Nach zwei Bürgerversammlungen und ausführlicher Beratung stimmte der Rat am Montag der Entwurfsplanung zu
Boppard ist bei Rheinallee einen Schritt weiter: Stadtrat stimmt Entwurf zu
Der Erhalt möglichst vieler Bäume in der Rheinallee liegt vielen Boppardern am Herzen. Vor den Zugängen aus der Stadt, wie hier am Kronentor, sollen jedoch Sichtachsen zum Rhein geschaffen werden. Hier soll ein Baum an eine andere Stelle verpflanzt werden. Foto: Archiv Thomas Torkler
Thomas Torkler

Boppard. Einen Spagat hat der Stadtrat Boppard geschafft: zwischen dem Erhalt möglichst vieler Bäume in der Rheinallee – den viele Bürger wünschen – und dem Erhalt der Kernpunkte des Konzepts des Architekturbüros Franz Reschke Landschaftsarchitektur, das damit immerhin den Gestaltungswettbewerb zur Umgestaltung der Bopparder Promenade gewonnen hatte.

Der Stadtrat hat in der Sitzung am Montag, 13. November, nach zwei Bürgerversammlungen und etlichen Beratungen in den Gremien der Entwurfsplanung einstimmig zugestimmt. Zuletzt hatte das Berliner Architektenbüro noch Anregungen aus der Infoveranstaltung im Oktober eingearbeitet. Architekt Antonius Zwirner präsentierte, was sich noch getan hat: In der westlichen Rheinallee bleibe etwa der Schiffermast erhalten. Im zentralen Abschnitt habe man die Gestaltung um die Baumgruppen weiter bearbeitet. Diese sollen mit einer 30 Zentimeter hohen Einfassung versehen werden.

Freier Blick und barrierefreier Zugang

Auf Höhe der Tore, den Zugängen also aus der Altstadt zum Rhein, ist weiterhin vorgesehen, Sichtachsen zu schaffen. Zunächst war an dieser Stelle geplant, Bäume zu fällen. Nun habe man zwei weitere Bäume ausgemacht, die an eine andere Stelle verpflanzt werden können, das war zuvor bereits mit einigen Bäumen am Karmeliterplatz vorgesehen. Dass Bäume aus den Sichtachsen weichen, sei auch aus Gründen der Barrierefreiheit nötig. Denn an diesen Stellen soll man nicht nur einen freien Blick auf den Rhein bekommen, sondern auch einen freien Zugang. Die beschriebene Einfassung der Baumgruppen müsse man deshalb unterbrechen.

Dem Wunsch aus dem Ortsbeirat nach mehr Grün will das Büro mit Pflanzkästen nachkommen, die auch die Gastronomie stärker von der Straße abgrenzen sollen. Gegen Staudenbeete unter den Bäumen – ein Vorschlag, der auch im Raum stand, spreche die stark schattige Lage unter dem Baumdach und nördlich der hohen Gebäude. Zudem sei der Boden stark verwurzelt, stark verdichtet und stark frequentiert, so Zwirner. „Eine repräsentative Staudenfläche zu etablieren wird wohl nicht möglich sein, wir können das nicht empfehlen.“ In der späteren Debatte wurden auch der Pflegeaufwand für den städtischen Bauhof und das Risiko bei Hochwasser angemerkt sowie die Sorge, dass die Flächen als „Hundeklo“ einladen könnten.

