Diskussion Verbindung von Weinbau und Tourismus ist das große Pfund am Mittelrhein - Angebote sollen optimiert werden
Buga kann die Weinregion nach vorn bringen
Moderiert von der Landtagsabgeordneten Nina Klinkel (2. von rechts), diskutierten Winzer Randolf Kauer, Minister Roger Lewentz und Stefan Zindel (von links) von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH in Boppard über die Bedeutung von Tourismus und Wein hinsichtlich der Buga 2031. Foto: Werner Dupuis
Werner Dupuis

Boppard. Tourismus und Wein können das große Pfund sein, mit dem die Region Mittelrhein bei der Bundesgartenschau 2031 punkten kann. Dies machte eine Podiumsdiskussion in Boppard deutlich, die im Rahmen des weinbaupolitischen Seminars der Friedrich-Ebert-Stiftung unter der Überschrift „Wein ist Vielfalt“ in der Stadthalle stattfand. Nicht nur der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz unterstrich dabei, dass das Welterbetal „Feuer und Flamme“ für die Buga als Zukunftsmotor ist.

Im Programm war die Podiumsrunde mit Lewentz unter dem Titel „Tourismus und Wein – eine unschlagbare Symbiose im Zeichen der Buga 2031?“ angekündigt. „Das Fragezeichen sollte sofort gegen ein Ausrufezeichen getauscht werden“, erklärte Prof. Dr. Randolf Kauer, der als Bacharacher Winzer und Lehrstuhlinhaber an der Hochschule Geisenheim über die besondere Bedeutung des Weinbaus für das Tal sprach. „Für den Weinbau am Mittelrhein ist die Buga-Idee eine große Chance“, sagte Kauer, der die Buga als Möglichkeit sieht, dass das flächenmäßig überaus kleine Anbaugebiet viel mehr Aufmerksamkeit erfährt.

„Wir werden oftmals nicht als zusammenhängendes Anbaugebiet wahrgenommen“, sagte Kauer, „vielleicht schaffen wir es durch die Buga, mehr Präsenz zu bekommen und ins Bewusstsein zu gelangen“. 480 Hektar, so erläuterte er zur Einordnung, „das hat eine rheinhessische Gemeinde um den Kirchturm herum“. Kauer skizzierte damit ein seit Jahren existierendes Dilemma: Obwohl der Mittelrhein dank zahlreicher exzellenter Weingüter für hohe Qualität und ein geradezu einzigartiges Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt ist, fehlt die übergeordnete Wertschätzung, die Gesamtwahrnehmung des Gebiets fällt im überregionalen und auch internationalen Raum deutlich zurückhaltender aus als das Lob für einzelne Betriebe. Experten wissen zwar, wie klein und fein der Mittelrhein ist, der zudem eine einmalige Kulturlandschaft bietet – aber es könnten eben noch viel mehr sein. Die Buga, so erklärte Minister Lewentz, bietet die Möglichkeit, für eine gelungene „Symbiose von Wein und Fluss“ zu sorgen.

Kauer sprach davon, dass Weinbergs-Apps den Gast im Rahmen der Buga durch das einzigartige Gebiet leiten könnten. Diese Idee harmoniert mit dem Gedanken, eine zur Bodenständigkeit der Region passende, gleichzeitig hochmoderne Buga zu initialisieren. „Mein Ansinnen ist es, dass die Buga 2031 bei der Digitalisierung der modernste Teil Deutschlands ist“, sagte Lewentz. Über die reine Veranstaltung hinaus könne dies für das Tal wichtige Anknüpfungspunkte bringen – von der Telemedizin bis hin zu einer bestens vernetzten Struktur beispielsweise moderner Architekturbüros.

Es geht bei der Buga nicht um eine schöne Gartenschau in 13 Jahren, sondern um die Gesamtentwicklung der Region, die bereits vor gut einem Jahrhundert als touristisches Premiumgebiet gelten durfte. Lewentz beschrieb das große Potenzial der Region, die „in der obersten Liga der europäischen Fremdenverkehrsangebote mitspielen“ kann. Stefan Zindler, Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, ergänzte mit Blick auf den Wein, dass die gesamte Bandbreite des rheinland-pfälzischen Weinbaus im Rahmen der Buga 2031 beschrieben werden kann. Für Andreas Stüber, der als Inhaber des Bacharacher Rheinhotels in Boppard für viele regionale Gastronomen sprach, ist es wichtig, dass die Buga über das Veranstaltungsjahr hinaus Wirkung zeigt. Die Buga solle ein Ziel sein, auf dem sich aufbauen lasse, gerade auch hinsichtlich des Angebots der Region. Viele Angebote im Tourismus seien heute zu kompliziert, der Zuschnitt müsse stärker auf den Verbraucher ausgerichtet sein.

Stüber erklärte, dass es aus Sicht der Gastronomie einen dringenden Bedarf gibt, die heute gut sieben Monate dauernde Saison deutlich auszudehnen. „Wenn kein Schiff fährt, wird es richtig kompliziert“, erklärte er hinsichtlich eines Tals, das in vielerlei Hinsicht aktuell keine Ganzjahresdestination für Touristen darstellt. Die Buga 2031 könnte der Schlüssel sein, um dies grundliegend zu ändern.

Von unserem Chefreporter Volker Boch

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