Mutterkonzern strukturiert um
China investiert 7 Millionen Euro bei Boge in Simmern 
Das Werk der Firma Boge in Simmern.
Werner Dupuis

Der chinesische Mutterkonzern der Firma Boge strukturiert um, und das Werk in Simmern profitiert. Dort sollen in Zukunft Eisenbahnersatzteile gefertigt werden. Jetzt müssen nur noch die Beschäftigten zustimmen.

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Gute Nachricht für die Beschäftigten von Boge: „Die Schließung des Autozulieferers Boge Rubber & Plastics in Simmern Ende 2026 ist vom Tisch“, wird Ingo Petzold, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bad Kreuznach, in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft zitiert. Das ist das Ergebnis von Verhandlungen zwischen der IG Metall und der Konzernmutter von Boge, dem chinesischen Unternehmen Zhuzhou Times New Material Technology (TMT). Die Mitglieder der IG Metall bei Boge müssen diesem Verhandlungsergebnis aber noch zustimmen.

Konkret wurde in den Verhandlungen vereinbart, dass TMT die Fertigung von Eisenbahnersatzteilen aus China nach Simmern verlagern wird. In diesem Zusammenhang sollen nach Angaben der IG Metall mindestens 7 Millionen Euro in den Hunsrücker Standort investiert werden. Das habe die IG Metall in direkten Verhandlungen zu einem Transformationstarifvertrag mit der chinesischen Konzernspitze für die zu 98,3 Prozent organisierte Belegschaft durchgesetzt. 

Betriebsbedingte Kündigungen vorerst ausgeschlossen

„Die Solidarität der Beschäftigten bei Boge hat gegen den Trend tarifgebundene Industriearbeitsplätze gesichert – mit einer Verlagerung mal andersherum“, erklärt Verhandlungsführer Uwe Zabel von der IG Metall Mitte. „Wir haben die Transformation fair, ökologisch und gerecht gestaltet, mit Beteiligung der Beschäftigten.“

Über ihr China-Netzwerk erreichte die IG Metall, dass ein Vertreter der chinesischen Konzernspitze von TMT zu Verhandlungen nach Simmern kam. Am vergangenen Wochenende gelang der IG-Metall-Verhandlungskommission nach 19 Stunden Verhandlungen der Durchbruch, teilt die Gewerkschaft mit.

Bis zum 31. Dezember 2027 sind nun betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Boge garantiert bis dahin, dass mindestens 245 Beschäftigte am Standort arbeiten, zudem gibt es fünf Ausbildungsplätze. Außerdem stellt Boge mindestens 7 Millionen Euro für Investitionen sowie 1 Million Euro für Qualifizierung bereit, teilt die IG Metall weiter mit. Zur aktiven Beteiligung der Beschäftigten wurden „Demokratiezeiten“ wie Freistellungen für Vertrauensleute und IG Metall-Mitgliederversammlungen während der Arbeitszeit vereinbart.

Boge-Beschäftigte müssen noch zustimmen

Die Tarifkommission der IG Metall hat das Verhandlungsergebnis bereits angenommen. Nun sind noch die IG-Metall-Mitglieder bei Boge gefragt: In einer Urwahl stimmen die Beschäftigten von Boge in Simmern über das Verhandlungsergebnis ab. 

Dass Boge in Simmern bestehen bleiben kann, war lange Zeit fraglich. Anfang November 2024 wurde bekannt, dass der Standort zum Jahr 2026 geschlossen und das Werk ins Rhein-Main-Gebiet verlagert werden soll. Es folgten ein Arbeitskampf und langwierige Verhandlungen zwischen der IG Metall und dem Arbeitgeber. Am Standort Simmern arbeiteten zuletzt rund 340 Mitarbeiter. Produziert wurden bisher unter anderem Motor- und Fahrwerkslager für die Automobilindustrie.

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