Der Kastellauner Unternehmer Heiko Stemmler hat die Stadt Kastellaun in einem Schreiben aufgefordert, den Namen Burgstadt nicht mehr für die städtische Kindertagesstätte zu verwenden, die bislang Burgstadtkita hieß. Stemmler betreibt ein Hotel und einen Campingplatz in der Burgstadt Kastellaun, die unter dem Namen Burgstadt-Hotel und Burgstadt-Camping laufen. Nun hat er sich die Wortmarke „Burgstadt“ schützen lassen.
Stemmler fürchtet Nachteile für sein Unternehmen in Sachen Vermarktung, sollte die in der Nachbarschaft zu seinem Betrieb geplante Kita den Namen Burgstadtkita tragen, begründet er den Schritt auf Anfrage unserer Zeitung. Der Kita-Zweckverband Kastellaun betreibt die Kita aktuell vorübergehend in Containern auf einem Grundstück in der Schubertstraße am ehemaligen Standort eines Möbelhauses. Ein Neubau mit 90 Plätzen ist auf einer städtischen Fläche zwischen Südstraße und Laubacher Straße, nahe des Hotels, geplant.
„Wir dürfen den Namen Burgstadtkita so lange nicht verwenden. Die Kita heißt vorerst Stadtkita.“
Bürgermeister Christian Keimer
„Das hat uns überrascht“, berichtet Bürgermeister Christian Keimer. Einträge ins Marken- und Patentamt werden im Bundesanzeiger veröffentlicht. Die entsprechende Bekanntmachung, dass der Unternehmer sich die Marke unter anderem für die Klasse 41 schützen lassen hat, unter die „Dienstleistungen von Kindergärten“ fallen, habe man nicht registriert, berichtet Keimer. Zum Zeitpunkt des Schreibens seien die Fristen zum Widerspruch bereits verstrichen gewesen, sodass diese Option nicht mehr besteht.
„Wir werden uns als Stadt aber juristischer Hilfe bedienen“, sagt Keimer. Das Thema habe man im Stadtrat nicht-öffentlich behandelt. „Eine Möglichkeit ist ein gerichtlicher Antrag auf Löschung der Marke. Dieses Verfahren dauert im Schnitt fünf Jahre, es gibt kein Eilverfahren“, sagt Keimer. „Wir dürfen den Namen Burgstadtkita so lange nicht verwenden. Die Kita heißt vorerst Stadtkita.“ Provisorisch haben der Bürgermeister, ein Elternvertreter, der Kitaleiter und eine Mitarbeiterin deshalb auf dem Banner der Kita das „Burg“ durchgestrichen.

90 neue Plätze entstehen: Kastellaun baut kommunalen Kindergarten
Kastellaun. Vier Kindertagesstätten mit insgesamt 311 Plätzen unter dem Dach der katholischen (100) und evangelischen (125) Kirche, der Lebenshilfe (46) und der Freien Waldorfschule (40) gibt es zurzeit in Kastellaun.
„Ich fordere die Stadt dazu auf, weil ich die Wortmarke Burgstadt, für die ich übrigens schon seit mehr als 20 Jahren die Namensrechte für verschiedene Klassen besitze, auf meinen Namen habe eintragen lassen“, erklärt Stemmler auf unsere Anfrage. Sein Vier-Sterne-Hotel betreibe er mit den Schwerpunkten Geschäftsreisen und Tagungen unter der Woche. An den Wochenenden richte er sich an Wanderer, Radfahrer, Oldtimer- und Motorradfahrer. Der Campingplatz sei auf erwachsene Camper spezialisiert für Gäste ab 14 Jahren. Mit seinem Unternehmen habe er die Wortmarke „BurgStadt“ (Eigenschreibweise) in 20 Jahren „überregional etabliert“. Dazu hätten Suchmaschinen und soziale Medien beigetragen.
Es sei für ihn „völlig abwegig, eine Burgstadt-Kita unmittelbar neben einem ’BurgStadt-Hotel’ und dem ’BurgStadt Camping’ zu platzieren, wobei das Hotel und auch der Campingplatz gerade keine Kinder als Zielgruppe haben; beim Campingplatz ist sogar das Gegenteil der Fall.“ Er befürchte „explizite Nachteile“ für sein Unternehmen im Hinblick auf die Vermarktung. Er habe viele Jahre dafür gebraucht, die jetzige Struktur zu schaffen, mit der er nach eigenen Angaben mehrere Zehntausend Gäste-Übernachtungen im Jahr nach Kastellaun bringe.
