Weltpolitik, Klassentreffen, Kaffeefahrten – wenn Kabarettist Michl Müller, der Dreggsagg von der Rhön, seinen „Limbo of Life“ tanzt, gehen ihm die Themen nicht aus. So war es auch in der Hunsrückhalle Simmern. „Limbo of Life“ ist der Titel seines neuen Programms, und Müller gab von Anfang an Vollgas, das er unfassbare drei Stunden durchhielt. Das Publikum kam kaum zum Luftholen und aus dem Lachen nicht heraus. „Simmern! Ich wär dann da“, ließ er seine gut 250 Besucher wissen, als er aus dem Hintergrund hereinplatzte und dort mit Joe und Natascha zwei ehemalige Schulkameraden wiedertraf. Die Freude war groß – besonders bei Joe und Natascha, die im weiteren Verlauf auf ein Zeichen der fränkischen Spaßkanone hin ein lautes „Stimmung“ rufen und ebensolche im Saal verbreiten sollten. Das Gelächter war stets riesig.
Zunächst bekam CDU-Bundespolitikerin Julia Klöckner aus dem Nachbarkreis Bad Kreuznach ihr Fett weg. Der Einfluss Klöckners, „geborene Nestlé“, auf die katholische Kirche sei so groß, dass der Papst nach ihren jüngsten Forderungen, die Kirche solle sich bei politischen Themen zurückhalten, „ein Schweigegelübde abgelegt hat“. Der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach, „Cannabis-Charly“, sei am Ostersamstag so breit gewesen, dass er den Osterhasen dreifach gesehen hätte. Und von Wirtschaftsminister Robert Habeck wusste Michl Müller, dass er seinem Politkollegen empfohlen hatte, das Gras durch eine Wärmepumpe zu rauchen, „denn das knallt noch besser“. Der Komiker, im fränkischen Raum eine Hausnummer, richtete den Blick auch in Richtung Vereinigte Staaten. Die Besatzung der ISS werde sich bei ihrer Rückkehr auf die Erde nach mehreren Jahren an Halloween verwundert die Augen reiben, denn „der Kürbis ist immer noch Präsident, und die USA haben keine Eier mehr“.

Und dann ertönte auch schon das erste Mal das eingangs erwähnte „Stimmung!“ von Joe und Natascha, stets der Auftakt zu einem der sechs „fränkischen Welthits“, die Michl Müller immer wieder einschob – sehr zur Freude des Publikums, das begeistert mitklatschte und sich auch zum Mitsingen („Jetzt will ich euch alle hören!“) animieren ließ. Müllers Ermunterung „Wer sich traut, kann sich gern naggisch mache“ indes blieb folgenlos – auch wenn der Franke betonte, dass er dreimal den ersten Preis gewonnen hat, weil „ich an Halloween naggisch die Dür aufgemachd hab“. Diese Geschichte würde auch bei einem möglichen Klassentreffen gut ankommen, mutmaßte Müller, auch wenn die einstige Klassenbeste Merete Holzhauser – „bei einer Zwei in einer Glassenarbeit hätte die sich aufg’hängd“ – darüber wohl nur die Nase rümpfen würde. Klassentreffen – dieses Thema zog sich wie ein roter Faden durch den Abend und das Programm. Eins war für Müller sicher: „De Sinnes Peder, das Arschloch, wird nedd eingeladen.“
Eigentlich hätte sein Auftritt ja in Emmelshausen im ZAP (Zentrum am Park) stattfinden sollen. Aber das ZAP werde ja umgebaut. „Mehrere Millionen Euro sollte das kosten“, sei ihm gesagt worden, nun prophezeite Michl Müller: „Am End kostet’s mehrere Milliarden, aber dafür habt ihr dann auch die Rhein-Main-Mosel-Philharmonie.“ Und immer wieder wurde zwischendurch gesungen. „Gallensteine, Hämorrhoiden ...“, die Besucher grölten alles nach, was Michl Müller vorgab. Ein lang gezogenes „Jaaa“ war zu hören, als der Künstler über den Sportunterricht sinnierte, sich über das „Scheißdreggsgeräd“ Barren ausließ und das „allerscheißeste“ Turngerät, den Bock, als Spermablocker bezeichnete. Applaus gab es auch für Müllers Ausführungen über seinen Besuch im Tierpark, das Handwerkerrhetorikseminar im Moxy-Hotel und Baumarktmitarbeiter. „Die sind wie Silberfischchen. Jeder weiß, dass sie da sind, aber keiner hat sie je gesehen.“ Der Abend endete schließlich mit einer musikalischen Zugabe und der Erkenntnis, dass das ganze Leben ein einziger Limbotanz ist, und Müller bedankte sich. „Mal hängen die Stangen höher, mal tiefer. Schön, dass mir in Simmern keine Stangen im Weg gestanden haben.“