Ob daraus eine Institution werden könne, hänge vor allem davon ab, ob sich genügend Bürger für dieses Experiment zusammenfinden. „Wir möchten mit diesem Treff auf längere Sicht einen Begegnungsort schaffen, der seinen Beitrag zur Wiederbelebung der Heerstraße leistet und vor allem eine Art Gemeinsinn stiftet“, heißt es in einer Pressemitteilung zum Projekt.
Dem Ort kommt historische Bedeutung zu: Die Heerstraße 106 wird nämlich auch Freiligrath-Haus genannt, weil der Dichter Ferdinand Freiligrath in den Jahren 1842 bis 1844 mit seiner Familie darin lebte. In diesen Jahren war es ein geselliges Haus, in dem führende Intellektuelle (Politiker, Dichter und Journalisten) zusammenkamen, um sich – mitunter bei reichlich Wein – Gedanken über das politische System in Deutschland zu machen. Es waren Liberale darunter, aber auch Radikaldemokraten und Konservative, und trotzdem herrschte unter ihnen der tolerante Ton des „rheinischen Liberalismus“, der dem strengen preußischen Obrigkeitsstaat diametral entgegengesetzt war.
An diese Tradition wollen die Verantwortlichen mit ihrem „freili“-Projekt anknüpfen, und dabei sei Spontaneität gefragt. „Wir richten diesen Bürgertreff ein, weil wir jetzt die Gelegenheit dazu haben und nicht, weil wir schon ein fertiges Konzept hätten. Dabei leitet uns der Gedanke der Bürgerbeteiligung, dem sich hoffentlich viele Sankt Goarer und Nicht-Sankt-Goarer anschließen werden. Natürlich sind uns auch Einwohner aus Sankt Goarshausen, Oberwesel, Bacharach und/oder von den Hunsrück- beziehungsweise Taunushöhen herzlich willkommen. Unsere Erwartungen wären übertroffen, wenn die Idee bis hin auf die andere Rheinseite ausstrahlen könnte“, lautet der Appell an eine breite Öffentlichkeit.
Als erste Schritte für die kommenden zwei „Initiationsmonate“ stehen die folgenden Ideen auf dem Programm:
- Ein jour fixe an jedem Freitag ab 16 Uhr mit offenem Ende (Beginn ist am Freitag, 25. Oktober, Ende am Freitag, 13. Dezember),
- ein Workshop mit Schülern zu ihren Vorstellungen über Verwendungsmöglichkeiten des Raums,
- eine Gesprächsrunde mit Experten zum Thema Ortsentwicklung in ländlichen Räumen,
- ein sporadisches Musikprogramm mit Interpreten vor Ort,
- die Verwandlung des Leerraums in ein Füllhorn durch Sprachunterricht, Lesepatenschaften, Filmvorführungen und vieles mehr.
Bisher sei nur der jour fixe festgesetzt, während alle anderen, kurzfristig anberaumten Veranstaltungen dem Schaufenster der Heerstraße 106 zu entnehmen sein und auf der Website veröffentlicht werden. „Wir freuen uns über die Mitwirkung von Jung und Alt, Einzelpersonen und Vereinen, Einheimischen und Zuwanderern. Veranstaltungen und Bewirtung finden auf Spendenbasis statt, Mitwirkung und Beitragsgestaltung sind ausdrücklich erwünscht“, erklären die Projektverantwortlichen.red
Kontakt und weitere Informationen zu dem Thema im Internet über die Adresse https://freili.org/ buergertreff/