Der Innenhof der 1327 errichteten und 1339 zur Burg ausgebauten Pfalzgrafenstein bot eine prächtige Kulisse, obwohl diese Burg im Rhein im Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648 eigentlich keine Rolle spielte. Sie sollte vielmehr die Zolleinkünfte der stark befestigten Städte Kaub und Bacharach sichern. Dazu waren 24 Soldaten mit ihrem Hauptmann auf der Insel im Rhein stationiert.
Für die Besucher am Wochenende gab es zwar keine kostenlose Führung, jeder konnte sich aber auf der Insel frei bewegen und die Gemäuer bis in die höchsten Spitzen selbst erforschen. Und natürlich waren da noch die Vorführungen von „Des Kaysers Bombardier“, Jörg Höfer.
„Warum habe ich keine Uniform an, sondern nur ein Wams, eine Hose und Schuhe, keine Stiefel?“, fragte er sein gespannt lauschendes Publikum. Die Antwort war einfach: „Weil es keine Uniformen gab.“ Aber bewaffnet war er als Soldat im Dreißigjährigen Krieg, und zwar mit dem Musketierdegen und einer Muskete.
Den Degen trug er geschützt in der Scheide, „damit sich meine Kameraden neben mir nicht versehentlich verletzen können“. Auch den besonderen Handschutz erklärte der Büchsenmacher im Detail. Einerseits schützt er die Hand des Soldaten, andererseits ist schon der Griff selbst eine Waffe, mit der dem Gegner dessen Degen aus der Hand gedreht oder die linke abgeknickt werden konnte.
Höfer führte die Hieb- und Stichtechnik mit dem Degen vor. Nur vor dem Ausfallschritt auf nassem Untergrund, um den gerade nach vorn gerichteten Degenstich auszuführen, warnte er. „Wenn der Soldat ausrutscht und am Boden liegt, kann sein Gegner ihm den Garaus machen, und das ist tödlich.“
Starke Soldaten schlagen sich mit dem Degen eine Gasse durch die feindlichen Reihen, dieser Soldat ist dann ein Gassenhauer. Was heute als hieb- und stichfest bezeichnet wird, bedeutete früher, dass der Gegner gegen Hiebe und Stiche mit dem Degen gesichert war, etwa durch einen Helm auf seinem Kopf.
Und diese hieb- und stichfesten Gegner bekämpfte der Soldat dann mit der Muskete. Wie sie geladen wird, zeigte Jörg Höfer im Detail. Zuerst wurde der Messstutzen an der Pulverflasche gefüllt. „Das Maß ist voll“ war der Begriff, der heute wieder in anderer Bedeutung benutzt wird.
Die Bleikugel hat einen Durchmesser von 18 Millimetern und wiegt 28 Gramm. Die Muskete schießt 800 Meter weit, ist auf 200 Meter noch tödlich und durchschlägt zwei hintereinanderstehende Soldaten noch auf 100 Meter Entfernung ebenfalls tödlich. Die Durchschlagskraft bewies Höfer an einem Helm, den er zu Testzwecken auf 50 Meter Distanz beschossen hatte.
Da auch ständig Dämmpfropfen zum Verdichten von Pulver und Kugel benötigt wurden, trug der Soldat sie griffbereit am Hut. Daher stammt heute noch der Begriff: „Das kannst du dir an den Hut stecken.“ Kugeln konnte der Soldat nicht immer einzeln aus der Tasche nehmen, er steckte einige in den Mund, um schneller laden zu können. „Das Maul voll haben“ kommt daher.
Das Pulver im Lauf wurde mit der Lunte gezündet. Die Lunte aber musste zuerst selbst entzündet werden. Dazu erzeugte Höfer mit Feuereisen und Flintstein Funken, die wiederum den Zunder zum Glühen brachten. Die Pfanne am Zündloch wurde mit Zündkraut gefüllt und selbst von der glühenden Lunte entzündet – der Schuss fällt.
„Wenn du aber nichts auf der Pfanne hast, kannst du nicht schießen.“ Die Lunte glimmt ständig an beiden Enden, und das kann man riechen – eben „Lunte riechen“, was bis heute als Redensart dient, wenn jemand eine Gefahr erkennt. Natürlich gab Jörg Höfer nicht wirklich einen Schuss ab, aber das Zündfeuer von der Pfanne mit der Rauchentwicklung war schon sehr beeindruckend. Vor der Burg führte er noch zwei Schuss mit der Böllerflinte über den Rhein in Richtung der Burg Gutenfels vor. Die Pfalzgrafenstein hatte somit am Tag des offenen Denkmals wieder die Aufmerksamkeit erfahren, die ihr gebührt.