Romane, Krimis, Sachbücher – das ist seit mehr als 40 Jahren die Welt von Dagmar Reitz. Sie betreibt den einzigen Buchladen in Boppard. Im Herbst geht sie in den wohlverdienten Ruhestand. Wie die Zukunft des Geschäfts aussieht, ist aber unklar. Denn einen Nachfolger hat sie bis jetzt noch nicht gefunden.
„Der Buchladen war mein Leben“, blickt Reitz im Gespräch mit unserer Zeitung zurück. Nach ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin in Neuwied kam sie nach Boppard und arbeitete zunächst als Angestellte in dem Buchladen. Als die damalige Inhaberin 2007 aus Altersgründen aufhörte, führte Reitz das Geschäft weiter. „Eigentlich wollte ich zuerst nicht. Doch die Kunden haben sich gefreut, dass ich den Laden übernehme, und das hat mich ungemein motiviert“, sagt die Buchhändlerin.

Zwar habe sich das Buchgeschäft durch Internet und E-Books im Laufe der Jahre verändert, wirtschaftlich habe der Laden aber nie Probleme gehabt. „Das Buch ist krisensicher. Es ist durch kein anderes Medium ersetzbar. Zudem haben wir viele Stammkunden, die immer wieder gerne in die Buchhandlung kommen – allein schon wegen des Bücherdufts“, betont Reitz. Deswegen sei die Arbeit auch nach wie vor ihr Traumberuf. „Er bringt so viel Positives mit sich. Der Kontakt zu Kunden, Kollegen und Verlagsmitarbeitern ist toll. Außerdem erscheinen immer wieder neue Bücher, die man an interessierte Leser weitergeben kann“, sagt die Buchhändlerin.
Insgesamt vier Angestellte hat Reitz in ihrem Geschäft. Drei Aushilfen und eine Mitarbeiterin, die sich um die Buchhaltung kümmert. Neben den Stammkunden kommen im Sommer auch viele Touristen in den Laden in der Innenstadt. „Das Geschäft existiert schon seit mehr als 150 Jahren. Sowohl für die Stadt Boppard als auch für die Fußgängerzone ist es wichtig, dass es bestehen bleibt“, betont die Buchhändlerin. Deshalb hat sie schon früh angefangen, nach einem Nachfolger zu suchen.
„Der Buchladen war mein Leben.“
Dagmar Reitz, Inhaberin des Bopparder Buchladens
Als Reitz im November 2024 kommuniziert hat, dass sie im Herbst 2025 aufhören will, waren die Kunden geschockt. „Sie haben gesagt, es sei eine Katastrophe, wenn die Buchhandlung nicht mehr existiert“, erinnert sich die Buchhändlerin. Nach ersten Gesprächen im November startete Reitz im Januar mit der aktiven Suche nach einem Nachfolger.
Dafür nutzte sie Mundpropaganda, die Internetplattform Facebook, aber auch Fachblätter der Buchbranche. „Als ich es auf Facebook gepostet habe, haben sich sofort einige Leute gemeldet“, sagt Reitz. Trotz vieler Interessenten war bis jetzt allerdings kein passender Nachfolger dabei. Die Buchhändlerin führt aber weiterhin Gespräche und ist zuversichtlich, noch jemanden zu finden – auch weil sie möchte, dass das Traditionsgeschäft erhalten bleibt. „Es ist sehr wichtig, dass ein kleines, inhabergeführtes Geschäft bestehen bleibt. Sonst sieht in der Stadt irgendwann alles nur noch gleich aus“, betont sie. Sollte sie jedoch bis zum Herbst niemanden finden, müsste der einzige Buchladen in Boppard schließen.