In den ersten Apriltagen hat es demnach ein Präsenztreffen mit dem Planer und Investor Konrad von Danwitz gegeben, zu dem von Bürgermeister Andreas Nikolay alle Stadtratsfraktionen eingeladen worden waren. In nicht öffentlicher Runde kamen die Fraktionen zusammen, allerdings nahm die SPD nicht teil und erhielt im Nachgang auch keine Informationen darüber. Dem Eindruck, dass die SPD von diesem Treffen gewissermaßen ausgeschlossen gewesen sei, trat der Bürgermeister entschieden entgegen. Die Fraktion sei eingeladen gewesen, erklärte er und ergänzte, die Fraktionsvorsitzende Astrid Bach hätte den Termin kurzfristig abgesagt. „Niemand war ausgeschlossen“, sagte Nikolay.
Einmal mehr machte der Bauausschuss deutlich, dass es drei Ebenen von Informationsständen in Simmern zu geben scheint. Auf der höchsten Ebene befinden sich offensichtlich mehrere Fraktionen und die Stadtspitze, die anscheinend Kenntnis von neueren Plandetails zu haben scheinen. Dies lässt sich zumindest vermuten. Peter Mumbauer (asL) deutete an, dass der Inhalt der Petition ein Stück weit nicht mehr den Realitäten entsprechen würde und die der Petition zugrunde gelegten Dimensionen des Bauprojekts so nicht mehr zur Debatte stünden – das Vorhaben würde kleiner werden. Dies hatte auch Architekt und Vorhabenträger von Danwitz gegenüber unserer Zeitung zum Ausdruck gebracht. Öffentlich wurde von der Stadt bislang aber noch kein neuer Plan behandelt. Dies lässt sich daraus schlussfolgern, dass auf der zweiten „Wissensebene“ seitens der SPD ein Informationsdefizit bemängelt wird.
Nach dem informellen, nicht öffentlichen Treffen mit dem Architekten mahnte Max Wiederspahn für die SPD ein Gesprächsprotokoll und einen neuen Entwurf des Bebauungsplans an. Diesen gibt es bislang aber nicht. Dem Vorwurf einer mangelhaften Information trat Bürgermeister Nikolay energisch entgegen und wurde von Hans-Eckhard Gallo (FDP) unterstützt, der Wiederspahn deutlich widersprach und dessen Vorwurf in den Bereich einer „Frechheit“ verordnete. „Wir waren mit dem Investor auf einem sehr guten Weg“, sagte Gallo in Hinblick auf den offensichtlich erreichten veränderten und reduzierten Planungsstand. Wo das Projekt konkret steht, wurde nicht diskutiert.
Auf einer dritten Kenntnisebene wähnen sich Anwohner, die sich vor einigen Wochen in das Verfahren eingebracht haben – zuletzt mit der Petition, die am Dienstag übergeben wird. Im Bauausschuss wurde von Bürgermeister Nikolay deutlich gemacht, dass die Anwohner mit der Petition einen Dialog initiieren möchten und grundsätzlich bauliche Maßnahmen nicht ablehnen. Dies untermauerte Matthias Göbel (SPD), der ebenfalls für die Simmerner Bürger einen erheblichen Nachholbedarf für transparente Information anmahnte. Diskutiert wird in der Stadt zwar reichlich, aber außer den in den jeweiligen Sitzungsunterlagen zu findenden kurzen Beschlüssen und wenigen, scheinbar überholten Planunterlagen, ist der Kenntnisstand der Bürger wohl eher gering.
Obwohl es sich um den maßgeblichen Fachausschuss handelt und im Vorfeld offensichtlich verschiedene Gespräche geführt worden waren, thematisierte der Bauausschuss weder Planungsstand noch weiteres Vorgehen. In der Tagesordnung hieß es zwar: „Bebauungsplan für Teilflächen zwischen der Klappergasse und dem Simmerbach – Weiteres Verfahren“. Wie die Stadt weiter verfahren will, blieb allerdings offen. Inhaltlich gab es wenig Austausch, die CDU-Fraktion schwieg völlig. Lediglich Elke Baumgarten ging für die Grünen konkreter auf Vorstellungen ihrer Stadtratsfraktion ein, indem sie sagte, dass die Grünen als basisdemokratische Partei die Petition positiv sehen und bezüglich der Planungen konkret Haus 1 sowie Haus 2 in der Nähe des Wendehammers der Kuhnengasse sowie nahe des Treppenfußweges zur Klappergasse kritisch sehen. Auch Baumgarten schloss sich dem „Wunsch nach gleichem Wissensstand“ an. Sie erklärte für die Grünen, dass eine „behutsame Bebauung im Bereich der Simmerbachaue“ betrieben werden sollte. Matthias Göbel forderte dazu auf, dass mögliche neue Planunterlagen vorgelegt werden.
Vorgelegt werden am Dienstag zunächst Unterschriften. Wie Bürgermeister Nikolay erläuterte, wird die bis zum Freitag von 1168 Personen unterzeichnete Petition dann von Anwohnern übergeben werden. Rund 470 Unterzeichner sind Simmerner Stadtbürger, vor allem aus dem Gebiet der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen kommen Hunderte weitere Unterstützer. Die Anwohner, welche die Petition initiiert haben, wollen auf diese Weise einen transparenteren Umgang mit dem Verfahren zum Bauprojekt erreichen.