Großer Erfolg bei Meiningers Wettbewerb
Besondere Auszeichnung: Mittelrhein bei Best of Riesling dreimal vorn
Dreimal ganz oben bei „Best of Riesling“ stehen die Mittelrhein-Weingüter Matthias Müller (Spay), Florian Weingart (Spay) und Goswin Lambrich (Oberwesel-Dellhofen). Die Urkunden nahmen (von links) Florian und Ulrike Weingart, Annika Hattemer-Müller und Christiane Lambrich entgegen. Foto: AD LUMINA, Ralf Ziegler
AD LUMINA. AD LUMINA, Ralf Ziegler

Drei erste Preise beim internationalen Wettbewerb „Best of Riesling 2024“ der renommierten Fachzeitschrift „Meiningers Weinwelt“ gingen diesmal an den Mittelrhein. Die Auszeichnung ist außergewöhnlich, denn bei der Kür der besten Rieslinge haben in der Regel die großen Anbaugebiete wie Mosel oder Pfalz klar die Nase vorn.

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Diesmal gewann der Mittelrhein in drei der acht Kategorien mit Weinen der Anbaubetriebe Goswin Lambrich aus Dellhofen sowie Florian Weingart und Matthias Müller, beide aus Spay.

Im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung wurden die besten Rieslinge des diesjährigen Wettbewerbs ausgezeichnet. Schirmherrin Ministerin Daniela Schmitt gratulierte den erfolgreichen Winzern persönlich. Der begehrte Preis für die beste Kollektion des Jahres ging zwar in diesem Jahr nach Württemberg an das VDP-Weingut Dautel, doch auch die Einzelsiege in den verschiedenen Kategorien können sich sehen lassen, denn Meiningers „Best of Riesling“ gilt als der größte staatlich anerkannte internationale Rieslingwettbewerb der Welt.

Spannender Überraschungssieger aus alter Riesling-Parzelle

In jeder Kategorie wurden die Erst- bis Drittplatzierten ausgezeichnet. Zusätzlich gibt es Medaillen mit der jeweils erhaltenen Punktzahl (ab 87 Punkte). Dabei erhielt das Weingut Goswin Lambrich GbR aus Oberwesel-Dellhofen 93 Punkte und damit den ersten Platz in der Kategorie IV, Lagen-Riesling trocken. Die Jury schreibt zu dem 2022 wurzelecht Oberweseler Bernstein Riesling trocken, der 13 Prozent Alkohol und 5 Gramm Restzucker aufweist: „Ein immens spannender Überraschungssieger vom Mittelrhein aus einer fast 100 Jahre alten Riesling-Parzelle, anfangs zart und verhalten im Duft, leicht Jasmin, weiße Johannisbeere samt Stängelholz, Hopfen, dezent rauchig-hefig, subtil, Yuzu und Nashi; leicht und doch mit Tiefgang, athletisch, straff, vibrierend, schönes Trinkanimo, ein echtes Unikat.“ Insgesamt sechs weitere Rieslinge des Dellhofener Weinguts bekamen außerdem Punktzahlen zwischen 90 und 88.

„Wir sind zum ersten Mal auf dem ersten Platz gelandet“, freut sich Christiane Lambrich über die Auszeichnung. Das kerngesunde Lesegut sei spät gelesen worden und habe lange auf der Hefe gelegen. Es hat am Ende manch großes Gewächs ausgestochen.

Trockenbeerenauslese ist eine echte Rarität

93 Punkte war auch die siegreiche 2023er Trockenbeerenauslese vom Weingut Matthias Müller GbR aus dem Bopparder Hamm der Lage Mandelstein in der Kategorie Edelsüß den Verkostern wert, die ins Schwärmen gerieten: „Diese TBA explodiert fast im Glas, mit Aromen von Orangenschale, leicht nussigen Tönen, Salbei und Eukalyptus, Biskuit und Trockenobst; am Gaumen mächtig, kraftvoll, Süße und Säure am Anschlag, steht vor einem langen Leben.“

Unglaubliche 333 Gramm Restzucker bei 6 vol. Prozent Alkoholgehalt lassen vermuten, dass die Süße alles andere dominiert. Tut sie aber nicht, wie einige Gäste bei der Jahrgangspräsentation um das Himmelfahrtswochenende im Weingut feststellen konnten. Mehr als 200 Grad Oechsle hatten die Trauben. Sechs weitere Rieslinge erreichten bei der Verkostung Punktzahlen zwischen 92 und 89. Annika Hattemer-Müller berichtet gegenüber unserer Zeitung von einem besonderen Jahrgang: „Wir hatten eine Süßweinkollektion wie noch nie.“

Generell sei die edelsüße Kategorie die Königsdisziplin. Das Besondere im vergangenen Jahr: „Wir haben Mitte September schon Süßwein gelesen, haben sehr viel selektiert, aber das mussten wir tun, nachdem die Natur uns diese Qualität geschenkt hat.“ Und so konnte Winzer Matthias Müller sich seinen Wunsch erfüllen, zur Geburt seines Enkels Milo, der im November zur Welt gekommen ist, etwas ganz Besonderes im Keller heranreifen zu lassen. Rund 200 0,375-Liter-Flaschen sind es am Ende geworden, eine fulminante Rarität.

Spätlese besticht mit komplexer Aromatik

Mit 92 Punkten wurde die 2023er Riesling Spätlese Bacharacher Mathias Weingarten vom Weingut Florian Weingart aus Spay auf den ersten Platz in der Kategorie VI, Riesling edelsüß, gewählt. Hier lautet die Beschreibung der Verkoster: „komplexe Aromatik aus Teewürze, Aprikose, Honig und leichter Holznote; am Gaumen intensiv, enorme Länge, kernig und druckvoll, viel Charakter“ – mit 101 Gramm Restzucker und 8 vol. Prozent Alkohol. Das Spayer Weingut besitzt auch Anbauflächen in Bacharach, oberhalb der Lage Bacharacher Hahn, erklärt Florian Weingart. Dort, in Richtung Henschhausen, befinde sich die Lage Mathias Weingarten, deren Namensähnlichkeit zum Weingut aber zufällig sei, so Weingart. Drei weitere seiner eingestellten Weine erreichten hohe Punktzahlen (87 und zweimal 90 Punkte).

Fast drei Wochen dauerte die intensive Verkostung. Knapp 1350 Rieslinge in sämtlichen Facetten, von trocken und jung bis edelsüß und gereift, wurden sensorisch, qualitativ und basierend auf dem bekannten 100-Punkte-Schema bewertet und konnten die Expertenjury überzeugen. Das Anbaugebiet Mittelrhein erreichte insgesamt 35 Bewertungen.

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