Delegation im Mittelrheintal vier Tage unterwegs - Innenminister Lewentz und Landrat Boch zufrieden mit wichtigem Dialog
Delegation im Mittelrheintal unterwegs: Unesco und Icomos begutachten Welterbe
Im Welterbe (hier Burg Rheinfels in St. Goar) waren in der vergangenen Woche Vertreter von Unesco und Icomos unterwegs zu einer sogenannten reaktiven Überwachung. Innenminister Roger Lewentz und Landrat Volker Boch, die die Gäste begleiteten, sprachen von einem positiven Dialog.
Thomas Torkler

Das Land Rheinland-Pfalz hat gemeinsam mit dem Land Hessen und dem Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal die Unesco und deren Beratergremium Icomos über Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Welterbestätte Oberes Mittelrheintal informiert. Das berichtet ein Sprecher des Innenministeriums Rheinland-Pfalz.

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Demnach besichtigte während der vergangenen Woche von Montag bis Donnerstag eine internationale Delegation aus Experten des Unesco-Welterbezentrums und des Internationalen Rats für Denkmalpflege („International Council on Monuments and Sites“, abgekürzt Icomos) das Obere Mittelrheintal im Rahmen einer Mission zur reaktiven Überwachung. Die Welterbehüter verschaffen sich auf diese Weise ein Bild über die jeweiligen Gegebenheiten bei Welterbestätten und überprüfen, ob die Faktoren für die Verleihung des Welterbe-Status' nach wie vor gültig sind.

Lewentz: Intensive, aber konstruktive Tage

„Es waren sehr intensive, aber konstruktive Tage, in denen wir die Unesco und Icomos über unsere Maßnahmen zum Schutz und Erhalt sowie über die geplanten Infrastrukturprojekte zur Fortentwicklung des Oberen Mittelrheintals informieren konnten“, bilanzierte Innenminister Roger Lewentz. Gemeinsam mit der Beauftragten der Landesregierung für das Unesco-Welterbe, Staatssekretärin Nicole Steingaß, hatte er die Mission begleitet.

„Wir sind froh und dankbar, dass Vertreter des Unesco-Welterbezentrums und von Icomos unsere Welterberegion besucht haben. Die gemeinsamen Tage haben gezeigt, wie wichtig und wertvoll der Dialog miteinander ist, wenn es darum geht, zukunftsgerichtete Entwicklungen zu diskutieren und Schutzinstrumente miteinander abzustimmen“, sagte der stellvertretende Vorsteher des Zweckverbandes Oberes Mittelrheintal, Landrat Volker Boch, der die Delegation bei ihrem Besuch im Mittelrheintal ebenfalls begleitete.

„Die Länder Rheinland-Pfalz und Hessen tragen gemeinsam mit dem Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal als Dach der kommunalen Familie die Verantwortung für den Erhalt und die weitere Entwicklung des Welterbetals. Vor diesem Hintergrund bin ich sehr froh, dass der neue Managementplan und die neu entwickelten Instrumente den Unesco- und Icomos-Vertretern vorgestellt werden konnten. Der Zweckverband und seine Geschäftsstelle vernetzen und verbinden die Region. Es ist wichtig, dass diese Struktur für die weiteren Aufgaben und Entwicklungen gestärkt wird. Auf diese und die weiteren Weichenstellungen möchten wir auch zum 20. Welterbe-Geburtstag am 27. Juni anstoßen“, erklärte Boch weiter. Er freue sich mit und für den Zweckverband auf den 20. Jahrestag der Ernennung der Region zum Welterbe, der in wenigen Wochen in Oberwesel gefeiert wird.

Während der Mission informierten die Länder Rheinland-Pfalz und Hessen sowie der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal unter anderem über den Sachstand des sich derzeit in Erarbeitung befindlichen Managementplans für das Welterbe sowie über aktuelle und geplante Infrastrukturmaßnahmen und deren welterbeverträgliche Umsetzung.

Erneuerbare Energien sind ebenfalls Thema

Zu den vorgestellten Maßnahmen gehörte unter anderem die Fortschreibung des Kapitels Erneuerbare Energien im Landesentwicklungsprogramm Rheinland-Pfalz, das den Ausbau von Windenergie- und Fotovoltaikanalgen regeln soll. Auch der aktuelle Verfahrensstand des Raumordnungsverfahrens zur Mittelrheinquerung, die Planungen für die Bundesgartenschau 2029 im Oberen Mittelrheintal und die Seilbahn Koblenz standen auf dem Programm.

Intensiv diskutiert werden konnte zudem die geplante Umgehungsstraße in Braubach. Im Rahmen einer Veranstaltung in Dörscheid, hatten verschiedene Bürgerinitiativen (BI) – die BI Pro Brücke, die BI Pro Rheintal und die BI Braubach lebenswerter – die Möglichkeit, ihre Anliegen vorzutragen. Dr.-Ing. Heinz Gemmer, der im Vorstand der BI als fachlich zuständiger technischer Experte das Projekt von Beginn begleitet, und Markus Fischer, der stellvertretende Vorsitzende der BI, nutzten die einmalige Gelegenheit.

Unterstützt wurden sie von den beiden Bürgermeistern, Verbandsbürgermeister Mike Weiland und Stadtbürgermeister Joachim Müller, die deutlich machten, dass es bei diesem Projekt über alle politischen Ebenen breite Zustimmung gebe. So habe die Landesregierung das Projekt sogar zu einem der wichtigsten Bauprojekte unter den im Land geplanten Umgehungsstraßen eingestuft.

Das Erbe einer jahrtausendealten Kultur sei gefährdet, wenn sich weiterhin täglich Zehntausende Fahrzeuge, darunter Hunderte schwere Lkw durch die enge Ortslage quälten, machte Fischer deutlich. Gemmer ging ausführlich auf die technischen Möglichkeiten zur welterbeverträglichen Realisierung einer Umgehungsstraße für Braubach ein. Zwei bisher bereits betrachtete Varianten, mit einer Überführung der Bahnlinie und Tunneln durch den Bergrücken am Ortsausgang Braubachs Richtung Osterspai wurden von ihm erläutert.

Er hatte aber auch eine von der BI neu entwickelte Variante im Angebot. Eine Unterführung der Bahnlinie mit einem Tunnel durch den Berg mit Anschluss an die Dachsenhäuser Straße. Wichtig war dabei auch die jüngst gemeinsam mit der Hochwassernotgemeinschaft Braubach entwickelte Option: Zur Vermeidung von Flutkatastrophen soll nämlich eine Entlastungsleitung für das Regenrückhaltebecken im Dachsenhäuser Tal mit in das Straßenbauprojekt integriert werden. Alles Maßnahmen zur Erhaltung der Jahrtausende alten Kulturlandschaft im Mittelrheintal und der in Braubach gewachsenen Siedlungsstruktur, meinen die Braubacher.

Die Mitglieder der Icomos-Kommission folgten den Ausführungen sehr aufmerksam und interessiert, machten aber deutlich, dass sie im Rahmen dieses Besuchs keine Einschätzung zu den vorgestellten Projekten abgäben.

Sämtliche Ergebnisse der Mission werden in einem Abschlussbericht vorgestellt. Dieser wird dem Unesco-Welterbekomitee sechs Wochen vor seiner nächsten Sitzung vorgelegt und im Zuge dessen auch veröffentlicht. Das Datum steht noch nicht fest. Rund um die Mission dürfen die Experten gemäß der Grundsätze der Unesco und Icomos keine Einschätzung geben oder Projekte kommentieren. red/tor/kr

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