Am Wochenende 8. und 9. Februar steht ein großes Fest für den kleinen Oberweseler Ortsteil Weiler-Boppard an: Die Einwohner und ihre Gäste feiern den 300. Geburtstag ihrer Apollonia-Kapelle. Das erfüllt sie gleichermaßen mit Freude und Dankbarkeit. Gemeinsam wollen die in dem engen, etwas abgeschiedenen Tal lebenden Weiler-Bopparder zurückblicken, die Gegenwart würdigen und während eines Gottesdienstes am Samstag, 8. Februar, um eine gute Zukunft bitten.
Wohnplatz erstmals im Jahr 1275 erwähnt
Mitten in dem rund 50 Einwohner zählenden Oberweseler Ortsteil, im engen Tal des Oberbachs und eingerahmt von Wald und Weinbergen, steht die Apollonia-Kapelle. Vor drei Jahrhunderten wurde sie 1725 erbaut und steht unter dem Patronat der Heiligen Apollonia. Seit Generationen ist sie ein Ort des Gebets, der Stille und der Besinnung.
Der Wohnplatz Weiler-Boppard wird erstmals im Jahr 1275 als Boppinroit erwähnt. Weitere Schreibweisen des Ortsnamens sind 1331 Boppinrat, 1424 Boppenrot, 1434 Boppenrait, 1507 Boppartt und 1611 Boppart. Seit 1808 ist der amtliche Name Weiler-Boppard. Es wird vermutet, dass der Name – ähnlich wie bei der gleichnamigen Stadt Boppard – auf keltische Wurzeln zurückgeht. Der historische Namensteil „roit/rat“ deutet auf eine Wiederbegründung in der späten Fränkischen Landnahme hin.
Apollonia als Schutzpatronin der Zahnärzte
Von Gott Apoll aus der griechischen Mythologie leitet sich der weibliche Vorname Apollonia ab. Apoll war in der Antike bei den Griechen und Römern der Gott des Lichts, der Künste und der Weissagung. Daraus wurde in der weiblichen Form Apollonia. Die Verehrung der Heiligen Apollonia leitet sich ab von einer Legende, die sich im Jahr 249 zugetragen haben soll. Darin wird eine Christenverfolgung im ägyptischen Alexandria geschildert. Unter den Opfern war auch die Christin Apollonia, die durch brutale Misshandlung mit Schlägen ins Gesicht ihre kompletten Zähne verloren hatte. Wegen der Art ihres Martyriums wird sie bei Zahnschmerzen und -leiden von gläubigen Christen angerufen. Sie ist auch die Schutzpatronin der Zahnärzte. Abgeleitet von der Heiligen wurde auch der Name der Apollonia-Körner. Das sind auf Schnüren aufgereihte Samen der Pfingstrose, die man früher zahnenden Kleinkindern zum Kauen gab.

Im Laufe der Jahrhunderte begleitete die Kapelle viele Generationen in allen Lebenslagen – von der Taufe bis zum Tod – als Heimstatt ihres christlichen Glaubens. Auch als wertvolles Kulturgut ist sie im Bewusstsein der Menschen in Weiler-Boppard tief verankert. In einem Visitationsbericht von 1857 wird bescheinigt, dass die Kapelle mit dem geschieferten Türmchen in einem guten Zustand ist. Nach den beiden Weltkriegen wurden die Namen der darin getöteten Soldaten aus Weiler-Boppard zum Gedenken auf zwei Tafeln an der Außenseite verewigt. In dem sechseckigen Türmchen hängt eine Bronzeglocke, die früher täglich mittags um zwölf Uhr und zu besonderen Anlässen oder als Totenglocke, wenn in dem Ort jemand verstorben ist, von Hand geläutet wurde und wird. Im Chor der barocken Kapelle steht ein Altar mit einem Drehtabernakel. An den Wänden befinden sich Heiligenfiguren. Von ehrenamtlichen Helfern und der Nachbarschaft Weiler-Boppard wird das Kirchlein liebevoll gepflegt.
Auf Gottesdienst folgt Kirmes
Beim Patronatsfest am 9. Februar wird immer ein Gottesdienst in der Kapelle gefeiert. Das ganze Jahr über werden darin Andachten gehalten. Der Festgottesdienst anlässlich des 300. Geburtstags ist am Samstag, 8. Februar, um 11 Uhr, als Auftakt des Festwochenendes. Nach der Messe wird in dem nahe der Kapelle gelegenen Weingut Lithos Kirmes gefeiert. Am Sonntag, 9. Februar, dem eigentlichen Namenstag, geht ab 11 Uhr die Apollonia-Kirmes im Weingut Lithos weiter. Übrigens, am Tag der hl. Apollonia gilt auch eine Bauernregel: „Ist’s zu Apollonia feucht, der Winter sehr spät entfleucht.“