Dieter Diether hat kürzlich im Landesarchiv Speyer eine Urkunde ausfindig gemacht, die auf den 30. Oktober 1319 datiert ist und das Ergebnis einer Entscheidung des erzbischöflichen Hochgerichts zu Mainz festhält, wonach in der Ellerner Marienkapelle weiterhin wöchentlich zwei Messen zu feiern sind und diese seelsorgerische Versorgung von der Rheinböller Mutterkirche nach entsprechender Dotierung zu gewährleisten sei. Der Verfasser legt diese Urkunde mit einem instruktiven Kommentar vor und gibt ihr eine Übersetzung von Annastina Kaffarnik bei.
Gerichtsprozesse zeigen Dorfstreitigkeiten
Hirsch- und Idarbach trieben innerhalb der Gemarkung von Laufersweiler, seit 1662 unter der gemeinsamen Dorfherrschaft von Kurtrier und Schenk von Schmidtburg stehend, die Räder von sechs Mühlen an. Eines davon gehörte zur Liebfrauenmühle, die als schmidtburgische Bannmühle diente und wohl ab 1717 an die Familie Weyrich verpachtet war. Peter Brommer setzt aufgrund neuer Aktenfunde die Geschichte dieser Mühle von 1552 bis 1815 in ein helleres Licht, wobei besonders die Überlieferung zu den fünf Prozessen, in die die Weyrichs zwischen 1731 und 1815 verwickelt waren, das ganze Panorama der Konfliktmöglichkeiten zwischen Dorfherrschaft, Gemeinde und Müllern aufscheinen lässt.
Dieter Junker nimmt sich die zeitgenössische Überlieferung zur Wahl des ersten demokratischen Kreistages am 20. Februar 1921 vor und zeigt auf, welche Personen in welchen Parteien oder politischen Interessenvertretungen zur Wahl antraten, mit welchen Argumenten sie Wahlkampf führten und wie sie sich nach dem Wahlergebnis in dem neuen Gremium arrangierten.
Zwei Dialektgebiete im Hunsrück
Rudolf Steffens dokumentiert anhand zahlreicher Sprachbelege, wie die unterschiedliche Art, das Passiv zu bilden („Das Brot wird gebacken“ / „Das Brot gibt gebacken“), den Hunsrück in zwei Dialektgebiete teilt. Ferner kann er, unterstützt durch eine kartografische Darstellung, zeigen, dass diese Spracheigenheit nach Westen ausgreift und auch im Hunsrückischen Südbrasiliens nachweisbar ist.
Unter Berichte und Mitteilungen stellt Achim R. Baumgarten wieder neue Quellen zur Hunsrücker Geschichte vor. Dabei handelt es sich um zwei Konvolute zum Forstwesen im Bereich der Oberförsterei Kastellaun, die künftig im Kreisarchiv zur Verfügung stehen. Sie enthalten sämtliche preußischen Verfügungen bis zu den 1920er-Jahren, in Einzelfällen bis in die 1930er-Jahre. Exemplarisch wird je eine Verfügung zur Streulaubentnahme und Krähenvernichtung abgedruckt. Beim zweiten Quellenfund handelt es sich um eine aufschlussreiche Schuldurkunde von 1824, bei deren Zustandekommen der junge Rechtsberater Rottmann eine Rolle spielt. Das Dokument wird vollständig in Reinschrift vorgestellt und kommentiert.
Rudolf Zimmer präsentiert die im Sutton-Verlag erschienene, vom Hunsrücker Geschichtsverein herausgegebene und von Achim R. Baumgarten betreute Sammlung von 55 Kurzporträts Hunsrücker Persönlichkeiten. Die Biografien entstammen der von Baumgarten 2003 ins Leben gerufenen Reihe „Hunsrücker Biografie“, die in jedem Heft der „Hunsrücker Heimatblätter“ erscheint.
Jubiläum der Hunsrücker Auswanderer
Am 25. Juli 1824 landete das erste Schiff mit Hunsrücker Auswanderern in Südbrasilien. Fritz Schellack verweist auf die Jubiläumsveranstaltungen des kommenden Jahres. Aus Sicht des Geschichtsvereins ist dabei auf die Ausstellung im Hunsrück-Museum (Eröffnung: 18. Mai 2024) und das Heft 185 (Juli 2024) der „Hunsrücker Heimatblätter“ hinzuweisen.
Wie gewohnt finden sich in der Heftmitte sechs Hunsrücker Biografien. Sie gelten diesmal:
- Friedrich Hermann Buchloh, Nationalspieler und -trainer sowie Mitbegründer des TuS Neuerkirch-Külz
- Carl Joseph Burret, Kreuznacher Maire (Bürgermeister), Kreisdirektor und Landrat
- Dem Hunsrücker Adelsgeschlecht der Herren von Wahlbach
Alle drei wurden von Achim R. Baumgarten geschrieben.
Weiter werden porträtiert:
- Karl Wilhelm Ludwig Friedrich Freiherr Drais von Sauerbronn, Oberamtmann in Kirchberg und Vater des Erfinders des Laufrades (Hans Dunger)
- Leopold Ensgraber, Studiendirektor, Heimatforscher und Kommunalpolitiker (Jürgen Johann)
- Dr. Friedrich Martin Hess, Regierungsschulrat und Leiter des Simmerner Gymnasiums (Gottfried Hess).
Ebenfalls wie gewohnt schließt das Heft mit der Kleinen Hunsrücker Bibliografie.