Im Herzen seines Heimatdorfes Illerich fühlt er sich am wohlsten: Martin Fischer, Direktkandidat der AfD für den Bundestag.
Wo es den Wirtschaftsingenieur beruflich hintreiben wird, ist offen. Eigentlich würde er am liebsten in seinem Heimatdorf in der Eifel bleiben. Da hat er in der Hauptstraße zusammen mit Vater Alfred – auch er ist in der AfD in einer Führungsrolle – das Haus der Mutter renoviert. Ob er jemals darin auf Dauer wohnen wird? Er gibt sich keinen Illusionen hin: „Ich werde wohl Dauerpendler werden und weite Strecken auf mich nehmen müssen.“ Denn Jobs für Ingenieure sind in der Region selten. 184 Initiativbewerbungen hat er gemeinsam mit einem Kommilitonen geschrieben – Zusagen Fehlanzeige. Reine Wirtschaftsingenieure hätten hier „keine Chance, in Stuttgart dagegen sofort“. Ein Manko der Eifel/Mosel/Hunsrück-Region aus Fischers Sicht: „Die A 1 in der Eifel müsste dringend fertig gebaut werden, ebenso der Ausbau der Hunsrückhöhenstraße.“ Dann würde der Anschluss an Rhein-Main und an den Raum Köln/Bonn besser geschafft.
Politisch gesehen ist die Energiepolitik seine Herzensangelegenheit. Das war seine politische Triebfeder und „der Hauptgrund, dass ich in die AfD gegangen bin“. Die aktuelle Form der Energiewende sei „undurchdacht und unsozial“. Sie bevorteile durch die Subventionierung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nur wirtschaftlich Betuchte. Sinnvoller wäre es, wenn der Staat mehr Geld in die Forschung für Speichertechnik stecken würde. „Wir brauchen Speicher, wenn die Elektromobilität kommt“, sagt der gelernte Elektroniker.
So fasst er einiges an Kritik in Worte: zum Euro-Rettungsschirm („der hat nur die Banken gerettet“) und zur Zeit- und Leiharbeit („wir müssen etwas dagegen tun“). Fischer berichtet von einem 60-Jährigen, der fast drei Jahre lang Zeitarbeiter war und dem jetzt gekündigt wurde. „Der Mann findet doch nie mehr einen Job, das ist menschenunwürdig“, ereifert er sich.
Wie hält er es mit den gut 900 Flüchtlingen im Kreis Cochem-Zell? Sollten sie keine Wirtschaftsflüchtlinge sein und ein Bleiberecht erhalten, sieht er keine Schwierigkeit, dass sie sich auf den Dörfern „anpassen und eingliedern“ lassen. „Dann gibt es keine Parallelgesellschaften“, sagt er voraus.
In seiner Freizeit spielt das Land als Rückzugsort eine große Rolle. Am liebsten ist er bei Familie und Freundin. Mit ihnen wandert er auch gern. Freizeitaktivität Nummer eins ist die AfD, daneben powert er sich gern im Fitnessstudio aus. Die AfD-Arbeit sei zurzeit „wie ein Vollzeitjob“, und als er das sagt, strahlt er. Er spüre gerade in den jüngsten Tagen eine Aufbruchstimmung, viele enttäuschte konservative Wähler bescheren ihm viele Gespräche – und Eintritte. Er behauptet, dass die AfD eine christliche Politik macht, sogar „näher an der katholischen und evangelischen Kirche“ sei als die Partei mit dem großen C im Namen.
Was Fischer nachdenklich macht: Der Wahlkampf werde „immer stärker „bekämpft“, 350 Plakate seien im Straßenwahlkampf gestohlen, 20 abgerissen worden. Der 26-Jährige („Wolfgang Bosbach ist ein Vorbild für mich“) hat Strafanzeige erstattet. Was rechnet er sich selbst mit Blick auf Sonntag aus? Fischer ist optimistisch, glaubt, dass er „mit zehn Prozent plus“ das drittbeste Erststimmenergebnis im Wahlkreis einfahren wird. Die Mobilisierung geht in den letzten Tagen vor der Wahl weiter. Fischer ist überzeugt: „Wir werden viele Nichtwähler an die Urne bringen.“