"Lage: extrem!" lautet der plakative Leitgedanke der Stadt für die Bundesgartenschau - Rat befürwortet die Idee
Buga-Motto: Oberwesel will herausragen – „Lage: extrem!“
Die Enge im Rheintal, die steilen Weinberge, aber auch die Geselligkeit der Einwohner und ihre Kreativität – all dies passt zu „Lage: extrem!“ So lautet das Motto, mit dem die Stadt Oberwesel im eigenen Stadtgebiet die Bundesgartenschau 2029 bespielen möchte. Die Vorgabe war nicht nur, dass das Motto zur Stadt passen muss. Es sollte außerdem auch aufmerksamkeitsstark, flexibel und offen und bestenfalls noch zukunftsweisend sein. Foto: Thomas Torkler
Thomas Torkler

Oberwesel. Die Stadt Oberwesel hat ihr Motto für die Bundesgartenschau 2029 festgezurrt. „Lage: extrem!“ – mit diesem plakativen Slogan will die Kleinstadt am Mittelrhein die Besucher zur Bundesgartenschau in die eigenen Gefilde locken. Gleichzeitig möchte die Stadt sich so von den anderen Rheinanliegern abheben.

Eine Arbeitsgruppe hatte sich zuvor intensiv mit der Suche nach einem passenden Leitgedanken auseinandergesetzt. Bei der jüngsten Stadtratssitzung stellte Ratsmitglied Christian Büning (Grüne), der die Arbeitsgruppe leitet und selbst beruflich als Designer auf dem Gebiet der Kommunikations- und Markenentwicklung tätig ist. „Das ist spannend, da passiert etwas Neues“, erklärte Büning dem Stadtrat den Gedanken hinter dem Mottovorschlag der Arbeitsgruppe.

Die Gruppe habe nach einem Motto gesucht, das zu Oberwesel passt, sich die Reihe der Nachbarorte fügt, aber gleichzeitig auch herausragt und hervorsticht. Die Vorgabe: Es sollte aufmerksamkeitsstark, flexibel und offen und bestenfalls noch zukunftsweisend sein.

Mit rund 20 Teilnehmern hat man erste Ideen gesammelt. Dabei wurde auch darauf geschaut, ob und wie die Nachbarorte sich bereits aufgestellt hatten: Bacharach etwa habe als Motto „Besuchen Sie die Stadt der Poesie!“ gewählt, und St. Goar setzt auf die Burg Rheinfels. Leitgedanken aus Kaub und St. Goarshausen für die eigenen Städte stehen noch aus.

Während des Lockdowns setzte die Arbeitsgruppe in Oberwesel ihre Treffen teils virtuell über Videokonferenzen fort. Sie entwickelte vier fiktive Personen, zwei Männer und zwei Frauen, abseits der Zielgruppe, die sowieso die Buga besuchen werden. „Der durchschnittliche Besucher ist Mitte 50, sehr gartenaffin und lebt in einer Entfernung von rund 50 Kilometern zur Buga“, sagte Büning. Diese Gruppe konnte außer Acht gelassen werden – denn sie würde so oder so die Bundesgartenschau am Mittelrhein besuchen. „Die Kunst ist es, alle anderen dazu zu bewegen, zur Buga zu kommen“, betonte Christian Büning. Deshalb orientierte sich die Arbeitsgruppe an ihren vier fiktiven Charakteren verschiedener Altersgruppen und unterschiedlichen Lebensentwürfen bei ihrer Suche nach Ideen. Welches Motto spricht sie an? Wie und mit welchen Ideen bringe ich sie dazu, Oberwesel zu besuchen? Ideenvorschläge gab es zahlreiche: von einem Windharfenpark der Rheinsirenen, über Wassertaxen, Stadtlotsen bis hin zu ehemaligen Lotsenboten und Event-Gastronomie-Angeboten.

Die Arbeitsgruppe hatte am Ende mehrere Mottovorschläge zur Auswahl. Zu dem Vorschlag „Lage: extrem!“ hatte die Gruppe sofort zahlreiche weitere Ideen parat, wie Büning erläuterte. Sie ersetzte das Wort „Lage“ in „Lage: extrem!“ durch verschiedene Begriffe, wie „gesellig“ (Beispiel: Weinfest), „kreativ“ (Turnerroute), „Glitzer“ (Rhein in Flammen), „Enge“ (Rheintal) oder „spezialisiert“ (Tierwelt). Es gab Ideen zur Abkühlung der Stadt mit Pflanzen unter dem Motto „Hitze: extrem!“, zu Weinbau und Forsten mit wenig Wasser unter dem Oberbegriff „Trocken: extrem!“ oder zu Pflanzen in Gewölbekellern und Kirchen unter dem Leitsatz „Gärtnern: extrem!“

CDU-Fraktionssprecher Jan Zimmer zeigte sich anfangs skeptisch ob des Mottovorschlags für die Buga und schlug vor, die Entscheidung zu vertragen. „Ist das nicht zu sehr negativ behaftet?“, fragte Zimmer. Schließlich könne es auch heißen „extrem wenig Krankenhaus“, spielte er auf die bevorstehende Schließung der Loreley-Kliniken an. Auf Nachfrage des Stadtrats ergriff ein weiterer Teilnehmer der Arbeitsgruppe aus den Zuschauerreihen das Wort und erläuterte, was aus seiner Sicht für das ausgewählte Motto spricht: „Mit ,Lage: extrem!’ habe ich die Möglichkeit, Assoziationen hervorzurufen“, bekräftigte er. Die Stadt könne sich damit abgrenzen von den rein romantischen Standardthemen, die seit vielen Jahren gebetsmühlenartig vorgetragen würden. „Das sind Themen, die keinen mehr hinter dem Ofen hervorlocken.“ Der Rat sprach sich schließlich mehrheitlich gegen eine Vertagung und mit 15 Jastimmen und vier Enthaltungen für den Vorschlag der Arbeitsgruppe aus.

Von unserer Redakteurin Denise Bergfeld

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