Autoschau, Flohmarkt, offenes Schloss und verkaufsoffener Sonntag: Wetter durchwachsen, Laune in Simmern trotzdem gut
Bescheidenes Wetter hält sie nicht auf: Viele Besucher pilgern zum Frühlingsmarkt nach Simmern
Elke Höner aus Gemünden versucht, beim bunten Flohmarkt am Schinderhannesturm ihren Tukan an den Mann zu bekommen. Fotos: Monika Pradelok
Monika Pradelok

Simmern. Das Wetter zum Simmerner Frühlingsmarkt ist mehr als durchwachsen am Sonntagvormittag: starker Wind, Regenschauer, ein wenig Sonne, wieder Regen und der ein oder andere Windstoß. Ein kleiner Vorgeschmack auf den April, der nur allzu gern macht, was er will.

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Doch um kurz nach 13 Uhr hat Petrus ein Nachsehen und legt eine Pause ein. Für die Händler am Schinderhannesturm ein Tickchen zu spät. Wo sich normalerweise viele Stände aneinanderreihen, wirkt der Platz ausgedünnt. „Viele haben am Samstag wegen des Wetters abgesagt“, berichtet ein Händler, der zum ersten Mal beim Flohmarkt mitmacht. Auch der Zulauf erscheint ihm nicht wirklich groß. Er wirkt enttäuscht, will seine Zelte dennoch nicht abbrechen.

Ein wenig weiter steht Elke Höner gut geschützt unter der Parkplatzüberdachung. „Gut geschützt? Ha! Vorhin kam ein Windstoß und wehte den Regen direkt hierhin. Wir sind ganz schön nass geworden“, sagt sie. Für die Frau aus Gemünden kommt Aufgeben nicht infrage. Rege versucht sie, ihre Waren an den Mann oder die Frau zu bringen. „Wie wäre es mit diesem Tukan? Er stammt aus Costa Rica“, rührt sie die Werbetrommel bei einem Herrn. Der scherzt, ob der Vogel den weiten Weg von dort bis nach Simmern geflogen ist – und geht, ohne diesen zu kaufen, weiter. Nur eine Stunde später ist das Wetter stabil, und immer mehr Menschen finden den Weg zum Schinderhannesturm, sehr zur Freude der wenigen verbliebenen Flohmarkthändler.

Auf dem Weg Richtung ProWinz-Kino vermischen sich Waffel- und Bratwurstduft zu einem köstlichen Gemisch. Mit Appetit beißt eine Frau ihn ihr Wildbratwürstchen, während sie dem Liebeskummer des Verkäufers zuhört. Der erkennt zum Schluss des Gesprächs, dass es „einfach nicht die richtige Frau“ gewesen ist.

Ein wenig weiter, auf dem Schloßplatz, stehen die ersten Autofans, überwiegend Männer, vor den neuesten Modellen – und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Ähnlich geht es den kleinen Besuchern im Hunsrück-Museum, wo viele Eisenbahnfreunde ihre Modelle aufgebaut haben. Einer von ihnen ist Thomas Gumm. Das letzte Mal hat er vor dreieinhalb Jahren seine Playmobil-Eisenbahn aufgebaut und beim Frühlingsmarkt präsentiert. Das hat Spuren hinterlassen. Quietschend dreht der Güterzug seine Runden. „Er könnte schon einen kleinen Spritzer Öl vertragen“, räumt Gumm ein.

Seine Begeisterung für Eisenbahnen fängt schon im jungen Alter an. „Als Kind habe ich mir immer eine Eisenbahn gewünscht“, erinnert er sich. Allerdings bekommt Gumm lediglich eine Autobahn geschenkt. Nicht das, was er sich damals eigentlich erhofft hat. Seine Begeisterung für Spielzeugeisenbahnen verliert er dadurch aber nicht. Und so stellt er seine Modelle neben den Eisenbahnfreunden Simmern nun für andere aus. Besonders viele Kinder mit ihren Vätern oder Großvätern legen einen Zwischenstopp bei Gumm ein – und blicken neugierig auf den leicht quietschenden Güterzug, der seine Runden dreht.

Immer mehr Besucher finden den Weg ins Hunsrück-Museum, schauen sich die Exponate sowie Eisenbahnen, die in den Räumen des Museums verteilt sind, an. Und auch draußen wird es immer voller. Bis zum späten Nachmittag lockt der Frühlingsmarkt viele Menschen in die Kreisstadt – bis Petrus sich entscheidet, wieder einen Regenschauer vorbeizuschicken. Bis dahin haben aber etliche Besucher einen schönen Sonntag mit Bummeln, Majen und Feilschen verbracht.

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