Umfangreiche Sanierung beendet
Die Mengerschieder haben ihre Kirche wieder
Mit einem Festgottesdienst feierte die Kirchengemeinde den Abschluss der mehrjährigen Renovierung der evangelischen Kirche in Mengerschied.
Werner Dupuis

Von der Grundsteinlegung bis zur Einweihung der Kirche 1843 in Mengerschied verging gut ein Jahr. Länger hat da zuletzt die umfangreiche Renovierung gedauert, die besonders die Stumm-Orgel in den Blick nahm. Jetzt wurde das Gotteshaus wiedereröffnet.

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Die evangelischen Christen in Mengerschied haben ihre Kirche wieder. Mit einem Festgottesdienst feierte die Kirchengemeinde Sargenroth-Mengerschied die Wiedereröffnung ihrer Kirche nach einer umfangreichen, mehrjährigen Rundum-Renovierung.

Mit der Sanierung des großen Schieferdachs und der Außenfassade begann 2019 die umfassende Renovierung des ortsbildprägenden, mitten im Dorf stehenden Gotteshauses. Erbaut wurde die Kirche nach den Plänen des renommierten preußischen Baumeisters Johann Claudius von Lassaulx, in nur zwei Jahren von der Grundsteinlegung im Juli 1842 bis zur Einweihung im Oktober 1843.

Renovierung dauert länger als Bau

Etwas länger dauerte dann die aktuelle Sanierung. Zeitgleich zur Erstellung eines Gutachtens über die bis dahin wenig beachtete Stumm-Orgel lösten sich im Frühjahr 2021 Teile vom Verputz von der Decke des Kirchenschiffs ab. Seit April 2021 war die Kirche geschlossen, die Gottesdienste fanden im gegenüberliegenden Gemeindehaus statt. Es folgten Untersuchungen und Gutachten, mit Restauratoren wurden Farbbefunde erstellt.

Statiker prüften die Standfestigkeit der Empore und des Mauerwerks, letztendlich wurde der gesamte historische Sakralbau unter die Expertenlupe genommen. Das dauerte bis in den Sommer 2022. Zwischendurch wurden bereits die Kirchenbänke ausgelagert, erste Anträge für Fördergelder gestellt und ein Orgelförderverein gegründet.

Erhaltung geht vor Erneuerung

Im April 2022 begann die Orgelsanierung. Ein weiteres Jahr dauerte es, bis das Sanierungskonzept in enger Absprache mit dem Denkmalschutz stand und die Aufträge an geeignete Unternehmen vergeben wurden. Im Oktober 2023 begannen endlich die ersten Handwerker mit der Innensanierung.

Um dem hohen Denkmalwert der Orgel gerecht zu werden, arbeiteten die Orgelbauer nach dem Prinzip „Erhaltung geht vor Erneuerung“. Alle Eingriffe sollten reversibel sein, das bedeutet, alle Maßnahmen können auch wieder rückgängig gemacht werden. Ersatzteile sollten sich von ihrem Material, der Bauart oder dem Herstellungsverfahren am Original orientieren.

Mit der Renovierung wurde die in weiten Teilen noch original erhaltene Stumm-Orgel von 1843 aus einem Dornröschenschlaf geweckt.
Werner Dupuis

Nicht genutzte Originalteile wurden in der Orgel deponiert. Der besondere Denkmalwert des Instruments basiert auf die Originalität der Materialien. Seit ihrem Bau 1843 wurden nur wenige Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Regionalkantor Joachim Schreiber bezeichnete sie als besonderes Exemplar in der rheinischen Orgellandschaft, als „Bugatti“ unter ihresgleichen. Davon konnten sich die Besucher des Festgottesdienstes überzeugen. Christine Marx, neue Kantorin im Kirchenkreis, zog alle Register, um das Instrument in seiner ganzen Opulenz erklingen zu lassen.

Rund 900.000 Euro kostete die Sanierung der Kirche. Finanziert wurde sie mit erheblichen Mitteln aus dem Vermögen der Kirchengemeinde und gefördert von öffentlichen Zuschüssen, Spenden und einem Scheck über 45.000 Euro vom Mengerschieder Orgelförderverein.

Festgottesdienst nicht mehr im Provisorium

Gemeindepfarrer Bernd Bazin, der – seit gut zwei Jahren im Amt – die Mengerschieder Kirche bisher nur als Baustelle kannte, war froh, nach der langen Zeit des Provisoriums den Festgottesdienst endlich in der auf ihr Wesentliches reformierten Kirche feiern zu können. Glaube müsse hier – im Sinne der Bibel – Antworten auf die Fragen der Menschen geben. „Glaube soll nicht nur gepredigt, sondern erfahrbar sein.“

Die Gemeinde dürfe sich aber nicht, wenn sie sich wieder in ihrer Dorfkirche versammele, zum Alten zurückkehren, sondern solle in protestantischer Tradition Neues wagen, dabei das Gute und Bewährte aber bewahren. Die Kirche biete, so Bazin, dabei Schutz und sei geistige Heimat für die Gläubigen.

Pfarrer Bernd Bazin spendete zum Abschluss des Gottesdienstes den Segen.
Werner Dupuis

Fritz Schellack, mit Mengerschied und seiner Geschichte eng verbundener Volkskundler, hatte zum Abschluss der Renovierung gemeinsam mit Hanno Schneider und Jürgen Martin eine Festschrift verfasst. Für Schellack ist die Kirche mit ihrer wiederentdeckten Orgel neben ihrer sakralen Bestimmung auch ein Ort der Besinnung, der kulturellen Begegnung und Kommunikation. Er könne, dies wünscht sich Schellack, auch helfen, auf einem Weg in eine posthumane, von Künstlicher Intelligenz gesteuerte Gesellschaft weiterhin Mensch zu bleiben.

Grußworte überbrachten Ortsbürgermeister Rainer Stiel und Stefan Huck, Vorsitzender des Stumm-Orgelvereins. Musikalisch umrahmten Bläser des Musikvereins Reckershausen-Heinzenbach den Gottesdienst.

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