Gebäudeabriss in Simmern naht
Alt Simmern könnte Nachfolger für Brückenschenke werden
Architekt Bernd König hat diese Totalansicht skizziert. Schön zu sehen sind die gemauerte Brüstung der Brücke über den Simmerbach. Der Neubau mit möglichem Namen "Alt Simmern" dahinter fügt sich architektonisch gut in die Umgebungsbebauung ein.
Andreas Nitsch

In der Kreisstadt Simmern schreitet die Aufwertung der Innenstadt voran. Mehrere Gebäude sollen abgerissen werden – auch die ehemalige Brückenschenke an der Koblenzer Straße. Architekt Bernd König aus Kastellaun hat eine Idee für eine Nachnutzung. 

Die Zeiten, als in der Brückenschenke an der Ecke Koblenzer Straße/Mühlengasse das Bier noch in Strömen durch den Zapfhahn geflossen ist, die Gäste rauchend und klönend am Tresen standen, sind längst vorbei. Das beliebte Lokal am Simmerbach ist seit Jahren dicht, der Eingang ist mit Brettern vernagelt, das Transparent mit dem Gaststättennamen entfernt. Noch in diesem Jahr soll das Gebäude abgerissen werden. Was kommt danach? Der Kastellauner Architekt Bernd König hat – wie er sagt – „eine Idee, eine Vision“.

Hintergrund: Nachdem die Stadt Simmern das Objekt Koblenzer Straße 8 erworben hat, möchte die Stadt das Areal weiter aufwerten und den Gebäudekomplex abreißen lassen. 250.000 Euro sind für den Grunderwerb und Abriss in den Haushalt 2025 eingestellt worden. In der jüngsten Stadtratssitzung hat Architekt Bernd König, der die mehr als 20-jährige Bautätigkeit zur Sanierung und Erhaltung der Stadtmauer hauptverantwortlich begleitet hat, dem Rat erläutert, wie eine Folgenutzung des Geländes aussehen könnte.

Das Anwesen Koblenzer Straße 8, in dem einst die Brückenschenke untergebracht war, ist nicht mehr zu retten. Teile des Dachs sind bereits eingestürzt, das Gebäude ist schadstoffbehaftet.
Andreas Nitsch

Das Anwesen besteht aus einem Haupt- und einem Nebengebäude in Fachwerkbauweise – beide etwa 150 Jahre alt, mit schadhaften Baustoffen (unter anderem mit Asbest) belastet und einsturzgefährdet, kurzum: nicht mehr zu retten. Das Dach ist zum Teil eingebrochen, Tauben haben die Regie übernommen. Bei einer Untersuchung hat sich herausgestellt, dass der Keller wesentlich älter ist – aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammt. Diesen Gebäudeteil möchte König erhalten – schon wegen seiner Wuchtigkeit zum Schutz und aus Stabilitätsgründen hin zum Simmerbach.

Auf dem frei gewordenen Gelände kann sich Architekt König einen Neubau vorstellen – etwa halb so groß wie der jetzige Komplex. Dieser Neubau, der sich an die Umgebungsbebauung anpasst und eventuell einen kleinen Eckturm besitzt, soll an das Nachbargebäude im Osten angrenzen. Dessen Besitzerin habe zugesagt, ihre Fassade im Zuge eines Neubaus sanieren zu lassen. Der kleine Laufsteg am Simmerbach entlang könnte bis zur Brücke, die über die Koblenzer Straße führt, verlängert werden. In dem neuen Gebäude – König hat mit „Alt Simmern“ auch schon einen Namen gefunden – könnte im Erdgeschoss ein Weinlokal oder eine andere Gastronomie eingerichtet werden, oben könnten Wohnungen entstehen.

Diese Skizze von Bernd König zeigt die Draufsicht auf ein mögliches neues Gebäude mit dem kleinen Eckturm an der Nordwestseite und den kleinen Park samt Spielterrasse daneben.
Andreas Nitsch

Zwischen dem Neubau und der abknickenden Koblenzer Straße hin zur Brücke würden sich nach Ansicht des Architekten König eine kleine Spielterrasse und ein kleiner Park mit Sitzgelegenheiten gutmachen. König erinnert sich an Märchenfiguren, die es in den 1950er-Jahren mal in Simmern gegeben habe. „Solche Figuren könnte man dort wieder aufbauen“, sagte König. Was ihm noch wichtig ist: „Die Brücke über den Simmerbach – derzeit mit einem Geländer aus Metallstäben ausgestattet – sollte wieder eine gemauerte Brüstung mit Sandsteinabdeckung erhalten.“ Doch noch ist dies alles Zukunftsmusik. Der Abriss soll im Sommer beginnen und im Herbst abgeschlossen sein. Für alles Weitere muss dann erst mal ein Investor gefunden werden.

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