Boppard
Bopparder kann seine Wut nicht kontrollieren
Ein Bopparder musste sich vor Gericht verantworten.
Suzanne Breitbac

Boppard - Ohne ersichtlichen Grund hat er auf offener Straße drei Menschen angegriffen und zum Teil verletzt. Er warf einen Aschenbecher aus dem zweiten Stock, trat eine Tür ein und brach den Außenspiegel eines Autos ab. Dahinter steckt offenbar die psychische Erkrankung des Beschuldigten, der sich jetzt vor dem Koblenzer Landgericht für die Körperverletzungen und Sachbeschädigungen verantworten muss.

Boppard – Ohne ersichtlichen Grund hat er auf offener Straße drei Menschen angegriffen und zum Teil verletzt. Er warf einen Aschenbecher aus dem zweiten Stock, trat eine Tür ein und brach den Außenspiegel eines Autos ab. Dahinter steckt offenbar die psychische Erkrankung des Beschuldigten, der sich jetzt vor dem Koblenzer Landgericht für die Körperverletzungen und Sachbeschädigungen verantworten muss.

Wegen einer paranoiden Schizophrenie fühlte sich der 28-Jährige laut Antragsschrift von unbekannten Personen bedroht. So rannte er nach eigenen Angaben mit Absicht im August 2011 in der Altstadt eine Touristin um und beschimpfte sie als „blöde Hure„. Die Düsseldorferin zog sich bei dem Sturz Prellungen, Schürfwunden und Hämatome an Gesicht, Armen und Beinen zu und brach sich das rechte Handgelenk. Vor Gericht berichtet die 49-Jährige von noch immer anhaltenden Einschränkungen.

“Aus Wut„ zugeschlagen

„Ich wollte sie nur beleidigen, aber nicht, dass sie hinfällt“, beteuert der junge Mann in der weißen Jogginghose und dem khakifarbenen Hemd, der sich bei der Geschädigten entschuldigt. Auch den Passanten, den er im Juni 2012 an einer Ampel in Lützel angegriffen hat, habe er nicht gekannt, aber „aus Wut„ angefangen zu schlagen: „Ich bin ausgerastet und konnt's nicht mehr steuern“, berichtet der Beschuldigte. Seine Schilderung einer anschließenden Schlägerei bestätigt der Angegriffene vor Gericht jedoch nicht. Er habe den Angreifer lediglich verfolgt, um ihn zur Rede zu stellen, und sei dafür als „Scheiß-Türke„ beschimpft worden.

„Ich habe jede Menge Mist gebaut“, sagt der erkennbar unter Medikamenteneinfluss stehende Beschuldigte. Tatsächlich hat der Mann Mühe, die Fragen der Vorsitzenden Richterin Monika Fay-Thiemann zu beantworten. Stockend berichtet der gebürtige Bopparder, dass er nach dem Hauptschulabschluss eine Ausbildung abgebrochen hat, „weil ich von den giftigen Gasen einer Maschine krank geworden bin„. Als er 19 ist, will ihn seine Mutter „nicht mehr zu Hause haben“, er zieht in ein Wohnheim, arbeitet in einer Behindertenwerkstatt.

Aschenbecher fliegt aus dem zweiten Stock

Dann zieht er mit seiner Freundin in eine Wohnung in Lützel. Als nach vier Monaten das „Geld alle ist„, lebt er auf der Straße, bis er erst in einem Wohnheim in Pfaffendorf, später in der Koblenzer Vorstadt unterkommt. Dort wirft er im März 2012 einen Aschenbecher aus dem zweiten Stock in den Bereich vor dem Eingang – „Ich hatte Wut auf das Ding“ – und verfehlt einen Bewohner nur knapp. „Ich wollte niemanden treffen, das ist mir erst eingefallen, als der Aschenbecher schon flog„, beteuert der Beschuldigte, der angestrengt und bedrückt wirkt. Im April 2012 bekommt seine Zimmertür seine Wut zu spüren.

Da er den Schlüssel nicht bei sich hat, verschafft er sich gewaltsam Zutritt. „Ich habe Druck auf den Türrahmen gegeben, das ging ganz leicht“, beschreibt er. Immerhin brach das Schließblech aus dem Rahmen. Die Heimleitung beschreibt den damaligen Bewohner vor Gericht als latent aggressiv, immer mal wieder habe er die Einnahme seiner Medikamente verweigert.

Als im Juli 2012 eine Koblenzer Cafeteria bereits geschlossen war, wurde er erneut wütend und trat den Spiegel eines Autos ab. „Nichts Böses" wollte der Beschuldigte nach eigenen Angaben auch bei seinem letzten Angriff im August 2012: Er schubste und bedrohte einen Mitpatienten der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach, weil dieser seinen Beobachtungen zufolge eine Frau geohrfeigt hatte. Am 3. Juni wird der Prozess mit den Aussagen des behandelnden Arztes und eines Gutachters fortgesetzt. kde

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