Es ist ein Spaziergang durch die Geschichte und Vielfalt der Feldkulturen. Angelegt als schmaler Feldstreifen wie in früheren Tagen finden interessierte Besucher etwas abseits des Ortes an der Loreleystraße Richtung der Aussichtspunkte Wackenberg und Loreleyblick rund 25 verschiedene Sorten. Auf Informationstafeln erfahren sie, um welche es sich handelt, wofür sie eingesetzt werden und welche Besonderheiten sie haben.
Darunter finden sich bekannte Sorten wie Kartoffeln, Rüben, verschiedene Getreide, Mais, Sonnenblumen, Mohn und verschiedene Futterpflanzen, aber auch Sorten, die man auf den heimischen Feldern kaum finden wird.
Buchweizen, Tabak und Esparsette bewundern
Wer einmal sehen möchte, wie Buchweizen blüht, der muss im Juli/August das Demonstrationsfeld besuchen. Auch Tabak wächst auf einem kleinen Stück Acker. Wer Esparsette nicht kennt, erfährt, dass es sich um eine Hülsenfrucht handelt, die in der Zeit von Mai bis Juli purpurfarben bis rosa und hellgelb blüht und als Tee und im Salat verzehrt werden kann. Auch als Futtermittel findet die Pflanze Verwendung, besonders als hochwertiges Pferdefutter.
Das Besondere an dem Feld ist: Es wird das ganze Jahr über von den Biebernheimern gepflegt und bewirtschaftet. Eine Arbeitsgruppe unter der Initiative der Biebernheimerinnen Andrea Friedrich und Ruth Pabst hatte sich dieser Aufgaben angenommen und die Fläche im vergangenen Frühjahr vorbereitet, eingesät und in den vergangenen Monaten kultiviert. Vor Kurzem erfolgte dann der Schnitt des angepflanzten Wintergetreides mit der Sense, das wie früher in Kastenform aufgestellt wurde.
Andrea Friedrich hat wie zahlreiche weitere Biebernheimer auch an der Chronik von Biebernheim mitgearbeitet, die in ein bis zwei Wochen in den Druck gehen wird. Mehr als 500 Seiten umfasst das Werk im DIN-A4-Format. „Biebernheim war bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch Selbstversorger. Auf den Feldern wurde bis dato meist Roggen für Brotgetreide angebaut“, weiß sie zu berichten.
Historisches Wissen gebündelt in einer neuen Chronik
Bis zur Flurbereinigung in den 30er-Jahren waren die Felder in viele schmale Streifen aufgeteilt. Die Einwohner wussten genau, wie die Besitzverhältnisse verteilt lagen. Allerdings machte die Aufteilung es nicht immer einfach, an sein Stück Feld zu gelangen. „Da musste der Vordere erst einmal ernten, damit der Hintere überhaupt die Chance hatte, zu seinem Feld zu gelangen“, erzählt die Biebernheimerin. Es sei ein tolles Dokument, mit dem man sich erschließen könne, wie der Ort entstanden und gewachsen sei, sagt auch der Vorsitzende des Heimatvereins Ralf Link.
Darin wird auch das Dokument zu sehen sein, in dem das Rheinhöhendorf Biebernheim unter dem Namen „Biberesheim“ vor 1200 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wird. Es handelt sich dabei um eine Schenkungsurkunde von Ludwig dem Frommen, König des Fränkischen Reiches und Kaiser sowie Sohn und Nachfolger Karls des Großen, mit der er der Abtei Prüm den Wald bei Sankt Goar überließ.
Darin sind auch die zwölf Familien erwähnt, die damals in Biebernheim lebten. Das Original der Schenkungsurkunde befindet sich heute im Trierer Stadtarchiv. Es ist eine Doppelseite im Goldenen Buch von Prüm. „Der Heimatverein hat einen Vereinsausflug dorthin gemacht“, berichtet Link. Zu diesem Anlass hatte das Stadtarchiv die Doppelseite mit der Urkunde aufgeschlagen und in einer Vitrine ausgestellt.
Von anno dazumal zeugen auch weitere Infotafeln in Biebernheim, die für die 1200-Jahr-Feier entworfen und aufgestellt wurden. Unter anderem zu sehen am historischen Backes in der Ortsmitte, in dem auch heute noch ab und an Brot gebacken wird. Die zahlreichen von langer Hand geplanten Veranstaltungen im Stadtteil, die wegen Corona ausfallen mussten, sollen nun im kommenden Jahr nachgeholt werden.
Die Biebernheimer Chronik, mit der eine ganze Arbeitsgruppe beschäftigt war, soll Anfang bis Mitte Oktober fertig sein und am 10. Oktober beim Dorfmarkt, der wegen Corona in einem kleineren Rahmen stattfindet, erstmals vorgestellt werden. Ab dann soll sie auch bestellt werden können.