Wer an diesem Abend auf hitzige und ausufernde Diskussionen gehofft hatte, kam vergebens. Denn Todenroths Ortsbürgermeister Carsten Neuls, der die Veranstaltung initiiert hatte, machte im Vorfeld klare Vorgaben.
So wurde die Vorstellung jedes Kandidaten auf drei Minuten begrenzt, genau wie die Antwortzeit. Hier wurde Kerstin Rudat (CDU), Markus Bongard (unabhängig), Peter Müller (unabhängig, von der SPD unterstützt), Guido Scherer (FWG), Sascha Wieß (unabhängig), Ralf Kauer (Grüne) und Werner Wöllstein (FDP) lediglich eine Minute eingeräumt, um auf die Fragen der Bürger – die in einer Box gesammelt und dann gezogen wurden – zu antworten. Damit sich die Kandidaten auch an das Zeitlimit hielten, kam eine Fahrradklingel zum Einsatz, die das Ende der jeweiligen Redezeit einläutete.
Bereits im Vorfeld räumte Neuls ein, dass er sich der schwierigen Situation bewusst sei, jedem Bewerber gerecht zu werden. Die aufgestellten Regeln garantierten jedoch zügige Antwortrunden.
In diesen präsentierten sich die Kandidaten souverän und versuchten, die komplexen Nachfragen so gut wie möglich innerhalb einer Minute zu beantworten. Keine leichte Aufgabe. Denn unter anderem wollte Tobias Eiserloh aus Kirchberg wissen, welche Alternativen die Bürgermeisteranwärter zu Flächenfotovoltaik in der Verbandsgemeinde Kirchberg sehen. Guido Scherer entgegnete, dass es sich hierbei um ein „heißes Eisen“ handle, das „wir nicht schaffen werden gänzlich zu vermeiden“. Deshalb sei es sinnvoll, die Diskussion über eine Energiegesellschaft zu führen, damit alle Gemeinden von den Einnahmen aus erneuerbaren Energien partizipieren.
Fotovoltaikanlagen nicht auf Felder
Das sahen Kerstin Rudat, Werner Wöllstein und Peter Müller ähnlich. Wöllstein und Müller hoben zudem hervor, dass in der VG aktuell mehr Energie produziert würde als „wir verbrauchen können“. Zudem stand für sie außer Frage, dass die Anlagen nicht auf landwirtschaftliche Flächen gebaut werden. Wöllstein schlug als eine mögliche Standortlösung die Dächer des neuen Industrieparks vor, damit die Landschaft nicht noch weiter verschandelt werde. Dass Felder und Flächen für die Lebensmittelproduktion für die Anlagen genutzt werden, dagegen sprachen sich auch Markus Bongard und Ralf Kauer aus. Letzterer schlug vor, den Südhang entlang der B 50 zu verwenden, falls man in Erwägung ziehen sollte, Fotovoltaikanlagen zu errichten. Denn der Hang sei nicht gut einsehbar.
Einen gänzlich anderen Ansatz stellte indes Sascha Wieß vor: Energie-Contracting bei Neubaugebieten. Hierbei übernimmt nach Angaben der Energieagentur Rheinland-Pfalz ein Energiedienstleister, der Contractor, die Umsetzung der vorab ermittelten Energiesparmaßnahmen. Darüber hinaus plant, finanziert und errichtet er die zur Energieerzeugung notwendigen Anlagen oder übernimmt eine beim Kunden bereits vorhandene Anlage.
Ähnlich übereinstimmend zeigten sich die Kandidaten beim Thema Kita-Plätze in ihren Antworten. Laut Nachfrage von Klaus Huntebrinker (Kirchberg) sieht das Kreisjugendamt nämlich als einen wesentlichen Grund für die Unterversorgung in der VG Kirchberg die Nichtumsetzung der Maßnahmen im Bedarfsplan. „Was werden Sie als neue/r VG-Bürgermeister/in zur Verbesserung dieser Situation unternehmen“, wollte er wissen.
Die Bewerber hielten reihum fest, dass in der VG mehr gebaut werden müsse, da es an Plätzen fehle. Wieß wurde konkreter und nannte als Beispiel die katholische Kita St. Michael, deren Kinder seit 2018 in der Kirchberger Stadthalle untergebracht sind. Eine Situation, die nicht länger hinnehmbar sei. Ferner erachteten die sieben Kandidaten einen Kita-Zweckverband als sinnvoll an, um die Arbeit der Kindertagesstätten zu vereinfachen und die Fachkompetenz in der politischen Verantwortung zu erhöhen.
Ebenfalls ein Thema, das die Bürger beschäftigte: der Ärztemangel auf dem Land. „Wie kann man dafür sorgen, dass wieder mehr Ärzte in die VG kommen?“, schrieb Carsten Neuls auf seinen Zettel. Während Kerstin Rudat, Peter Müller, Markus Bongard und Ralf Kauer darauf eingingen, die Attraktivität der Orte zu stärken und die Infrastruktur zu festigen, sprach sich Guido Scherer dafür aus, über den Tellerrand in andere Verbandsgemeinden zu schauen, um sich dort Inspiration zu holen. Allerdings verwies er auch darauf, dass es sich hierbei um ein komplexes Thema handle und es dafür keine einfachen Antworten gebe.
Werner Wöllstein hob unterdessen hervor, dass dieses Thema eine „Daseinsaufgabe der VG“ sei. „Es geht nicht, dass man mehr als 30 Kilometer zu einem Arzt fahren muss“, sagte er. Und Sascha Wieß meinte, dass man vielleicht bei den angehenden Ärzten nachfragen sollte, warum sie sich gegen eine Karriere auf dem Land entscheiden und was sie sich von einem ländlichen Standort erhoffen.
Erleichterung in punkto Hahn
Auf die derzeitige Situation bezüglich des Flughafens Hahn angesprochen, zeigten sich die Kandidaten erleichtert, dass die Zukunft durch den neuen Investor gesichert ist. Der Hahn sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, so der Tenor. Beim nächsten Punkt waren sich die Bewerber wieder einig: Dass der Bürgermeister sich mit dem Eigentümer zusammensetzen muss, um die weiteren Schritte und Pläne am Hahn zu besprechen.
Am Ende der Podiumsdiskussion zeigte sich Todenroths Ortsbürgermeister Carsten Neuls zufrieden. Es sei gelungen, alle sieben Kandidaten zu versammeln und sie sowie ihre Agenda der Öffentlichkeit vorzustellen. „Normalerweise ist Politik viel zu weit weg von uns“, so Neuls. Die Reaktion des Publikums zeigte, dass politische Veranstaltungen in einer kleinen Gemeinde wie Todenroth mit 94 Einwohnern durchaus auf Interesse stoßen. Und im Anschluss an die Fragerunden gaben sich die Kandidaten als Politiker zum Anfassen.