So begründete sich auch die Dringlichkeit der Sitzung: Da das Andernacher Unternehmen, bei dem die Bodenplatten gegossen wurden, nur in den kommenden drei Wochen freie Kapazitäten habe und vor Baubeginn noch Materialien bestellt werden müssten, sei die Auftragsvergabe zeitlich dringlich, da sonst weitere erhebliche Verzögerungen beim Bau des Rheinbalkons entstehen würden.
Dass für den Rheinbalkon ein erneuter Nachtrag fällig wird, begründet sich nach Angaben des Büros Stadt-Land-plus aus Boppard, das dafür verantwortlich ist, die laufenden Arbeiten zu kontrollieren und zusammenzufassen, aus zwei Punkten. Zum einen können die Verschiebekreuze aus der ursprünglichen Planung nicht verwendet werden, da sie zu klein sind und mit einem hochfesten Mörtel vergossen werden müssten, damit sich die Betonplatten untereinander verbinden. Doch die Rippen der Betondecke sind zu weit eingedrückt und der Mörtel würde abfließen, heißt es. Es musste also eine andere Lösung gefunden werden, um die Platten zu sichern.
Zum anderen ist die ursprünglich angedachte Lösung ungeeignet, bei der die Betonplatten auf einfachen Elastomerlagern ohne Höhenausgleich gelagert werden. Die neue Lösung besteht aus Elastomerlagern und zwischen Beton und Lager eingelegten Stahlplatten. Die Platten müssen miteinander und an die Betonplatten geklebt werden. „Daher rührt eine aufwendigere Verlegeart, weil die Platten im Prinzip zwei- bis dreimal angehoben werden müssen, damit für alle sechs Auflagerpunkte vor Ort der exakte Höhenausgleich ermittelt werden kann“, heißt es in einem Schreiben an die Verbandsgemeindeverwaltung.
Sieben Lösungsvarianten geprüft
„Ich bin mir sicher, dass die das sehr gut machen werden“, betonte Katharina Häuser vom Büro Stadt-Land-plus mit Blick auf die ausführenden Firmen. Denn der Autokran, der zum Einsatz kommt und die Platten anhebt, sei sehr teuer. Da würden die Arbeiter „auch mal ne Stunde länger arbeiten oder sogar Licht aufstellen“. Sie führte aus, dass sieben verschiedene Lösungsvarianten geprüft worden seien und versucht wurde, die optimale und einfachste Lösung für den Rheinbalkon zu finden. Auch der Nachtrag sei in allen Positionen „sehr optimiert“ worden. Auch habe sie sich dafür eingesetzt, dass für die Lagerzeit der Platten in Andernach keine Mehrkosten berechnet werden. Mittlerweile habe das Unternehmen das Grundstück erworben, auf dem die Platten lagern, führte Häuser aus.
Während die CDU-Fraktion mit elf Stimmen geschlossen für den Nachtrag votierte, hagelte es vonseiten der SPD heftige Kritik. „Für die SPD-Fraktion ist das ganze Trauerspiel um den Rheinbalkon nach wie vor unfassbar“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd Heckmann. Er machte seinem Unmut über die von Verzögerungen und Mehrkosten geprägte Dauerbaustelle am Rheinufer Luft: „Wir sind erschüttert, dass bis dato offensichtlich noch nicht geklärt ist, wer die ganze Misere zu verantworten hat. Liegt die Ursache in einem falsch konstruierten beziehungsweise errichteten Stahlgerüst, also der Grundkonstruktion, oder liegt es an falsch hergestellten beziehungsweise gegossenen Platten?“, fragte er und forderte: „Der oder die Verursacher müssen für den Schaden beziehungsweise diese Mehrkosten aufkommen.“
Stadtbürgermeister Horst Vogt entgegnete, die Stadt habe bereits einen Rechtsanwalt hinzugezogen. „Wir gehen davon aus, dass es Planungsfehler sind“, so der Stadtbürgermeister. Doch er stellte klar: „Im Moment können wir das Fass nicht aufmachen, dann bekommen wir den Rheinbalkon nie fertig.“
SPD lehnt weitere Mehrausgaben ab
Bezahlen dürfe den Montagemehraufwand und die neue Verschiebesicherung wieder einmal die Stadt St. Goar, also letztendlich der Steuerzahler, monierte die SPD. Hans Werner Stein (SPD) merkte außerdem an, dass der Spezialkleber seiner Meinung nach nur bei Temperaturen über 10 Grad Celsius verarbeitet werden kann und äußerte seine Zweifel mit Blick auf das kurze Zeitfenster, in dem die Platten aufgebracht werden sollen. „Hier bleiben letztlich Wasserstand und Außentemperatur abzuwarten. Was ist, wenn dies nicht passt?“, fragte er. „Wenn alles gut geht und das Wasser unten ist, werden die Platten montiert“, betonte Häuser.
Die SPD zeigte sich insgesamt wenig überzeugt. Sechs Gegenstimmen und eine Enthaltung kamen aus ihren Reihen. Die Kosten nur für den Rheinbalkon würden sich mittlerweile auf mehr als zwei Millionen Euro belaufen, kritisierte Hans Werner Stein und listete frühere Nachträge und Zusatzaufträge auf: „Dies sind für mich Fehler in Planung, Ausschreibung und Ausführung“, sagte er.