Revierförster Jochem Prämaßing steht im Kappeler Oberwald und betrachtet sein Werk. Ja, man kann durchaus sagen, dass der neue Biotopweiher – rund 500 Meter Luftlinie von der Grillhütte entfernt in nordwestlicher Richtung gelegen – sein Werk ist. Das Projekt sei schon lange im Gespräch, erläutert der Förster, während sein wuseliger Hund einen Ausflug in den Teich macht, wild umherspringt. Ursprünglich sei das Biotop eine Ausgleichsmaßnahme für die geplante Erweiterung einer Straße in der Nähe gewesen. Die Straße aber wurde nie verbreitert, die Biotoppläne blieben in der Schublade.
Im vergangenen Jahr brachte Prämaßing das Thema noch einmal zur Sprache, und der Ortsgemeinderat Kappel willigte ein. Noch im vergangenen Jahr wurde mit dem Projekt begonnen. Einige Bäume – die laut Förster Prämaßing ohnehin hätten geerntet werden müssen – wurden gefällt, einige Büsche entfernt. Die Fläche ist gerodet und anschließend ausgebaggert worden. Dafür wurde zunächst der Mutterboden zur Seite geschoben, bis die Ton-Schiefer-Schicht zum Vorschein kam. „Diese Schicht verwittert sehr dicht“, erklärt Prämaßing. Er weiß, wovon er spricht, schließlich hat der Förster schon einige solcher Biotope geschaffen.

Prämaßing erinnert sich noch gut an seine Anfangszeit im Forstdienst. Vor fast 40 Jahren – es war 1985 – hat ihm sein damaliger Vorgänger gezeigt, wie ein solcher Weiher angelegt wird. „Damals bin ich regelrecht angefixt worden“, sagt Prämaßing. Er selbst gebe nun seine Kenntnisse an seinen Nachfolger – „wenn er es denn wird“ – weiter, und so schließe sich nun der Kreis nach vier Jahrzehnten wieder.
Inzwischen sind die eigentlichen Arbeiten abgeschlossen, und der Weiher ist vollständig mit Wasser gefüllt. Seine Fläche beträgt circa 30 mal 35 Meter – rund 1000 Quadratmeter also. Drei verschiedene Wassertiefen gibt es, in denen sich nun nach und nach Lebewesen ansiedeln können und werden. „Die Natur macht das von ganz allein“, sagt der Förster. Die Bezeichnung Biotop stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Ort des Lebens“. Hier ist zusätzlicher Lebensraum entstanden, der das Spektrum an Flora und Fauna erweitern wird. Der flachste Bereich – er macht etwa ein Viertel aus – erreicht eine Tiefe bis zu einem halben Meter. Der Großteil ist bis zu 1,20 Meter tief, die maximale Tiefe beträgt zwei Meter. Dieser Bereich dient den Lebewesen als Rückzugsgebiet – etwa, wenn der Teich zufrieren sollte. Gespeist wird der Weiher von zwei Gräben eines weitverzweigten Grabensystems. Er besitzt einen Ablauf – und, falls zu viel Wasser in den Tümpel fließen sollte, auch einen Überlauf. Der führt direkt in einen benachbarten Bachlauf.
Einsatz von Goldfischen wäre eine ökologische Katastrophe
„Noch sieht das Biotop wie eine Baugrube aus“, sagt Prämaßing. Aber dies werde sich schon bald ändern. Nach und nach werde der Weiher zuwachsen – zunächst von der flacheren Seite aus. Und nach und nach werden sich nicht nur Gewächse, sondern auch Insekten, Amphibien, vielleicht sogar kleine Fische – etwa durch Enten eingeschleppte Moderlieschen – dort einnisten. Prämaßing freut sich, dass so die Diversität im Kappeler Gemeindewald gesteigert werden kann. Doch der Förster warnt in diesem Zusammenhang davor, unbedacht Goldfische oder andere Fischarten dort einzusetzen. „Das wäre eine ökologische Katastrophe“, betont der Förster. Denn dies könne das Todesurteil sämtlicher dort lebender Amphibien sein.
Im April oder Mai soll das Umfeld des Weihers noch gefräst werden, sodass anschließend das Gelände eingesät werden kann. Eine Blumenwiese wird dort entstehen. Im Umfeld soll zudem eine Bank aufgestellt werden, eine Infotafel wird Auskunft darüber geben, was es mit diesem Teich auf sich hat. Etwa 8000 bis 9000 Euro kostet das Unterfangen. Die Planung stammt von Prämaßing selbst. Das Biotop dient aber nicht nur dem Naturschutz oder der Erholung von Waldbesuchern. Der Weiher ist so angelegt, dass die Feuerwehr im Notfall das Wasser auch zum Löschen eines Brandes im näheren Umfeld verwenden kann.