Erste Mieter ziehen in Coworking-Station im alten Fachwerk ein
Coworking: Dorfbüro in Buch bedeutet Schritt in neue Arbeitswelt
Für Andreas Christ (links) bedeutet das Dorfbüro ein Stück Lebensqualität. Von hier aus kann er seine Agentur für politische Bildung leiten. Er muss nicht mehr wie bisher mehrmals wöchentlich nach Bonn. Für Ortsbürgermeister Tobias Vogt fördert es die Attraktivität seiner Gemeinde. Foto: Werner Dupuis
Werner Dupuis

Buch. Entscheidende Veränderungen durch die Digitalisierung, aber auch durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie erfährt in nicht für möglich gehaltener Geschwindigkeit aktuell die Arbeitswelt. Begriffe wie Coworking, das oft nur auf einen begrenzten Zeitraum gemeinsame Arbeiten in geteilten Büros und Homeoffices, und das Arbeiten in der eigenen privaten Wohnung sind längst Alltag geworden. In einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus nutzte die Gemeinde Buch die Gunst der Stunde und etablierte hier ein Dorfbüro, das als Coworking-Station genutzt wird.

In den umgebauten Räumen, in denen bis zur Schließung die Raiffeisenbank eine Geschäftsstelle hatte, sind Freiberufler, kleinere Start-up-Unternehmen oder digitale Nomaden eingeladen, um hier mit möglichst geringem Aufwand ihr temporäres Büro einzurichten und darin zu arbeiten. Das Land Rheinland-Pfalz fördert diesen Trend und unterstützt Gemeinden bei der Einrichtung der Dorfbüros. Bei einem von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz ausgeschriebenen Wettbewerb überzeugte das Konzept der Hunsrückgemeinde zur Installation eines Dorfbüros, und es erhielt eine Förderung von 100.000 Euro.

Neben Buch kamen noch Katzenelnbogen im Taunus und Annweiler am Trifels in den Genuss der Förderung. Insgesamt zehn Gemeinden beteiligten sich an dem Wettbewerb. Mit knapp 830 Einwohnern ist Buch der kleinste Ort, in dem das Dorfbürokonzept nun erprobt wird. Und bei der Verwirklichung hatten die Bucher die Nase vorn und konnten als Erste ihren „Coworking Space H 39“ eröffnen. Der Name leitet sich ab von der Adresse Hauptstraße 39.

Die Dauer des Mietverhältnisses ist völlig flexibel. Ob nur für wenige Stunden oder auch für Wochen und Monate werden hier zu äußerst günstigen Konditionen die Mietverträge abgeschlossen. Die technische Infrastruktur entspricht der der aktuellen Technik. Digitale Netzwerke mit schnellem Internet, Scanner, Drucker, Fax, Telefon, Beamer und Kaffeemaschine warten darauf, genutzt zu werden. Besprechungen können in einem separaten Raum erfolgen.

Chance, modernes Arbeitsleben ins Dorf zu holen

Für den ländlichen Raum bedeutet dieses neue Modell die Chance, das moderne Arbeitsleben zurück ins Dorf zu holen. Nutzer können sich heimatnah im Dorfbüro flexibel einen von mindestens vier Arbeitsplätzen mieten. Ein weiterer Vorteil ist der soziale Austausch mit anderen Menschen. Dort lässt sich im Gegensatz zu den oft engen eigenen vier Wänden, getrennt von Haushalt und Familie, viel konzentrierter und effektiver arbeiten. Pendelzeiten entfallen, die Mieten sind bedeutend günstiger als in der Stadt. Für die Ortsgemeinde Buch als Träger ist das Dorfbüro ein weiterer positiver Standortfaktor im Wettbewerb mit anderen Kommunen.

Für Ortsbürgermeister Tobias Vogt ist das Dorfbüro zudem ein weiterer Schritt, seine Gemeinde als Wohn- und Lebensraum für junge Familien, für berufliche Einsteiger und kreative Freischaffende attraktiv zu machen und eine ideale Ergänzung zum Kindergarten und der ortsnahen Grundschule in Mastershausen.

Sichtlich wohl in den neuen Räumen fühlt sich Andreas Christ als einer der ersten Mieter. In Buch geboren und aufgewachsen, betreibt er in Bonn eine Agentur für politische Bildung. Er ist froh, mit seinem Team aus festen und freien Mitarbeitern von seinem Heimatdorf Buch zu agieren und sich nicht mehr so oft wie bisher auf den weiten Weg vom Hunsrück nach Bonn machen zu müssen.

Von unserem Reporter Werner Dupuis

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