Vom Burgstadt-Taxi über Burgstadtnarren bis zum Burgstadtpfad: Name wird vielfälftig genutzt
Seit Anfang der 1990er-Jahre wirbt die Stadt unter anderem mit der Silhouette der Stadt und dem Slogan „Kastellaun, die Burgstadt im Hunsrück“ für sich, berichtet Keimer. „Es war seitdem immer die Politik der Stadt, uns den Begriff nicht schützen zu lassen, um möglichst vielen Gewerbetreibenden die Nutzung zu ermöglichen. Jeder Werbeträger ist ein guter“, sagt der Bürgermeister. Mittlerweile nutzen annähernd ein Dutzend Unternehmer den Begriff. So gibt es das Burgstadt-Taxi, einen Burgstadt-Bäcker und einen Burgstadt-Optiker. Der Gewerbeverein vertreibt einen Burgstadtgutschein. Und es gibt den Burgstadtpfad, der sogar in der Nähe des Hotels beginnt. Die Castellauner Burgstadtnarren Cabuna nutzen den Namen genauso wie die Möhnengruppe Burgstadtweiber.
Stemmler sagt, er werde keine Gewerbetreibenden und Vereine auffordern, den Namen abzulegen. „Das habe ich in den vergangenen 20 Jahren nicht getan und werde es auch in der Zukunft nicht tun. Welches Interesse sollte ich daran haben, anderen längst etablierten Firmen, Vereinen und Institutionen den Namen streitig zu machen?“ Das habe er auch so dem Stadtrat gegenüber bereits kommunizieren lassen. Die Stadt jedoch will sich nun auch rechtlich beraten lassen, was zu tun ist, um bei der Verwendung des Begriffs für andere Zwecke auf der sicheren Seite zu sein, sagt Keimer.

Zwischenlösung geschaffen: Kastellauner Kinder ziehen in Container-Kita
Am Mittwoch beziehen die ersten Kinder ihre Burgstadt-Übergangs-Kita in der Kastellauner Schubertstraße ein. Um möglichst kurzfristige neue und dringend benötigte Plätze zu schaffen und damit die Lage in den anderen Kastellauner Kindergärten zu entspannen, hatte sich der Stadtrat zu dieser ...
Stemmler gehörte selbst für 15 Jahr dem Stadtrat an, berichtet er. Während seiner Tätigkeit habe er „niemals auch nur ein einziges Wort gegen den Standort [...] geäußert“, vielmehr „explizit für die kommende Kita am künftigen Standort gestimmt“, antwortet er auf unsere Anfrage, ob er der Planung kritisch gegenüberstehe. „In einer späteren Sitzung, als es um den Namen ging, votierte ich lediglich gegen den Namen ’Burgstadt-Kita’; nicht mehr und nicht weniger.“ Er habe sich jedoch gegen das Vorhaben gewehrt, „sämtlichen abfließenden Verkehr der Kita über den kleinen, gepflasterten Wendehammer zwischen meinem Hotel und meinem Parkplatz laufen zu lassen“, räumt er ein.
Der Abstand zu seinen Tagungsräumen und dem Gästezimmerbereich für Airline-Crews betrage an dieser Stelle zwei bis fünf Meter, gibt er an. „Diese Gegenwehr meinerseits wurde sehr deutlich, als sich zeigte, dass meinen Einwänden anfangs keinerlei Beachtung geschenkt wurde. Hier brachte schließlich ein Termin im Rathaus Ruhe ins Geschehen“, sagt Stemmler. „Schließlich wäre es ein denkbar schlechter Start in eine gedeihliche Nachbarschaft mit der kommenden Kita, an der niemand ein Interesse haben kann; schließlich sind die Kleinsten unserer aller Zukunft – das ist mir persönlich als Ehemann einer engagierten Grundschullehrerin besonders bewusst“, stimmt er versöhnliche Töne an.
Elternausschuss reagiert „fassungslos“ und kann Begründung nicht nachvollziehen
Erste Reaktionen aus der Burgstadt Kastellaun deuten darauf hin, dass manche Kastellauner Bürger dem Unternehmer sein Verhalten durchaus übel nehmen. „Natürlich ist mir klar, dass mein Handeln zum Wohl meines Unternehmens und meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt – wobei ich, um ehrlich zu sein, selbst auf scharfe Reaktionen gefasst bin. Was aber soll ich dagegen tun?“ Er sei in der Vergangenheit auch schon häufiger teilweise massiv angefeindet worden, als er sich gegen laute nächtliche Partys in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Hotel und dem Campingplatz beschwerte, berichtet er.
„Fassungslos“ seien viele Eltern gewesen, als sie davon erfahren haben, berichtet Kevin Hobbach, Vorsitzender des Elternausschusses. „Ich finde das sehr schade“, sagt Hobbach. Man habe sich in dem Gremium mit der Kitaleitung getroffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Sämtliche Formulare, die Internetseite, mit dem Schriftzug bedruckte Kleidung müsse man nun anpassen, das sei viel Arbeit. Für die Begründung des Hoteliers habe er kein Verständnis, warum der Name einer Kita in der Nachbarschaft ein Problem für die Vermarktung werden könnte. „Ich bin kein Unternehmer, aber ich glaube, er macht sich da unnötig Sorgen“, sagt Hobbach.