„Wir stehen im Forst vor einer Zeitenwende und müssen unseren Blick auf den Wald verändern“, sagte Gronen. Es gelte, ihn nicht mehr in erster Linie als Rohstoff- und Brennholzlieferant und Einnahmequelle zu sehen, vielmehr müsse man den Fokus auf die Ökosystemleistungen legen. In Boppard sei man in der „glücklichen Lage“, dass der Umbau auf einen klimaresistenteren Laubmischwald in den vergangenen 20 Jahren schon weit vorangetrieben und auf Nachhaltigkeit gesetzt wurde. „Das kommt uns heutzutage zugute. Wir können nun Fördermittel beantragen, ohne dass wir uns allzu sehr dafür anstrengen müssen. Denn die Voraussetzungen erfüllt der Bopparder Stadtwald bereits jetzt“, sagte Gronen.
Förderung für „Klimaangepasstes Waldmanagement“ beantragt
Auch bei der Zertifizierung der Nachhaltigen Forstwirtschaft ist Boppard seit langem Vorreiter, zuletzt hat FSC in Boppard die ersten Ökosystemleistungen zertifiziert und ein Sponsor für diese Leistungen Geld bezahlt (wir berichteten).
Im Plan habe man bewusst weniger Holz für den Einschlag geplant, da man auch im kommenden Jahr wahrscheinlich außerplanmäßig Bäume aufgrund von Windwurf, Käferbefall oder Trockenheit fällen werden müsse. „Wer weiterhin einen höheren Einschlag fordert, der hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden“, sagte Gronen.
Der Kritik, die in den vergangenen Jahren immer wieder vereinzelt geäußert wurde, die Stadt mache mit dem Forst keinen Gewinn, widersprach Gronen deutlich. „Wir haben in den vergangenen 14 Jahren insgesamt einen Gesamtüberschuss von 1,6 Millionen Euro erwirtschaftet“, sagte Gronen. Im Durchschnitt habe man immer positive Zahlen erwirtschaftet. Der Stadtrat stimmte dem Forstetat 2023 ohne Gegenstimmen zu.
Ebenso einstimmig beschloss der Rat im Anschluss, Mittel aus dem Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ zu beantragen. Das Programm richtet sich an kommunale und private Waldbesitzer ab einer Waldfläche von einem Hektar. Laut den Sitzungsunterlagen könnte die Stadt Boppard in den ersten zehn Jahren eine Förderung von bis zu 200.000 Euro im Jahr erhalten. Für die Jahre 11 bis 20 sei für die Stilllegung von 5 Prozent der Waldfläche noch mit einer Förderung von 15.000 Euro jährlich zu rechnen. Die Kriterien für die Teilnahme am Programm erfüllt der Stadtwald bereits zum Großteil. Lediglich die Bedingung, mindestens fünf Habitatbäume pro Hektar in den kommenden zwei Jahren zu kennzeichnen und zu erhalten, stuft das Forstamt als zeitaufwendig ein, da diese Arbeiten auf die Revierleiter zukommen. Auch für die Umsetzung der Maßnahmen zur Wasserrückhaltung kommen Kosten auf die Stadt zu, dafür habe man jedoch fünf Jahre Zeit.
Forstamt regelt Brennholzvergabe in einem Konzeptpapier
Weil die Nachfrage nach Brennholz infolge der hohen Energiepreise stark gestiegen ist, hat das Forstamt ein Brennholzkonzept erarbeitet, in dem die Preisgebung und Kriterien für den Verkauf geregelt werden. Demnach werden im Stadtwald jährlich rund 2800 Raummeter Brennholz jährlich vermarktet, etwa 80 Prozent davon an private Kunden. Die Revierleiter verkaufen das Holz in Freihandvergabe und Versteigerung.
Die Brennholzpreise werden um etwa 20 Prozent gegenüber 2021/2022 von 38 auf 48 Euro pro Raummeter (rm) für Buche und 39 Euro/rm für Eichenholz angehoben. Andere Baumarten im Polter sind bis zu einem Anteil von 20 Prozent zu tolerieren.
An private Kunden werden noch maximal 15 Raummeter pro Saison abgegeben. Für gewerbliche Kunden wird die Abgabemenge auf 150 Raummeter pro Saison beschränkt. Dabei ist eine Verteilung des Brennholzes zwischen Privatkunden und Gewerbekunden im Verhältnis 80 zu 20 angestrebt. Brennholzhändler sollen unterstützt werden, um die kurzfristige Versorgung mit trockenem Brennholz sicherzustellen.
Bestellungen für die Saison 2022/23 nehmen die Revierleiter ab Freitag, 1. September, bevorzugt per E-Mail entgegen. Dabei entscheidet der Eingang der Bestellung über die Zuteilung von Brennholz. Menschen mit Wohnsitz in der Stadt werden bei Bestellungen bis Donnerstag, 30. November, bevorzugt versorgt.
Das Konzept hält zudem einige Grundsätze für die Brennholzvermarktung vor:
- Nachhaltigkeit: Brennholz wird nur als Nebenprodukt der Waldpflege erzeugt und nur in einem verantwortbaren und rechtlich wie fachlich vertretbarem Umfang
- Nährstoff-Nachhaltigkeit: Es wird ausreichend Totholz im Wald belassen
- Vorrang der stofflichen vor der energetischen Verwendung von Holz
- Auf Flächenlose soll verzichtet werden und ausschließlich vorgeliefertes Polterholz am Wegesrand angeboten werden
- Sicherheit: Der Verkauf von Brennholz erfolgt ausschließlich an Kunden mit Motorsägen-Führerschein und Sicherheitsausrüstung
- Kommunikation: Inhalte dieses Konzeptes sind den Kunden frühzeitig bekannt zu geben. Wissen über korrektes Trocknen und effizientes Heizen mit Brennholz ist zu aktivieren