Schmerzhafte Einschnitte trotz Zukunftsvertrag
Continental: Kein radikaler Abbau der Beschäftigten – Unbefristeter Streik abgewendet
Den Abschluss der Tarifauseinandersetzung bei Continental in Rheinböllen verkündeten und kommentierten (von links) Ingo Petzold, Bevollmächtigter der IG Metall Bad Kreuznach, Uwe Zabel, Verhandlungsführer der IG Metall/Bezirksleitung Mitte, Standortleiter Stephan Nachtmann von Continental in Rheinböllen sowie Betriebsrat Ralf Stehl.
Thomas Torkler

Rheinböllen. Die Verhandlungen bei Continental in Rheinböllen konnten rechtzeitig vor einem unbefristeten Streik zum Abschluss gebracht werden. Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter einigten sich auf einen Zukunfts- und Sozialvertrag, der unter anderem einen milderen Abbau von Arbeitsplätzen vorsieht.

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Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Bad Kreuznach, Ingo Petzold, zeigte sich erleichtert: „Ursprünglich hatten wir für heute hier die Urabstimmung für einen unbefristeten Streik vorgesehen.“ Er sei froh, dass die Pressekonferenz am Mittwoch in der Kantine bei Continental nun einen erfreulicheren Hintergrund hatte.

Uwe Zabel, Verhandlungsführer der IG Metal/Bezirksleitung Mitte, stellte aber klar: „Es gibt in diesem Kampf keine Sieger und keine Verlierer.“ Man habe einen Zukunftstarifvertrag abgeschlossen. „Es ist fair abgegangen, ein unbefristeter Streik konnte abgewiesen werden. Die Kollegen standen dahinter.“ Ingo Petzold betonte, es sei der Gewerkschaft wichtig gewesen, für die Beschäftigten ein Stück Sicherheit zu erzielen.

Diese sieht so aus: Beschäftigte, die in der IG Metall organisiert sind (80 Prozent der Conti-Mitarbeiter), können bis zum 31. Dezember 2023 nicht gekündigt werden. Bis 30. April 2025 haben die Tarifpartner eine Mindestpersonalabmessung von 315 Beschäftigten vereinbart. Im ersten Quartal 2025 werden die Tarifparteien noch einmal über die Mindestzahl der Beschäftigten am Standort Rheinböllen ab 2026 beraten. Festgelegt ist bereits, dass diese bis 2028 nicht unter 250 liegen wird. Das Produktionsvolumen wird von Continental garantiert, ebenso die Berufsausbildung am Standort. „Wir machen uns große Hoffnungen, dass wir ohne Kündigungen auskommen“, sagte Uwe Zabel.

Continental-Standortleiter Stephan Nachtmann zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Abschluss und bestätigte im Hinblick auf die Ausbildung am Standort: „Sieben Auszubildende pro Ausbildungsjahr sind vorgesehen.“ Die Einigung schaffe für alle Beteiligten Klarheit: „Es ist ein gutes Ergebnis nach den intensiven Kraftanstrengungen.“ Dass es dennoch zu einer Reduzierung der Mitarbeiter in Rheinböllen kommt, bezeichnete Nachtmann als „schmerzhaften Personalanpassungsprozess“.

Dieser sah im vergangenen Sommer den Wegfall von 13.000 Stellen an acht Standorten in Deutschland vor. Für Rheinböllen sollte die Zahl der Beschäftigten von rund 670 um 400 reduziert werden. Jetzt soll das düstere Szenario unter anderem durch Altersteilzeit abgemildert werden.

Betriebsrat Ralf Stehl, der seit mehr als 30 Jahren am Standort Rheinböllen beschäftigt ist, sprach von einer schweren Zeit, die hinter den Verhandlungspartnern liege. „Wir haben immer mit Herzblut hier gearbeitet. Egal, was man uns vor die Füße geworfen hat, wir haben es gemeistert.“

Das soll auch so weiter gehen. Continental, Betriebsrat und IG Metall werden zur nachhaltigen Transformation des Standorts ein „TransFair-Zukunftsprojekt“ initiieren, zu dem die Etablierung eines Kompetenz- und Produktionszentrums für autonom fahrende Transportroboter gehört, ebenso wie die effiziente Ausrichtung der Bremsenproduktion am Standort.

Von unserem Redaktionsleiter Thomas Torkler

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