Tim Leidig ist bei Wettkampf in St. Gallen dabei
Dachdecker-Weltmeisterschaft in St. Gallen: Lauderter erreicht den dritten Platz
Sie kamen mit einem dritten Platz von der Weltmeisterschaft im schweizerischen St. Gallen nach Hause: Mentor André Hauft (von links), der Lauderter Tim Leidig und Lucas Röhrig. Foto: Tim Leidig
Tim Leidig

An einer Weltmeisterschaft der besonderen Art nahm jüngst Tim Leidig aus Laudert teil - und zwar mit großem Erfolg.

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Sie kamen mit einem dritten Platz von der Weltmeisterschaft im schweizerischen St. Gallen nach Hause: Mentor André Hauft (von links), der Lauderter Tim Leidig und Lucas Röhrig. Foto: Tim Leidig
Tim Leidig

Als der Lehrer in die Klasse kam, um ihn zu fragen, ob er bei der Weltmeisterschaft der Dachdecker dabei sein wolle, musste Tim Leidig nicht lange überlegen. „So eine Chance hat man in der Regel nur einmal im Leben. Deswegen habe ich direkt zugesagt“, erzählt der Dachdecker, der im elterlichen Betrieb in Laudert angestellt ist und derzeit die Meisterschule in Mayen besucht.

Bereits zum zweiten Mal ausgezeichnet

Mit einer Bronzemedaille kehrte er nun aus St. Gallen, wo die WM in diesem Jahr stattfand, zurück – und darf sich über die mittlerweile zweite Auszeichnung in seiner noch jungen Dachdeckerlaufbahn freuen. Bereits vor zwei Jahren hatte er den Leistungswettbewerb auf Landesebene gewonnen, hätte damals gern am Bundesentscheid teilgenommen, der allerdings wegen Corona abgesagt werden musste. Diese Auszeichnung sorgte dann dafür, dass ihn die Lehrer auch „auf dem Schirm“ hatten, als es darum ging, wer in die Schweiz fahren darf. Hinzu kam in Leidigs Fall ein wenig Glück. „Es war einer abgesprungen, und so durfte ich nachrücken“, berichtet der 21-Jährige.

Er wurde dem Team Flachdach zugewiesen, das aus zwei Gesellen und einem Mentor bestand. Außerdem schickte Deutschland drei weitere Mannschaften ins Rennen: Steildach, Fassade und Metall. Sie kamen aus den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands und gehören zu den aktuell besten Dachdeckern. „Es waren vor allem die, die ihre Landesentscheide gewonnen hatten, darunter teilweise auch schon Meister oder welche, die gerade die Meisterschule besuchen“, erklärt Leidig.

Im Wettkampf mit sieben anderen europäischen Nationen

In Mayen bereiteten sie sich im Team akribisch auf die WM vor, bauten Modelle nach, planten, wie sie es schafften, den Verschnitt so gering wie möglich zu halten und wie sie die tückischen Ecken am besten bearbeiten können. „Das war definitiv eine sehr herausfordernde Aufgabe“, sagt der Lauderter. Dennoch gingen er und seine Mitstreiter gut vorbereitet in den Wettkampf, hatten es sich zum Ziel gesetzt, einen Platz auf dem Treppchen zu erreichen. In St. Gallen, wo die Messehalle sich an drei Tagen in eine große Werkstatt mit internationalem Flair verwandelte, hatten die jungen Handwerker einen Arbeitstag Zeit, um ihre Aufgabe zu lösen.

Jedes Team arbeitete in einem abgetrennten Bereich, konnte aber bei einem Blick nach rechts oder links sehen, wie groß die Fortschritte bei der Konkurrenz waren. Die kam im Fall von Leidig der Schweiz, Estland, Lettland, Österreich, Polen, Ungarn und Großbritannien.

