Seit 28 Jahren ist die „Kinderhilfe Tschernobyl“ aus der kleinen, hoch über dem Mittelrheintal gelegenen Hunsrückgemeinde Breitscheid aktiv. Mehr als 1500 Kinder sind seit ihrer Gründung ins Welterbetal gekommen, um hier vier Wochen lang unbeschwerte Ferien verbringen zu können.
Das Gegenstück zu Marlene Kröber ist Natalia Shpakova. In all der Zeit begleitet die Lehrerin, die vorzüglich Deutsch spricht, die Gruppen im Alter zwischen 8 und 16 Jahren. Alle Teilnehmer kommen aus der weißrussischen Stadt Klimowitschi, die im direkten Umland des 1986 beim Supergau zerstörten Atomkraftwerks Tschernobyl liegt. Auch 33 Jahre nach der Reaktorkatstrophe ist das Gebiet radioaktiv verseucht. Die Schwächung des Immunsystems bei Kindern und Erwachsenen sowie ein erhöhtes Krebsrisiko gehören zu den Folgen.
Die Paul-Harris-Fellow-Auszeichnung würdigt besondere Verdienste zum Wohl der Allgemeinheit. Mutter Theresa und die ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter (USA) und Boris Jelzin (Russland) gehören zu dem Kreis der Geehrten. Die Präsidentin des Rotary Clubs Ingelheim Britta-Cordula Dieckmann übergab der sichtlich überraschten 60-Jährigen die Auszeichnung. Die rheinhessischen Rotarier gehören seit vielen Jahren, wie viele Privatpersonen und Vereine auch, zu den Unterstützern des Breitscheider Kinderhilfsvereins. Natalia Shpakova sei nicht nur während der eigentlichen Freizeit, sondern auch in Weißrussland ständige Ansprechpartnerin und die gute Seele der Partnerschaft, sagte die Präsidentin. Alle Beteiligten hoffen, dass sie auch im kommenden Jahr weiter zum Betreuerteam gehört.
Viele Initiativen und Vereine untersützen die Kinderhilfe
Rund 16.000 Euro benötigt die Kinderhilfe Tschernobyl Rhein-Nahe zur Finanzierung der jährlich stattfindenden Freizeit. Die Teilnehmer waren dieses Mal nicht wie in den Jahren zuvor bei Gastfamilien, sondern in der Jugendbildungsstätte in Trechtingshausen untergebracht. Unterstützung wird Marlene Körber und ihrer Initiative von Rotariern und Lions aus Ingelheim, Bingen und St. Goar sowie von Vereinen aus Holland und der Schweiz zuteil. Auch die Soonwaldstiftung hilft mit, genauso wie die Stadt Bingen und die Verbandsgemeinde Rhein-Nahe.
Neben ganz viel Spiel und Spaß gehörten natürlich auch eine Schifffahrt auf dem Rhein, Ausflüge zum Phantasialand in Brühl, in den Hochwildschutzpark und ins Freizeitbad in Rheinböllen sowie Besuche des Barfußfades in Bad Sobernheim und eines Fußballspiels beim Bundesligisten Mainz 05 in der Landeshauptstadt genauso zum Programm wie die Kirmes in Trechtingshausen.
Marlen Kröber, die mit ihrem Mann Norbert mehr als ein Dutzend Mal vor Ort in Weißrussland war und dort viele persönliche Kontakte knüpfen konnte, war ausgesprochen angetan von der Liebenswürdigkeit und Disziplin ihrer Besucher. „Die Gruppe war absolut spitze“, lobte sie zum Abschluss. Beim Abschied flossen viele Tränen, über allem lagen aber auch der Wunsch und die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen am Mittelrhein.