer die Triebfeder des wirtschaftlichen Erfolgs und der Garant vieler gemeinsamer, glücklicher Tage. Ehrenamtlich war der Jubilar viele Jahre Vorsitzender des VdK-Ortsverbandes Kastellaun.
Ganze Familie feiert mit
In einer bemerkenswerten Rüstigkeit und Selbstständigkeit lebt das Jubelpaar in seinen eigenen vier Wänden, unter einem Dach mit einem der Söhne. Kinder und Enkel kommen täglich zur Unterstützung und Unterhaltung. Die beiden nehmen rege an den Aktivitäten in ihrer direkten Umgebung und in der weiten Welt teil. Zum Sippenverband gehören auch sechs Urenkel, die alle gemeinsam mit Verwandten, Freunden und Weggefährten am Sonntag beim Fest ihr Jubelpaar hochleben lassen.