Änderungsantrag der Grünen abgelehnt

Alle gesunden Bäume zu erhalten und keine Bäume zu verpflanzen, sah ein Änderungsantrag von Bündnis 90/Die Grünen vor. An die für die Verpflanzung angedachten Standorte sollten vielmehr neue Bäume kommen. Westlich der Karmeliterstraße und östlich der Burg sollten die Flächen unter den Bäumen zudem begrünt statt mit wassergebundener Decke ausgeführt werden. „Die Zukunft Boppards hängt davon ab, ob die politischen Gremien und die Verwaltung die dringenden Handlungsempfehlungen der Wissenschaft umsetzen“, begründete Markus Mono den Antrag seiner Fraktion. „In den Städten muss um den Erhalt jedes einzelnen Baumes geköpft werden.“ Der Antrag wurde bei fünf Jastimmen (eine Enthaltung) mehrheitlich abgelehnt. Zuvor hatten die Grünen beantragt, die Bürgerin Helga Kahle-El Kady, die eine entsprechende Unterschriftensammlung initiiert hatte, anzuhören. Das lehnte der Rat mit 13 zu 10 Stimmen (eine Enthaltung) ab.

Am Karmeliterplatz könne ein weiterer Baum erhalten bleiben, berichtete Zwirner. Vor der Burg waren die Baumreihen bislang unterbrochen, das Umfeld heizt sich im Sommer stark auf. Hier sieht der Plan nunmehr fünf statt bisher zwei Bäume vor. In den Georg-Francke-Anlagen habe man einen Platz für einen Trinkbrunnen gefunden. Auch ein Schachfeld könne es wie gewünscht weiter geben. Eine öffentliche Toilettenanlage sehen die Planer am ehesten auf dem Parkplatz unterhalb der Polizeiinspektion. Das bei der Bürgerversammlung gewünschte Dach über der mobilen Bühne könne man mit einem Faltzelt oder Sonnensegeln umsetzen.

Zwirner präsentierte den Zuhörern auch die vorgesehenen Möbel, neben Bänken und Sitzauflagen in verschiedenen Ausführungen sowie Wiesenliegen. Hier habe man eine „Familie“ zusammengestellt, die trotz einer Vielzahl an Varianten einfach zu unterhalten sei. Dafür müsse die Stadt nur einen Lattentyp als Ersatz vorhalten. Bei den Balancierbalken unter den Baumgruppen haben die Architekten das Fachwerk in der Rheinallee aufgegriffen. Daran angelehnt sollen die Balken im Stile klassischer Zimmermannskunst miteinander verzapft werden. Hier könnten zudem Verweise auf die Stadtgeschichte eingearbeitet werden.

“Sehr schlanke Lichtstelen" in den Baumfeldern

In den Wettbewerb war das Büro noch mit einem an vielen Stellen nur kniehohen Geländer gegangen, das war vielen Boppardern jedoch zu riskant. Deshalb sollen diese nur noch dort gebaut werden, wo sie nicht in erster Reihe zum Wasser stehen. Für die höheren Geländer gebe es nun die Auswahl zwischen senkrechten Füllstäben, die nur wenig Sicht auf den Rhein zulassen, und waagerechten Stäben.

Für die Beleuchtung sollen laut dem Entwurf „sehr schlanke Lichtstelen“ sorgen. Die Architekten empfehlen, diese nicht entlang der Ufermauer zu platzieren, sondern in die Baumfelder. Damit könne man auch eher den gewünschten Effekt erzielen, dass sich das Licht im Rhein spiegelt – Stichwort Perlenkette. Die Varianten verglichen die Planer mit verschiedenen Visualisierungen und einem Foto aus Höxter, wo die Stelen entlang eines Flusses verbaut sind.

Kosten steigen wohl auf 12,15 Millionen Euro

Die Änderungen (Baumverpflanzungen, Blumenkübel, Senkpolleranlage) ziehen Mehrkosten voraussichtlich in Höhe von 180.000 Euro nach sich, sodass die veranschlagten Gesamtkosten auf 12,15 Millionen Euro steigen, zuzüglich Baunebenkosten. Die Kosten für das Umfeld der kurfürstlichen Burg, das bislang nicht beplant war, schätzt das Büro Reschke auf 90.000 Euro brutto, Baunebenkosten kommen hinzu. Nach dem Stadtratsbeschluss kann das Büro nun zur Genehmigungsplanung übergehen, der nächste Schritt wäre die Ausführungsplanung.

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