Zwei Bewerber sind auf den Plan getreten, Philipp von Loringhoven und Jörg R. Haseneier. Von Loringhoven wurde in Osterspai geboren und wohnt seit neuen Jahren in Boppard, während Haseneier aus Simmern kommt – im Westerwald. Haseneier will die Bopparder CDU am 10. Juli offiziell präsentieren. „Ich würde mich freuen, wenn mich der Stadtverband als Kandidaten nominiert“, sagt Haseneier im Gespräch mit unserer Zeitung.
Loringhoven ist parteilos. Aber noch nicht lange, denn er saß noch bis vor Kurzem in der Fraktion der CDU im Bopparder Stadtrat. Sein Entschluss, sich als Bürgermeister zu bewerben, reifte schon lange in ihm, wie er gegenüber unserer Zeitung bekannte. Konkret seien seine Pläne allerdings vor etwa einem Jahr geworden. Obwohl klar war, dass er seinen Hut in den Ring werfen würde, berief man eine Findungskommission, die sich auf einen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl einigen sollte.
Mit vier Anwärtern gesprochen
Dieser gehörten der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Tobias Kölzer, der Stadtratsfraktionschef Wolfgang Spitz und Burkhard Höhlein an. Die CDU schrieb die Kandidatur parteiintern aus und erhielt Bewerbungen, unter anderem von Loringhoven und von Haseneier. Loringhoven war einer der Kandidaten, die es ins „Vorstellungsgespräch“ schafften. Mit insgesamt vier Bewerbern wurden Gespräche geführt, berichtet Wolfgang Spitz. Außer Loringhoven kamen alle von außerhalb. Am Ende einigte man sich auf den Fachanwalt für Strafrecht und Verkehrsrecht aus Simmern/Westerwald. Loringhoven war damit außen vor – und zog die Konsequenz. Er ist aus der CDU ausgetreten und bewirbt sich nun als parteiloser Bewerber am 14. März 2021. Im Stadtrat saß er in der jüngsten Sitzung schon nicht mehr in den Reihen der Unionsfraktion, sondern hatte sich hinter die Bürger für Boppard (BfB) gesetzt – ohne deren Fraktion anzugehören. Der 32-Jährige bleibt bis auf Weiteres fraktionslos. Er wird auch nicht der Fraktion von BfB im Kommunalparlament beitreten.
Loringhoven und BfB, da war doch mal was? „Ich bin dort seit fünf Jahren Mitglied“, erklärt Loringhoven. Er habe sich stark bei den Aktivitäten der Gruppierung eingebracht, allerdings nicht politisch. „Ich stand nie auf irgendeiner Liste der BfB“, betont Loringhoven. Gleichwohl kann man davon ausgehen, dass BfB ihr Vereinsmitglied bei der Bürgermeisterwahl unterstützen. Als bei der Kommunalwahl Joachim Brockamp als Ortsvorsteher antrat, munkelte man in Boppard von einem Deal. Dieser hätte so ausgesehen, so die Gerüchte, dass die CDU Brockamp bei der Wahl zum Ortsvorsteher unterstützen sollte, und im Gegenzug hätten BfB dann Loringhoven bei der Bürgermeisterwahl ihre Stimmen gegeben. „Diesen Deal hat es nicht gegeben“, sagt Loringhoven auf Anfrage unserer Zeitung. Auch Wolfgang Spitz betont: „Es gab keinen Deal.“
Nicht der Wunschkandidat
Warum Loringhoven nun der CDU den Rücken gekehrt hat, erklärt er selbst so: „Ich bin ein Mann mit klaren Vorstellungen, und ich hatte immer Probleme mit schlechten Kompromissen, die im Sinne des Koalitionsfriedens geschlossen wur-den – obwohl es ja gar keine Koalition gibt“, sagt Loringhoven. Gleichwohl pflegen CDU, Freie Wähler, Grüne und FDP eine enge Zusammenarbeit und stimmen auch gemeinsam im Stadtrat ab – in der Regel gegen die Partei des Bürgermeisters, die SPD.
Dass die CDU ihn nicht als Bewerber ausgewählt hat, kommentiert Loringhoven wie folgt: „Ich war sicher nicht der Wunschkandidat der CDU. Es hat nicht geklappt, unsere Meinungen waren einfach nicht kompatibel. Es wäre ein schönes Zeichen gewesen, wenn die CDU sich hinter mich gestellt und meine Kandidatur unterstützt hätte“, sagt Loringhoven – ohne Verbitterung, wie er betont, auch wenn ihn „nur“ Platz neun auf der Stadtratsliste bei der Kommunalwahl gejuckt hat, wie zu hören war.
CDU-Fraktionschef Wolfgang Spitz begründet, warum die Wahl letztendlich nicht auf Philipp Loringhoven gefallen ist: „Wir wollten einen erfahrenen Kommunalpolitiker, der eine gewisse Grundausbildung mitbringt.“ Jörg Haseneier kann beides vorweisen. In seinem Heimatort Simmern/Westerwald ist er in der vierten Legislaturperiode Ortsbürgermeister, er war Beigeordneter in der VG Montabaur. Dieses Mandat legte er kürzlich nieder, um sich seiner Kandidatur in Boppard widmen zu können. Und seine Ausbildung als Jurist ist in der Politik immer von Nutzen. Wolfgang Spitz betont außerdem, dass man auf eine neutrale Person von außerhalb Wert gelegt habe: „In die Bopparder Verhältnisse muss ja mal Ruhe einkehren.“
Der Meinung ist auch Philipp von Loringhoven. Sollte er gewählt werden, will er den Dialog mit allen Fraktionen suchen. Sicher kein schlechter Ansatz, steht Amtsinhaber Walter Bersch doch nicht selten in harter Konfrontation mit Teilen des Stadtrats.
Seine Kandidatur begründet Loringhoven außerdem mit „ganz viel Herzblut für die Stadt“. Der Vertriebsleiter bei einem mittelständischen Software-Unternehmen in Koblenz würde seinen Achtstundentag und seine freien Wochenenden liebend gern gegen die arbeitsintensive Aufgabe eines Bürgermeisters eintauschen, aber nur in Boppard. „Die Stadt muss einen Bürgermeister mit viel Herzblut für Boppard haben“, ist er überzeugt. Sich für so ein Amt anderswo zubewerben, käme für ihn persönlich nicht infrage. Er selbst sieht sich in Boppard verwurzelt, was sich in seinem Engagement bei den Aktivitäten der BfB manifestiert oder durch seine Mitgliedschaft im Elferrat der KG Baudobriga. „Ich habe viele tolle Ideen, die ich gern umsetzen würde, sollte ich gewählt werden“, sagt Loringhoven.
Was machen die Genossen?
Die Partei des Bürgermeisters wartet derweil mit ihrer Kandidatenkür noch ab. Nach Informationen unserer Zeitung gibt es vier potenzielle Kandidaten unter den Sozialdemokraten. Gehandelt werden zwei Ortsvorsteher, Niko Neuser vom Ortsbezirk Kernstadt und Sandra Porz aus Udenhausen. Beide haben sich noch nicht erklärt, weder in die eine noch in die andere Richtung. Welche weiteren zwei Bewerber noch im Gespräch sind, darüber wollte sich Walter Bersch noch nicht auf Anfrage äußern und verweist auf September. Dann will man eine Entscheidung treffen. Nur soviel: „Es wird auf jeden Fall jemand aus Boppard sein“, versichert Walter Bersch.