Mit Arbeiterliedern und hohem Besuch aus Berlin und Mainz begeht der SPD-Ortsverein Boppard das 150-jährige Bestehen
„Bella Ciao“ mit Saskia Esken an der Gitarre: SPD feiert 150 Jahre Sozialdemokratie in Boppard
Zur Feier von 150 Jahren Sozialdemokratie in Boppard hatte der Ortsverein in die Stadthalle eingeladen. Bei Musik von „Hennerscht de Vehrerscht“, guter Verpflegung und in geselliger Runde wurde der Anlass würdig begangen. Ehrengast war die Bundesvorsitzende Saskia Esken.
Werner Dupuis

Boppard. Der SPD-Ortsverein Boppard hat sein 150-jähriges Bestehen in der Stadthalle gefeiert, mit Ehrengästen, Arbeiterliedern und dem einen oder anderen "SPD-Moment":

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Die Gitarre wird noch flott gestimmt, und Saskia Esken nimmt in der Reihe der Musiker von „Hennerscht de Vehrerscht“ Platz. Nach einem wunderbaren Geigenvorspiel stimmt die SPD-Bundesvorsitzende und der Rest der Combo beim Klassiker der Arbeiterlieder mit ein: „Bella Ciao“.

Viele der gut 80 Gäste in der Stadthalle singen teils leidenschaftlich mit den Genossen mit. Zur Textsicherheit wurden Liedblätter verteilt mit klassisch sozialdemokratischem Liedgut von „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, „Moorsoldaten“ bis „Wann wir schreiten“.

Zur Freude der Bopparder SPDler griff Bundesvorsitzende Saskia Esken selbst zur Gitarre und stimmte bei „Bella Ciao“ mit "Hennerscht De Vehrerscht" ein.
Werner Dupuis

Mit vier Gitarren, Cajon, Kontrabass und Geige und der passenden Liedauswahl gaben die Musiker dem Fest zum 150. Jubiläum einen würdigen Rahmen, mit dem sich auch die Ehrengäste, neben der Bundesvorsitzenden (mehr zu Saskia Eskens Rede unten) auch die Landeschefin der Partei, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, sichtlich wohlfühlten. „SPD-Momente“, wie Bätzing-Lichtenthäler es in ihrem Grußwort beschrieb, hatten die großteils langjährigen Mitglieder mit ihrer Partei sicher schon einige erlebt, aber unter anderem mit einer singenden Vorsitzenden hielt der Abend noch den einen oder anderen bereit.

„Boppard erhält mit der Zeit noch alles“, zitierte Ulrike Neubauer die „Bopparder Zeitung“, in der von der Gründung „eines sozialdemokratischen Vereins“ am 8. November 1874 berichtet wurde. Sie und Peter Bast führten als Ortsvereinsvorsitzende durch den Abend. „Boppard war schon immer Treffpunkt vieler Durchreisender, sodass sozialdemokratisches Gedankengut hier schon früh auf fruchtbaren Boden gefallen sein dürfte“, sagte Neubauer.

Die SPD in Boppard könne als älteste politische Kraft der Stadt auf eine lange und stolze gemeinsame Geschichte zurückblicken, sagte Bätzing-Lichtenthäler in ihrer selbstbewussten und kämpferischen Ansprache. Auch in besonders schweren Zeiten habe man die Tradition der demokratischen Erneuerung weiterleben lassen. Man werde sich auch in der Gegenwart, die „sowohl gesellschaftlich als auch für die Sozialdemokratie alles andere als leicht“ sei, nicht wegducken und verzagen.

Die SPD-Landesvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler.
Werner Dupuis

Das Team Rheinland-Pfalz wolle weiterhin die richtigen Themen setzen, unter anderem Bildungsgerechtigkeit, und gleichwertige Lebensverhältnisse für Stadt und Land schaffen. Die SPD solle die „Mittendrin-Partei“ sein, in der Gesellschaft, in den Dörfern, präsent „an der Theke und auf Tiktok“, spitzte sie es zu.

Wir hetzen nicht, wir schwurbeln nicht und wir reden den Extremisten nicht nach dem Mund. Wir bieten ihnen die Stirn und schützen unser Land vor Extremisten und den Totengräbern der Freiheit.

SPD-Landesvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler

„Hier entscheidet sich, ob Demokratie gelingt. Wir hetzen nicht, wir schwurbeln nicht und wir reden den Extremisten nicht nach dem Mund. Wir bieten ihnen die Stirn und schützen unser Land vor Extremisten und den Totengräbern der Freiheit.“ Es helfe jedoch nicht nur, gegen rechts zu sein. „Klar sein in den Themen, in der Sprache und der Politik“, gab sie als Ziel vor. Den geschichtlichen Teil zur Geschichte der SPD rief ein Erklärvideo in Erinnerung. Für den angekündigten Rückblick auf die jüngere Geschichte der Sozialdemokratie in Boppard blieb letztlich leider keine Zeit. Dafür gab es eine Talkrunde, bei der Sandra Porz und Umut Kurt, die SPD-Fraktionsvorsitzen in Stadtrat und Kreistag, mit den Ehrengästen zu aktuellen politischen Themen ins Gespräch kamen.

Der Tenor zur Jubiläumsfeier könnte lauten: Die SPD schöpft viel Kraft aus ihrer Geschichte, wie Esken betonte. Mit Blick auf Gegenwart und in die Zukunft wurde an vielen Stellen jedoch auch deutlich, dass die Genossen zum einen vor großen politischen Aufgaben stehen, es ihnen andererseits mitunter aber auch schwerfällt, junge Menschen mit ihrer Politik zu erreichen. Aufgeben wollen sie die Sozialdemokratie nach 150 Jahren in Boppard und noch längerer Geschichte im Bund aber nicht, getreu ihrem Motto „Glück auf“.

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