Kirchberg kauft Wahrzeichen
Der Wasserturm ist endlich wieder im Besitz der Stadt
Den echten Wasserturm im Blick und mit Modell im Gepäck konnte Stadtbürgermeister Werner Wöllstein (2. von links) am Dienstagmittag den Kaufvertrag unterzeichnen. Mit dabei der Erste Beigeordnete Peter Weber (2. von rechts) und die Beigeordneten Ernst-Ludwig Klein (links) und Manfred Kahl (rechts). Ob der Turm gelb bleibt oder wieder weiß und rot gestrichen wird, wie es das Modell zeigt, ist noch nicht entschieden.
Charlotte Krämer-Schick

Seit mehr als 20 Jahren ist der Wasserturm in Privatbesitz, seither verschlechtert sich sein Zustand sichtbar. Das soll nun ein Ende haben, denn Stadt und Besitzer konnten sich auf einen Kaufpreis einigen.

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Es ist ein wahrhaft historischer Moment für Stadtbürgermeister Werner Wöllstein, als er am Dienstagmittag den Kaufvertrag unterzeichnen kann. Damit hat das zähe Ringen in der Stadt auf dem Berge ein Ende: Der Wasserturm ist endlich wieder im Besitz der Stadt.

Er ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen, das in die Jahre gekommen ist. Schon lange ist der Turm mehr schwarz als gelb und ist so nicht wirklich Aushängeschild der Stadt. „Auch das Dach des Anbaus ist völlig marode“, berichtet Wöllstein. Es sei schon Feuchtigkeit ins Gebäude eingedrungen, der Mieter habe bereits um Mietminderung gebeten. Das wiederum sei auch der Grund dafür, dass die Stadt den Kaufpreis auf 100.000 Euro runterhandeln konnte. „Der Besitzer hatte im vergangenen Jahr seine Verkaufsbereitschaft signalisiert“, sagt Wöllstein. Er hatte 120.000 Euro gefordert – ein Angebot, über das die Stadt zumindest nachdenken konnte, sagt der Bürgermeister. Bedingung dafür sei aber die Dachsanierung gewesen. Da der Verkäufer diese jedoch nicht übernehmen wollte, konnten sich die beiden Parteien auf den niedrigeren Kaufpreis einigen.

Das kann die Stadt durchaus als Erfolg verbuchen, denn als sie vor Jahren schon auf den Besitzer zuging, hatte der noch einen Betrag in Höhe von 250.000 Euro im Sinn. „Das muss so Anfang der 2020er-Jahe gewesen sein“, schätzt Wöllstein. Damals habe die Stadt aufgrund des viel zu hohen Preises abgewunken. „Wir haben dann immer mal wieder nachgehört, auch, weil sich der Zustand des Turms immer weiter verschlechtert hat“, sagt er. So wurde mal über 200.000, mal über 180.000 Euro verhandelt, später dann über 150.000 Euro. „Das war der Stadt aber alles zu viel“, sagt Wöllstein. Letztendlich wurden 130.000 Euro für den Kauf des Wasserturms in den Haushalt 2025 eingestellt.

„Eine erste Kostenschätzung liegt bei einer halben Million, um den Wasserturm wieder herzurichten.“
Stadtbürgermeister Werner Wöllstein

Doch mit dem Kauf ist es noch nicht getan. „Eine erste Kostenschätzung liegt bei einer halben Million, um den Wasserturm wieder herzurichten“, sagt Wöllstein. Statiker und Baufachleute hätten das ortsbildprägende Gebäude bereits begutachtet, die Substanz sei absolut in Ordnung. „Aber die Farbe muss auf jeden Fall runter“, sagt Wöllstein. Damit der Turm die „nächsten 50 Jahre gut dasteht und ansehnlich ist“, wie der Bürgermeister es ausdrückt, will die Stadt Förderanträge stellen. Dafür braucht es allerdings eine Folgenutzung. „Eine erste Idee ist die Einrichtung eines kleinen Museums zum Thema Wasser“, sagt Wöllstein. Wasser werde ein immer wichtigeres Thema, über das das Museum aufklären und den Bogen zur früheren Nutzung des Turms spannen könnte. Ergänzt werden könne die kleine Ausstellung noch mit Informationen zu Elektrizität, denn in unmittelbar Nähe habe früher das Elektrizitätswerk der Stadt gestanden. „Im Turm selbst ist nur wenig Platz, das Museum könnte sich etwa über die unteren zwei Etagen erstrecken“, sagt Wöllstein. Feste Öffnungszeiten solle es aber nicht haben, es solle sich in erster Linie an Kindergärten und Schulen richten – sofern sich die Stadt für diese Nutzung entscheidet.

Das Wahrzeichen der Stadt auf dem Berge ist in die Jahre gekommen, nun ist der Wasserturm wieder im Besitz Kirchbergs.
Charlotte Krämer-Schick

„Jetzt haben wir den ersten Schritt gemacht“, sagt der Bürgermeister. Alle weiteren Entscheidungen – etwa, welche Farbe das Gebäude zukünftig haben soll – müssten noch entschieden werden. Das alles wolle die Stadt aber nach und nach angehen. „Das wird sich vielleicht zwei bis drei Jahre ziehen“, schätzt Wöllstein. Er sei froh, dass das Wahrzeichen nun im Besitz der Stadt sei und im Gegensatz zum damals verantwortlichen Stadtrat habe er kein Problem damit, für den Turm Geld auszugeben.

Als die Verbandsgemeinde, in deren Besitz sich der Wasserturm ab 1975 befand, im Jahr 2000 keine Verwendung mehr für das Gebäude hatte, hätte es zurück an die Stadt gehen können. Der damalige Rat aber entschied sich dagegen – in erster Linie wohl aus Angst vor zu hohen Kosten für die Stadt. So wurde ein Investor gesucht und gefunden, das heute 125 Jahre alte und 36 Meter hohe Industriedenkmal wurde am 1. April 2004 für einen symbolischen Betrag von 1000 Euro verkauft. Ein Restaurant oder Café sollte in den Turm einziehen, so die damaligen Pläne der Besitzer, ein Um- und Anbau mit viel Glas sollte die Kubatur des Gebäudes nicht zu sehr verändern. Daraus wurde jedoch nichts, stattdessen wurde ein eher unpassender Vorbau errichtet, der zeitweise von einer Versicherung genutzt wurde. Als der Besitzer verstarb, sei der Wasserturm versteigert worden, zeichnet Wöllstein den Werdegang des Gebäudes nach. Auch damals habe die Stadt Interesse gehabt. „Die Stadt war dran, aber der jetzige Besitzer hat mehr bezahlt“, sagt der Bürgermeister. Nun ist er froh, dass die zähen Verhandlungen der vergangenen Jahrzehnte endlich ein Ende haben und der Wasserturm bald wieder zu einem weithin sichtbaren ansehnlichen Erkennungszeichen der Stadt auf dem Berge werden kann.

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