„Der Arbeitgeber muss wissen: Wir können beides, wir können Kompromiss, aber wir können auch Konflikt“, sagte Uwe Zabel, der seitens der IG Metall-Bezirksleitung Mitte in Frankfurt die Verhandlungen für die Arbeitnehmer führt.
Wie geht es weiter für die Beschäftigten von Continental Teves Rheinböllen? Seit Monaten wird darüber diskutiert, welche langfristigen Auswirkungen für den Standort eine Reduzierung der Beschäftigtenzahl bedeuten könnte und welche Ziele der Konzern im Hunsrück aktuell und für die Zukunft verfolgt. Mit verschiedenen Aktionen hat die Gewerkschaft IG Metall mit den Beschäftigten darauf hingewiesen, dass sie sich massiv um einen qualitativen Fortbestand des Standortes sorgt und sich für die Beschäftigten und ihre Familien stark machen möchte. Auch am Donnerstagmittag stand dies klar im Blickpunkt. Während die dritte Verhandlungsrunde zwischen den Verhandlungsführern des Konzerns und der IG Metall lief, übten viele Mitarbeiter einen symbolischen Schulterschluss.
Unüberhörbar sollten die Signale für die Konzernvertreter sein, die ihnen in einer Verhandlungspause am Mittag entgegenschallten: Während die Arbeitgebervertreter sich in der Kantine des Rheinböllener Werkes über das weitere Vorgehen berieten, hatten sich draußen rund 250 Personen versammelt, die zum Teil zur Früh- und Spätschicht im Hunsrücker Werk gehörten, zum Teil eigens aus dem hessischen Babenhausen angereist waren, um ihre Kollegen vor Ort zu unterstützen. Während es in Babenhausen eine Einigung gab, steht diese in Rheinböllen eben noch aus. Nach der dritten Verhandlungsrunde am Donnerstag sind drei weitere Termine vorgesehen: am 23./24. April weitere Gespräche und ein Abschluss der Verhandlungen am 30. April.
Wie sich am Donnerstag für die Arbeitnehmer zeigte, genügt ihnen das Angebot des Konzerns nicht. Der Verhandlungsführer des Arbeitgebers wurde auf Transparenten mit zwei Möglichkeiten konfrontiert: „Kompromiss oder Konflikt, Ihre Entscheidung“, stand da deutlich erkennbar als Signal der Beschäftigten. Entsprechend deutlich waren auch die mündlichen Aussagen, die von Sirenengeheul und bengalischem Feuer begleitet wurden – die IG Metall und die Mitarbeiter zeigten damit ihre Kampfbereitschaft. Schließlich stehen Hunderte Arbeitsplätze auf dem Spiel und die Frage, ob und wie der Standort erhalten bleiben wird.
Beschäftigungsgarantie bis 2028 gefordert
Ingo Petzold, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bad Kreuznach, schilderte, dass in den Gesprächen seitens des Konzerns eine Beschäftigungsgarantie lediglich für maximal 200 bis 250 Mitarbeiter gegeben worden sei. „Wir wollen dies für mindestens 350 Mitarbeiter garantiert haben“, sagte Petzold. Aktuell gibt es rund 630 Beschäftigte in Rheinböllen. „Wir wollen eine Beschäftigungsgarantie bis 2028“, führte Petzold weiter aus. Die Arbeitnehmervertreter setzen darauf, dass pro Jahr mindestens 6 Millionen Bremsen im Hunsrück gefertigt werden, aktuell sind es laut Petzold 8 Millionen, der Arbeitgeber spreche von einem Ziel, 4 Millionen Bremsen zu produzieren. Für die IG Metall geht es weiter um Investitionen in Millionenhöhe in den Standort – diese sind laut Vorstellungen der Arbeitnehmerseite an die Fertigung von autonomen Transportrobotern gebunden, die als autonomous Automated Guided Vehicles (aAGV) im Konzern eine Rolle spielen.
Grundsätzlich geht es der Gewerkschaft darum, in Rheinböllen einen Transformationsprozess einzuleiten, in dem sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer ein Mitspracherecht haben und der insgesamt an den Transformationsgedanken des Landes Rheinland-Pfalz für Unternehmen angelegt ist. Wie die IG Metall deutlich mache, sind die Mitarbeiter bereit, dafür Kompromisse zu machen – aber nur, wenn der „Preis“ stimmt.