Langsam schwillt der Ton an, wird immer lauter und schriller, hält eine Weile an, bevor er wieder leiser wird. Andreas Roth, Wehrleiter der Verbandsgemeinde (VG) Simmern-Rheinböllen, schaut auf das Dach des Feuerwehrgerätehauses in Simmern, auf dem die tönende Anlage thront. Er hält sich die Ohren zu, bis das Schrillen langsam abebbt. „Das war’s“, sagt er dann zufrieden. Test bestanden. Am landesweiten Warntag haben auch im Rhein-Hunsrück-Kreis die Hochleistungswarnsirenen am Donnerstag um Punkt 10 Uhr geheult. Die erste Probe für die neuen Anlagen.
Denn erst im vergangenen Jahr war die silberglänzende, digitale Sirene in Simmern montiert worden, die die alte, analoge Sirene ablöst. „Jetzt ist es mit Schalltrichtern möglich, größere Bereiche zu warnen“, erklärt Roth. Im Gegensatz zum alten Gerät kann die neue Anlage nicht nur Warntöne, sondern auch Sprache und damit präzisere Warnungen ausgeben.
„Jetzt ist es mit Schalltrichtern möglich, größere Bereiche zu warnen.“
Andreas Roth, Wehrleiter der Verbandsgemeinde (VG) Simmern-Rheinböllen, beschreibt die Unterschiede zwischen der alten und der neuen Sirene.
„Achtung, Achtung. Hier spricht Ihre Feuerwehr. Es besteht eine allgemeine Gefahrenlage. Informieren Sie sich über die Medien oder Warnapps. Halten Sie den Notruf frei.“ Diese Aussage einer Frauenstimme erschallt am Donnerstagmorgen wenig später über die Dächer – allerdings nur in Simmern, um die Möglichkeiten für den Ernstfall zu verdeutlichen.
Dabei handelt es sich jedoch um eingesprochene Textbausteine. „Da sitzt niemand am Mikrofon“, macht Roth deutlich. Stattdessen erzeugt die Sirene verschiedene, vorher vom Land übermittelte Ton- oder Textelemente, die daher recht allgemein gehalten sind. „Die Sirene wurde vorher mit Daten gefüttert“, unterstreicht der Wehrleiter.

Nachdem die Anlage einmal gewarnt hat, ist sie drei Minuten lang für äußere Befehle blockiert. Damit sollen versehentliche Parallelmeldungen verhindert werden. Auf die Anlagen können derzeit die Integrierte Leitstelle Bad Kreuznach sowie der Katastrophenschutz des Kreises aus der Ferne zugreifen; perspektivisch sollen auch die Mitarbeiter der Simmerner Feuerwehreinsatzzentrale an Ort und Stelle die Sirene ansteuern können.
„Wir haben hier in Simmern eine der leistungsstärksten Anlagen“, erläutert Roth – schließlich sollen die Lautsprecher im Falle eines Falles möglichst viele Menschen erreichen. In kleineren Orten sollen langfristig ebenfalls neue, allerdings leistungsschwächere Anlagen installiert werden, die nach vorheriger Berechnung für die jeweilige Größe ausreichen.

Wie Stefan Bohnenberger, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) des Kreises, auf Anfrage erläutert, sind bis jetzt 26 der insgesamt 126 geplanten modernen Sirenen im Kreisgebiet installiert worden. „Das ist ein Riesenprojekt, und es entstehen nicht unerhebliche Kosten“, ordnet Bohnenberger ein. Die Aufwendungen für eine neue Sirene liegen demnach zwischen 8000 und 25.000 Euro.
„Man fängt an den Hotspots an“, erläutert Roth den Ausbau. So stehen die neuen Hochleistungswarnsirenen derzeit neben Simmern in Boppard, Hirzenach, Bad Salzig, Hausbay, St. Goar, Oberwesel, Beltheim, Mastershausen, Buch, Mörsdorf, Kastellaun, Gemünden, Gehlweiler, Niederweiler, Sohren, Dill, Laubach, Mengerschied und Rheinböllen, wie der Kreis informiert.
„Die Auslösung hat funktioniert, die Entwarnung hat funktioniert.“
Stefan Bohnenberger, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) des Kreises, zieht eine positive Bilanz.
Die Sirenen dienen heute rein dem Bevölkerungsschutz – die Alarmierung der Einsatzkräfte erfolgt inzwischen über andere Technologien. Ziel des Warntages ist es, die Warnsysteme zu prüfen, dazu gehören neben den Sirenen unter anderem die Smartphone-Warnapps Nina und Katwarn sowie der Cell Broadcast über das Mobilfunknetz.
Der Test soll außerdem die Bevölkerung für entsprechende Warnungen sensibilisieren und die Abläufe in den Zentren für Katastrophenschutz, darunter im Lagezentrum Bevölkerungsschutz des neu gegründeten Landesamts für Brand- und Katastrophenschutz (LfBK) in Koblenz, erproben. „Die Auslösung hat funktioniert, die Entwarnung hat funktioniert“, zeigt sich Bohnenberger am frühen Nachmittag zufrieden.