Schmuck im Wert von 50.000 Euro, ein Goldbarren im Wert von 80.000 Euro – das ist die Beute, die sich ein Mann kürzlich allein durch sogenannte Schockanrufe ergaunert hat (unsere Zeitung berichtete). Diese Betrugsmasche gehört mit zu den häufigsten, von denen insbesondere ältere Mitbürger betroffen sind. Nicht müde darüber aufzuklären wird Manfred Adams. Der Emmelshausener ist einer von drei Seniorensicherheitsberatern in der Verbandsgemeinde Hunsrück-Mittelrhein, kreisweit gibt es 17 solcher Berater. Sie alle setzen – genau wie die Polizei im Land – auf Prävention.
Betrüger haben viele Tricks auf Lager
„Für Enkeltrick, Schockanrufe oder Haustürgeschäfte sind vor allem ältere Menschen anfällig“, weiß Adams. Besonders häufig kämen solche Betrugsmaschen in der dunkleren Jahreszeit zum Einsatz. Denn dann sei die Einsamkeit besonders spürbar, die Menschen gingen weniger vor die Tür und erhielten weniger Besuch. „Das wissen auch die Täter“, sagt der Berater. Doch auch im Rest des Jahres versuchten sie ihr „Glück“. Neben Anrufen und Haustürgeschäften hätten die Täter noch andere Tricks auf Lager. „Rund um Weihnachten werden etwa Mistelzweige verteilt, um sich so Zutritt zu Häusern und Wohnungen zu verschaffen“, weiß Adams. Im Frühjahr könnten es etwa auch Tulpen sein. Misteln oder Blumen nutzten sie außerdem, um an potenzielle Opfer auf Märkten oder in Fußgängerzonen heranzukommen. „Über die Zweige kommen sie mit ihnen ins Gespräch und lenken ihre Opfer ab, manchmal verlangen sie auch Geld“, sagt er. Greift das Opfer dann zum Geldbeutel, nutzen die Täter die Situation aus, um hineinzugreifen.
„Für Enkeltrick, Schockanrufe oder Haustürgeschäfte sind vor allem ältere Menschen anfällig.“
Manfred Adams
Beliebt sei aber auch nach wie vor der klassische Handtaschendiebstahl. Daher rät Adams: „Die Tasche niemals über die Schulter hängen, sondern um den Hals mit dem Reißverschluss zum Körper hin tragen.“ Zudem empfehle er einen sogenannten Handtaschenalarm. Dieser gibt im Notfall einen lauten Alarmton ab und schlägt damit Diebe oder Angreifer in die Flucht. Was technische Neuerungen angeht, hält sich Adams etwa durch Messebesuche auf dem Laufenden. So reiste er etwa zur Security Essen, der „Leitmesse für zivile Sicherheit“. „Das ist für mich dann so eine Art Fortbildung“, sagt er.
Wer Seniorensicherheitsberater im Kreis werden will, wird jedoch zunächst an drei Schulungsterminen durch die Abteilung Kriminalprävention des Polizeipräsidiums Koblenz ausgebildet. Damit werden sie Teil eines in Rheinland-Pfalz agierenden Netzwerkes unter dem Dach des Polizeipräsidiums und des regionalen Netzwerkes im Rhein-Hunsrück-Kreis. In diesen Netzwerken haben sie die Möglichkeit, an Schulungen zu aktuellen Themen teilzunehmen. So erhalten die ehrenamtlichen Beauftragten Plattformen zum Austausch und zur Vorbereitung von Veranstaltungen oder Vorträgen, die generationen- und themenübergreifend angeboten werden.
„Es kommt immer häufiger auch junges Publikum zu den Vorträgen.“
Manfred Adams
Adams startete mit seiner Ausbildung im Jahr 2007. „Damals waren der Schwerpunkt noch die Kaffeefahrten“, berichtet er. Die gebe es nun nicht mehr, doch heute wie damals verkauften die Betrüger „Gefühle und Hoffnung“, ist er sicher. Daher möchte er den Menschen nicht nur die Maschen der Betrüger, sondern auch die Psychologie dahinter erklären. Hierzu hat er eine Präsentation verfasst. „Um die zu zeigen, brauche ich nur eine weiße Wand oder eine Leinwand“, sagt er.
Für den Vortrag gebucht werden könne er von Vereinen, Institutionen oder auch von Privatpersonen. Außerdem biete er Hausbesuche an. Der Vortrag indes sei nicht nur für ältere Menschen interessant, ist er sicher. „Es kommt immer häufiger auch junges Publikum zu den Vorträgen“, sagt Adams. Denn auch jüngere Menschen seien mittlerweile etwa von Phishing-Mails oder Ping-Anrufen betroffen. Daher habe er vorgeschlagen, dass er und seine kreisweit tätigen Kollegen in „Kommunale Sicherheitsberater Kriminalprävention“ umbenannt werden. Das treffe ihre Arbeit wohl besser, findet er.
Der Vortrag von Manfred Adams dauert nach eigenen Angaben circa eineinhalb Stunden. Er ist buchbar unter Tel. 06747/598855.