Der 21-jährige Tim Leidig ist mit Leib und Seele Handwerker und genießt es, am Abend sein Tagwerk zu bewundern. Foto: Archiv/Werner Dupuis
Werner Dupuis

„Leider war keine Zeit, um mit den anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Dazu waren wir viel zu fokussiert, und die Zeit war viel zu knapp bemessen“, sagt der 21-Jährige. Hinzu kam im Fall des deutschen Teams noch, dass es vonseiten des Veranstalters, des Internationalen Föderation des Dachdeckerhandwerks (IFD), kleine Änderungen am zu bearbeitenden Modell gegeben hatte und sich Leidig und seine Kollegen eine alternative Vorgehensweise überlegen mussten, um vor allem den Verschnitt möglichst gering zu halten. Denn der floss ebenso in die Wertung ein wie die Arbeitsweise, die Lösungen, die vor allem für die Eckbereiche gefunden werden mussten, das Ergebnis und das Einhalten des zeitlichen Rahmens.

Alle deutschen Teams landen auf dem Treppchen

Am Ende des Tages, als die Teams um 16.30 Uhr ihre Werkzeuge ablegen mussten, hatten es Leidig und sein Kollege nicht ganz geschafft, ihr Flachdachmodell zu finalisieren – und sie fanden sich damit in bester Gesellschaft. Lediglich eine Nation hatte ihr Projekt zu Ende gebracht, bei allen anderen wären noch Kleinigkeiten zu erledigen gewesen. Auch deswegen konnte der Lauderter Dachdeckergeselle überhaupt nicht einschätzen, wie sein Team abgeschnitten hatte.

Die Bewertung hatte eine internationale Fachjury vorgenommen – jedes Teilnehmerland hatte einen Juroren gestellt – und der war während des Wettbewerbs immer wieder durch die Reihen gegangen, hatte sich Notizen gemacht, die Arbeit auch mal angehalten, um die Vorgehensweise und die Idee dahinter zu erfragen. Bis das deutsche Team erfuhr, wie es abgeschnitten hatte, vergingen allerdings noch einige Tage. Denn zwischen dem Pflichtteil und der Preisverleihung, die auf einem Schiff auf dem Bodensee stattfand, lag noch ein Kürtag, an dem alle Teams um einen Sonderpreis kämpften.

2000 Leute beim Galaabend

Zum Galaabend mit Siegerehrung waren auch Leidigs Eltern gekommen. Rund 2000 Leute bevölkerten das Schiff und warteten gebannt auf die Verkündung der Sieger. Pro Kategorie wurden lediglich die ersten drei Teams aufgerufen. Das Team Flachdach landete auf Rang drei, hinter Österreich und der Schweiz, die sich punktgleich den Weltmeistertitel gesichert hatten. Auch die anderen deutschen Mannschaften ergatterten jeweils Podiumsplätze, Team Steilbach sicherte sich zudem den Sonderpreis in der Kür. „Wir waren insgesamt auf jeden Fall zufrieden mit unseren Ergebnissen“, bilanzierte Leidig.

Für ihn sei es eine einmalige Erfahrung gewesen, an diesem internationalen Wettbewerb teilzunehmen. Er habe viele neue Dinge gelernt und das Erlebnis an sich sehr genossen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er auch in zwei Jahren wieder wird teilnehmen können, ist allerdings gering. Denn in der Regel setzt sich das deutsche Team aus den Landessiegern der Leistungswettbewerbe zusammen, in denen sich die Gesellen im Anschluss an ihre Ausbildung messen.

Das gute Gefühl, etwas entstehen zu lassen

Leidigs Fokus liegt in den kommenden Monaten unterdessen wieder auf seiner Meisterschule, die er im kommenden Jahr abschließen möchte. Danach plant er, auch noch den Meister als Zimmermann zu erwerben. „Auf Baustellen habe ich bislang leider durch Ausbildung und Schule noch relativ wenig gearbeitet“, sagt er. Doch auch das soll noch kommen. Schließlich hat er sich ganz bewusst für den Beruf des Dachdeckers beziehungsweise Zimmermanns entschieden. „Man ist viel draußen an der frischen Luft, und am Ende des Tages sieht man, was man geschaffen hat. Das gibt einem ein gutes Gefühl“, sagt der 21-Jährige.

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