Der Stadtrat Simmern und das Jugendparlament Simmern-Rheinböllen haben eine gemeinsame Resolution gefasst, in der sie die Deutsche Bahn und die Landesregierung auffordern, die Strecke der Hunsrückquerbahn auch für den Personenverkehr nutzbar zu machen. „Wir sehen mit Sorge, dass derzeit nur eine Sanierung, aber keine zeitgemäße Reaktivierung der Strecke stattfindet“, heißt es in dem Resolutionstext.
Im vergangenen Jahr fanden vorbereitende Arbeiten entlang der Strecke statt, seit dem Frühjahr arbeiten zwei Firmen mit schwerem Fuhrpark und einer großen Anzahl an Mitarbeitern annähernd rund um die Uhr an der Erneuerung der Schienen zunächst zwischen Stromberg und Simmern. In einer nicht öffentlichen Informationsveranstaltung und einer Auskunft an die Stadt Simmern informierte die Deutsche Bahn über die Bauarbeiten.

An der Hunsrückquerbahn wird gearbeitet
Auf der Strecke der Hunsrückquerbahn zwischen Langenlonsheim und Büchenbeuren tut sich etwas. Seit Anfang Februar erneuern Gleisbauunternehmen den Schienenstrang. Doch was wird genau gemacht und wie sieht der Zeitplan aus?
Branchenkenner und Vertreter der Kommunalpolitik beobachten die laufenden Arbeiten kritisch. Vor allem die Frage, welche Geschwindigkeiten nach der Sanierung auf der Strecke und daran geknüpft welche Art von Verkehr möglich sein wird, bereitet ihnen Sorge, wie man hört und auch im Beschlussvorschlag des Stadtrats formuliert ist. „Die Sanierung wird als unzureichend betrachtet. Züge können künftig nur zehn Stundenkilometer fahren. Die Bahnübergänge werden nicht gesichert“, heißt es in den Sitzungsunterlagen.
Während die Gleise an sich laut der Einschätzung von Eisenbahnexperten theoretisch Geschwindigkeiten von bis zu 60 Stundenkilometern für den Güterverkehr hergäben, soll die zulässige Höchstgeschwindigkeit laut Auskunft der Bahn an die Stadt Simmern bei zehn Stundenkilometern von Büchenbeuren bis Stromberg und 20 Stundenkilometern von Stromberg bis Langenlonsheim betragen. Abgesehen davon, dass das für den Personenverkehr zu langsam ist, wären dafür laut Bahn auch „deutlich umfangreichere Erneuerungen an konstruktiven Bauwerken wie Brücken, Stützwänden und Gleisquerungen erforderlich“. Zudem müssten die Bahnübergänge für höhere Geschwindigkeiten mit Lichtanlagen und Schranken gesichert werden. Das ist im Zuge der aktuellen Arbeiten jedoch nicht vorgesehen.
Initiative zu Resolution kam vom Jugendparlament
„Wir haben immer eine Reaktivierung gefordert“, sagt Stadtbürgermeister Andreas Nikolay im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Bahn investiere nun so viel Geld und saniere doch nur das nötigste, um, wie gerichtlich gefordert, die Befahrbarkeit wiederherzustellen. Er appelliert an das Land Rheinland-Pfalz, die Differenz zu dem Betrag draufzulegen, um statt einer reinen Sanierung eine tatsächliche Reaktivierung der Hunsrückquerbahn zu erreichen, die einen Personennahverkehr vom Flughafen Hahn bis ins Rhein-Main-Gebiet ermöglicht. „Die Initiative für die Resolution kam vom Jugendparlament“, berichtet Nikolay. „Das ist klasse und zeigt, dass junge Leute nochmal eine andere Perspektive zur Bahn haben“, sagte er im Rat.
Lars Goll vom Jugendparlament warb im Stadtrat für Unterstützung der Resolution. Er halte den Personenverkehr auf der Strecke für die Akzeptanz des Bahnbetriebs in der Bevölkerung für wesentlich. „Wenn wieder Züge im Hunsrück fahren, wollen die Menschen auch einsteigen können. Der Hunsrück wird dadurch attraktiver zum Leben, Arbeiten und auch für den Tourismus. Junge Menschen haben einen Teil ihrer Ausbildung oft in Zentren wie dem Rhein-Main-Gebiet und können mit einer leistungsfähigen Bahn besser mit ihrer Heimat verbunden bleiben“, sagte Goll.
Das Jugendparlament sehe die Bahn als eine Entwicklungschance für die Region, aber auch als einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Mobilitätsangebote würden für junge Menschen im ländlichen Raum dann attraktiv, wenn die Verbindungen mit dem Auto mithalten können. „Wir haben uns daher sehr gefreut, dass auch die Stadt Simmern unsere Resolution aufgegriffen hat. Es ist wichtig, dass wir als Region mit einer Stimme sprechen.“

Ausbau der Hunsrückquerbahn: DB beantwortet 14 Fragen
Bis Ende 2025 soll die Ertüchtigung der Hunsrückbahn zwischen Langenlonsheim und Büchenbeuren abgeschlossen sein. Das hatte die DB zum Jahreswechsel verkündet. Seitdem wird auf der Strecke gearbeitet, und immer wieder tauchen neue Fragen auf.
Im Resolutionstext heißt es weiter, die Reaktivierung der Hunsrückquerbahn stärke nicht nur den ländlichen Raum, sondern könne neue Bewohner anziehen und verhindern, dass Menschen wegziehen. Es greife deshalb zu kurz, die Strecke nur für den Gütertransport zu sanieren. „Nur eine Ertüchtigung der Bahnstrecke, die auch den Personenverkehr ins Auge fasst, würde einer zukunftsorientierten Verkehrspolitik gerecht werden“, richtet die Resolution den Appell an die Landesregierung.
„Der Stadtrat und das Jugendparlament setzen sich für eine Hunsrückquerbahn ein, die den Bedürfnissen der Menschen in unserer Region gerecht wird und fordert alle regionalen Akteure dazu auf, öffentlich eine geschlossene Position einzunehmen. Wir brauchen eine gemeinsame Stimme, um für eine nachhaltige und zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur einzustehen“, schließt die Resolution.

Hunsrückquerbahn soll 2025 instand gesetzt werden
Gut Ding braucht Weile. So lautet ein altes Sprichwort. Zur Reaktivierung der Hunsrückquerbahn könnte wohl kaum eines passender sein.
In der Debatte im Stadtrat sprach sich Jörn Wilhelm (CDU-Fraktion) dafür aus, die Resolution gemeinsam mit dem Landkreis und Nachbarkommunen zu fassen. Daniela Lukas-von Nievenheim (Grünen-Fraktionsvorsitzende) befand, der Stadtrat sei in der Lage, die Resolution auch zügig selbst zu fassen, bevor zu viel Zeit ins Land gehe. Dafür plädierte auch Nikolay. „Wenn wir noch auf sieben Stadträte warten, dann ist die Bahn schlecht saniert“, sagte der Stadtbürgermeister. Er werde die Resolution an die Deutsche Bahn und die Landesregierung schicken und bei den Nachbarkommunen dafür werben, sich der Resolution anzuschließen. Für dieses Vorgehen gab es letztlich geschlossene Zustimmung.
Der ausführliche Resolutionstext ist im Ratsinformationssystem der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen im Internet abzurufen.