Hunsrück-Museum feiert seinen 100. Geburtstag - Mehr als 100 Gratulanten kommen zur Wiedereröffnung und zum Fest
Bewahrer der regionalen Erinnerung: Hunsrück-Museum feiert 100. Geburtstag
Das Gedächtnis der Region symbolisiert ein großer blauer, sich drehender Kopf. Die Installation nach einer Idee von Fritz Schellack (2. von links) und ausgeführt von Erwin Lohr (rechts) stieß auch auf Zustimmung von Stadtbürgermeister Andreas Nikolay und VG-Bürgermeister Michael Boos (links).
Werner Dupuis

Simmern. „Wer die Geschichte nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen“, sagte Landrat Marlon Bröhr anlässlich des 100. Geburtstags des Hunsrück-Museums in Simmern. Dies tat er mit diesem inhaltsreichen Satz sicherlich auch im Einverständnis mit den vielen Gratulanten, Förderern und Freunden der Kultureinrichtung, die am Sonntag den runden Geburtstag feierten.

Das Gedächtnis der Region symbolisiert ein großer blauer, sich drehender Kopf. Die Installation nach einer Idee von Fritz Schellack (2. von links) und ausgeführt von Erwin Lohr (rechts) stieß auch auf Zustimmung von Stadtbürgermeister Andreas Nikolay und VG-Bürgermeister Michael Boos (links).
Werner Dupuis

Nach einem mehr als sieben Monate andauernden Corona-Lockdown konnte am 1. Juni das Hunsrück-Museum endlich wieder öffnen. Die Zeit wurde von Museumsleiter Fritz Schellack mit seinem Team und unter Mithilfe des städtischen Bauhofs genutzt, um das Museum „aufzufrischen“. Das „Gedächtnis der Region“, wie die Einrichtung auch umschrieben werden kann, bekam neue Farben und weitere Inhalte. Das Publikum wurde – quasi als Geburtstagsgeschenk zum 100. – gleich mit drei neuen Sonderschauen überrascht.

Mehr als 100 Gratulanten, die zum Teil mit ihren Oldtimern anreisten, konnte Museumschef Fritz Schellack begrüßen.
Werner Dupuis

„Simmern im Wandel“ zeigt Fotos und Objekte aus drei Jahrhunderten. Eine Spurensuche zurück in die Zeit, als die Herzogresidenz reichspolitisch weit über den Hunsrück hinaus Bedeutung erlangte, bietet Ausstellung Nummer Zwei: „Hunsrück im Mittelalter“. 100 Jahre Museumsgeschichte werden erzählt in der dritten Schau. Als Zugabe gibt es natürlich die zum festen Inventar des Hunsrück-Museums gehörenden Gemälde, Aquarelle und Skulpturen. Diese stammen von Friedrich Karl Ströher, der ebenfalls vor exakt 100 Jahren, im Jahr 1921, seine Bilder in einer Ausstellung in Simmern erstmals einer größeren Öffentlichkeit im Schloss zeigen konnte. Und im Foyer des Schlosses hängen noch aktuelle Hunsrückbilder der heimischen Künstlergruppe „Hauderer“ .

Das Hunsrück-Museum wurde 1921 als Heimatmuseum gegründet. Die Gründung geht auf einen Aufruf des Hunsrücker Geschichtsvereins zurück. Unter dem Leiter Karl Wagner zog das Museum 1930 vom Schinderhannesturm in das Neue Schloss. Wagners Nachfolger wurde 1939 Helmut Hopstätter. Die Trägerschaft des Museums übernahm 1963 die Stadt Simmern. 1966 erfolgte im Zuge der Schlossrenovierung eine Umgestaltung der Präsentation der Sammlungen. Es wurden die Bereiche Landschaft, Bodengeschichte, Vor- und Frühgeschichte, Landesgeschichte und Volkskunde ausgestellt. Museumsleiter von 1978 bis 1998 war Willi Wagner. Unter seiner Leitung wurden die Bestände inventarisiert und neue Publikationen in der Schriftenreihe des Museums herausgegeben. Im Zuge der umfassenden Schlossrenovierung von 1992 bis 2001 wurde das Museum im Jahr 2000 neu konzipiert.

Der promovierte Volkskundler Fritz Schellack leitet seit 1998 das Hunsrück-Museum und ist seitdem mit großem Sachverstand und einer gehörigen Portion Kreativität am Werk. In einem ständigen Prozess des Wandels, unter Einbeziehung der Neuen Medien und der Bildung von Kooperationen, wirbt er stets auch um neues Publikum.

Mehr als 100 Gratulanten, die zum Teil mit ihren Oldtimern anreisten, konnte Museumschef Fritz Schellack begrüßen.
Werner Dupuis

Die durch Corona etwas abgespeckte Geburtstagsparty fand am Sonntag mit mehr als 100 Gästen unter freiem Himmel und bei strahlendem Sonnenschein auf dem Schlossplatz statt. Spalier standen Oldtimer der Simmerner Automobilfreunde. Zu den offiziellen Gratulanten gehörte Stadtbürgermeister Andreas Nikolay, der für die Zukunft weitere Unterstützung von Stadt und Verbandsgemeinde in finanzieller und ideeller Form für „unser gemeinsames Museum“ versprach. In dessen Räumen würden nicht nur Schätze der Vergangenheit bewahrt, sondern auch aktive und zukunftsorientierte Kulturarbeit geleistet, von der die gesamte Region profitiere.

Schellack bedankte sich für die vielfältige Unterstützung. Für die Zukunft wünscht er sich ein ausgewogenes Verhältnis zwischen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, um das erreichte Niveau zu halten. Die Etablierung eines „Filmhauses“ zur Bewahrung des Nachlasses von Edgar Reitz in Simmern, sieht er als einmalige Chance, dieses einzigartige Potenzial zu nutzten und den Kulturstandort Simmern zu stärken. Dadurch würde „hoffentlich und endlich“ auch ad absurdum geführt, dass in amtlichen Raumordnungsplänen der Hunsrück nach wie vor den Status eines kulturellen Niemandslandes habe. Und weil zur Geburtstagsfeier auch Musik gehört, gab es gehobene Unterhaltungsmusik von „Jam – Jazz and More“.

Beim Besuch der Ausstellungen gelten die aktuellen Corona-Bestimmungen. Infos unter www.hunsrueck-museum.de

Von unserem Reporter Werner Dupuis

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