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Rhein-Hunsrück
Die Pfadfinder prägten Heimat-Darsteller Jan Schneider nachhaltig

Schwelgen in Erinnerungen an gemeinsame Projekte: Jugendbildungsreferentin des BDP Landesverbands Rheinland-Pfalz Anita Wiersch und Hauptdarsteller in Edgar Reitz' Kinofilm "Die andere Heimat" Jan Schneider.

Werner Dupuis

Rhein-Hunsrück. Zeltlager mit großer Jurte, Fahnengruß und einheitliche Kluft - das sind Dinge, die Viele mit den Pfadfindern in Verbindung bringen. Doch hinter den Aktivitäten des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP) steckt weit mehr, als nur Survivaltraining und Gruppenstunden. Diese Erfahrung machte auch der Kastellauner Jan Schneider, bekannt als Jakob in Edgar Reitz' Kinofilm "Die andere Heimat".

Von unserer Reporterin Charlotte Schick

„Vor allem wollen wir junge Leute dazu ermuntern, selbstbestimmt zu agieren“, betont Anita Wiersch, Jugendbildungsreferentin des BDP Landesverbands Rheinland-Pfalz, und das auf vielen Ebenen. In zahlreichen Projekten und Angeboten können sich die Jugendlichen über Themen informieren, mit denen sie sich im Alltag eher selten beschäftigen.

Als Jugendlicher wurde Schneider auf die alljährlich auf Burg Waldeck stattfindende Freizeit „Plöngcity“ aufmerksam. Während der Freizeit arbeiten alle Teilnehmer in Plöngcity eigenen Betrieben, den PeBs. Dort stellen sie beispielsweise Waren oder eine Tageszeitung her, die die anderen mit „Plöngs“, der stadteigenen Währung, kaufen können. Doch besonders faszinierend für Schneider war der politische Aufbau der Stadt: „In Plöng werden alle Entscheidungen im Konsens getroffen“, erzählt er, „dort wird Basisdemokratie modellhaft gelebt.“ Eine Tatsache, die den damals 14-Jährigen nachhaltig geprägt hat. Nach einer Woche Demokratie war es für den Jugendlichen schwierig, in den Alltag zurückzukehren. „Ich habe damals versucht, Plöng auch im Alltag zu leben“, doch das war ihm nahezu unmöglich. Dennoch engagierte sich Schneider immer auch politisch, etwa im Jugendparlament der Stadt Kastellaun. „Im Gegensatz zu Plöng erschien mir das allerdings eher wie ein Alibiparlament“, erzählt der angehende Mediziner. „Auf der Waldeck ging es darum, Dinge auszudiskutieren“, sagt Schneider, „und solche Diskussionen, die wirklich manchmal Stunden dauerten, habe ich dort gelernt auszuhalten.“

Schneider ist heute noch im BDP aktiv

Sich kritisch mit Themen auseinanderzusetzen, die einem Jugendlichen zunächst uninteressant erscheinen – auch das hat Schneider an Plöngcity begeistert. Auf spielerische, aber auch ernste Weise setzen sich die jungen Menschen dort mit im Vorfeld festgelegten Themen auseinander. „Als es in einem Jahr um Menschenrechte ging, habe ich auf der Waldeck zum ersten Mal davon gehört, dass es in Ingelheim ein Abschiebegefängnis gibt“, erzählt der Kastellauner. „Es gab wirklich viel zu entdecken“, erinnert er sich begeistert. In späteren Jahren half Schneider dann selbst als Teamer auf Burg Waldeck mit, als mittlerweile erfahrener Schauspieler unterstützt er den BDP auch heute noch, etwa als Leiter von Theaterworkshops.

„Ich habe immer schon gerne auf der Bühne gestanden und Lust gehabt, mich darzustellen“, erzählt Schneider. Und damit hat er bereits im Alter von drei Jahren begonnen, sang im Chor und engagierte sich im Schultheater. Gerne erinnert er sich auch an ein theaterpädagogisches Projekt des BDP zurück: „Wir haben eine Woche lang Becketts 'Warten auf Godot' in vielen verschiedenen Variationen gespielt.“ Auf diese Weise konnte sich der damals 14-Jährige schauspielerisch ausprobieren. Ernsthaft in Erwägung gezogen, Schauspieler zu werden, das hat das junge Talent dennoch nicht. „Ich habe zwar damit geliebäugelt“, sagt er, „und mich an Schauspielschulen beworben.“ Doch dass daraus nichts geworden ist, enttäuscht den angehenden Mediziner nicht. Während seines Studiums stand er bei Musicals an der Mainzer Uni auf der Bühne, seit 2015 geht er mit Choreograf und Regisseur Sebastian Blasius beim Soloabend „Hyperion++“ der Frage nach, wie es möglich ist, mit historischen Texten das Verhältnis von Ästhetik und Politik auszuloten. Auch dabei kommen Schneider seine Erfahrungen beim BDP zugute: „Er hat mich politischer und kritischer gemacht.“

Weitere Infos zur Arbeit des BDP gibt es unter www.bdp-rlp.de

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