Wuselig geht es zu in der Stadthalle Boppard – Schüler von acht Schulen in der Region sind der Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zur Berufs- und Ausbildungsmesse (BAM) gefolgt. Ein zweiter Termin in der Hunsrückhalle Simmern ist für Samstag, 5. Oktober, angesetzt.
In Boppard empfangen 54 Aussteller die Jugendlichen, die die achten bis zehnten Klassen der Schulen in der Stadt, aber auch in Kastellaun, Emmelshausen, Oberwesel und Koblenz besuchen. „Deine Zukunft. Dein Ding.“ ist der Untertitel der Messe. Herausfinden, was genau das Ding ist, das man in Zukunft machen möchte und mit dem man in eben diese starten will, dazu kann ein Besuch der Messe eine Orientierung geben. „Hier können die Schüler erste Kontakte zu Unternehmen knüpfen, vielleicht auch einen Praktikumsplatz finden“, sagt Knut Schneider, IHK-Regional-Geschäftsführer. Die Messe sei dabei ein Baustein von vielen, um auf die Chancen aufmerksam zu machen, die eine duale Ausbildung bieten kann, erklärt er.
Von Blaulicht bis Schieferhammer
Auf sich aufmerksam machen die Ausbildungsbetriebe, manche haben es dabei etwas leichter als andere. So setzt zum Beispiel die Polizei mit Blaulicht einen Anziehungspunkt, der Tarnfleck der Bundeswehr sticht zwischen den vielen zivilen Ständen heraus. Vor der Halle konnten sich die Schüler beim Dachdeckergewerk im Umgang mit dem Schieferhammer ausprobieren. Auch die Industriebetriebe wissen, ihre Stärken einzusetzen. So winkt vor dem Stand von Hahn-Automation ein Roboter den Jugendlichen zu, bei Bomag steht ein Schweißsimulator samt Schutzhelm zum Testen bereit.
Bei Schottel heißt es Azubi Ahoi. Ausbildungsmeister Frank Ackermann begrüßt interessierte Schüler mit einer Station, an der sie die rundum steuerbaren Schiffsantriebe steuern können, die Kernkompetenz des Spayer Unternehmens, das in Dörth und Wismar produziert. Das weckt das Interesse von handwerklich interessierten Schülern wie Niklas Löwenstein und Constantin Brand vom Gymnasium auf der Karthause in Koblenz.
Modell aus Azubiprojekt
Das Modell und die dazugehörige Steuereinheit sind übrigens ein Azubiprojekt, berichtet Ackermann. Daran hätten die Auszubilden aller Ausbildungsberufe im Betrieb etwa von den Zerspanungs- über die Industriemechaniker, Mechatroniker bis zu den Industriekaufleuten mitgewirkt, um nur einige zu nennen.
Die in Boppard ansässige Stiftung Bethesda St. Martin bildet etwa Erzieher und Heilerziehungs- sowie Altenpfleger aus und ist zudem auch mit ihrem Inklusionsbetrieb BEST mit einem Stand vertreten. Gesellschaftlich höchst relevante Berufe also, die sich jedoch weniger greifbar darstellen lassen und wegen der insgesamt oft langen Ausbildung auch abschrecken können. Deshalb suchen Frank Dommershausen, Praxisanleiter für Erzieher, und seine Kollegen auch das direkte Gespräch mit den teils schüchternen Schülern.
„Damit machen wir ganz gute Erfahrungen. Wir sind hier mit den Kollegen bei der Messe, die später auch die Ansprechpartner für die Schüler bei einem Praktikum oder in der Ausbildung sind“, sagt er. Die Kontinuität zahle sich hier aus. Positiv falle ihm auf, dass einige Schüler gut vorbereitet auf die Messe kommen. Manche hätten klare Aufträge zu einer bestimmten Anzahl an Ausbildungsberufen Informationen zu sammeln, diese gute Begleitung durch die Schule sei wünschenswert.
Mehr als 100 Berufe vorgestellt
Eine Schule, die sich in besonderem Maße bei der Messe in Boppard einbringt, ist die Berufsbildende Schule Boppard (BBS). Während einige Schüler die Messe als Besucher erlebten, war die Schule auch mit einem Stand vertreten und stellte ihr Angebot vor. Zudem sorgten die Schüler der Klassenstufe BF 1 Ernährung, Hauswirtschaft und Sozialwesen das Catering mit Brötchen und Getränken. Als Schülerscouts standen den Besuchern vier Schülerinnen der 12. Klasse der IGS Emmelshausen mit Rat zur Seite.
Mehr als 100 Berufe konnten die Schüler in Boppard und am Samstag ab 9.30 Uhr erneut in Simmern kennenlernen – oder „#Könnenlernen“. Mit diesem Wortspiel als Motto betreibt die IHK eine Kampagne, mit der sie die Jugendlichen für Ausbildungen begeistern möchte. „Auch wenn es immer noch Jugendliche gibt, die mit 14 Jahren ihre Ausbildung starten, ist die Verweildauer in der Schule mit den Angeboten gestiegen“, sagt Schneider. Die Ausbildung biete gute Möglichkeiten und auch Chancen, sich auch im Anschluss weiterzuentwickeln. Dass gut ausgebildete Fachkräfte gefragt sind, zeige sich unter anderem daran, dass die Betriebe auch in einem größeren Einzugsbereich suchen.
Was die Mobilität betrifft, so versuchen manche Unternehmen es zum Beispiel über Mitfahrgelegenheiten, auch Jugendliche mit etwas weiterer Anfahrt zu unterstützen. So seien neben Betrieben aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis auch Unternehmen aus der etwas weiteren Region auf den Messen in Boppard und Simmern vertreten.